Der Bentley Continental war 2002 das erste Modell der neuen Ära im Leben der britischen Marke, die im frühen 20. Jahrhundert von Walter Owen Bentley gegründet wurde, bevor sie 1998 als Schnäppchen an den mächtigen VW-Konzern verkauft wurde. Seinerzeit war es möglich, den Entwicklungsprozess in gerade einmal vier Jahren abzuschließen, da als Basis der VW Phaeton verwendet wurde, über den ein Gewand aus verführerischen Linien gelegt wurde, das der Bentley-DNA entsprach. Bentley heißt Le Mans und Le Mans bedeutet Bentley. Die Dominanz beim berühmtesten Autorennen der Welt war in den 1920er Jahren so groß, dass sich das Unbehagen der Konkurrenten in Kommentaren von Leuten wie Ettore Bugatti widerspiegelte, der den großen Siegerwagen von 1930 mit dem charismatischen 4½-Liter-Motor als den schnellsten Schwerlastwagen der Welt bezeichnete.
An die Tradition eines großen, massigen und schnellen Coupés knüpft der neue Continental GT Speed ebenso nahtlos wie imposant an. Optisch sind die Veränderungen im Vergleich zu den anderen GT-Modellen vergleichsweise dezent, aber ein aufmerksamer Blick kann die dunklere Lackierung des Kühlergrills, einen geänderten Stoßfänger sowie 22-Zoll-Leichtmetallräder, Speed-Logo auf dem vorderen Kotflügel und den rot beleuchteten Bentley-Schriftzug in der Einstiegsleiste des Speed entdecken. Im luxuriösen Fahrgastraum dominiert der schwarze Ton der Alcantara- und Lederausstattungen in Verbindung mit den Kohlefaserpaneelen und den Kontrastnähten an Sitzen, Türen, Armaturenbrett und Lenkrad. Die Instrumentierung kombiniert analoge und digitale Elemente und der bekannte drehbare Mittelteil des Armaturenbretts trägt dazu bei, eine elegante Umgebung an Bord zu schaffen.
Beim bekannten Sechsliter-Doppelturbo stieg die maximale Leistung um 24 auf 659 PS und das maximale Drehmoment von 820 auf 900 Nm. Das reicht aus, um den Gran Tourer auf bis zu 335 km/h zu beschleunigen und ihn in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten zu lassen. Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Auto handelt, das mehr als 2,3 Tonnen wiegt. Das W12-Triebwerk ist an ein achtstufiges Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt, das im Sportmodus doppelt so schnell schaltet wie in der Nicht-Speed-W12-Version. Dabei wird die Hälfte der Brennkammern in Situationen bei geringer oder ohne Gaspedalbelastung abgeschaltet, um einen moderateren Verbrauch zu ermöglichen. Dadurch werden Ein- und Auslassventile sowie die Einspritzung auf den definierten Zylindern abgeschaltet, wobei der Continental GT Speed als Sechszylinder gefahren wird.
W12-Motor ist Bentleys letzter Zwölfzylinder
Angepasst an die Mehrleistung und das entsprechende Plus an Fahrdynamik wurde das Luftfederfahrwerk mit seiner variablen Hinterachslenkung. Im elektronischen Stabilisierungssystem befinden sich in jedem Stabilisator leistungsstarke Elektromotoren, die in ihrer stärksten Einstellung in 0,3 Sekunden bis zu 1.300 Nm erzeugen können, um die in einer Kurve entstehenden Kräfte zu neutralisieren und die Karosserie stabil zu halten. Auch die Bremsanlage wurde mit optionalen Karbon-Siliziumkarbid-Scheiben verbessert, die den Biss mit ihren Zehn-Kolben-Bremssätteln vorne und vier Kolben hinten intensiviert, während sie das Pedalgefühl straffer macht und die Fading-Resistenz bei intensiver Nutzung erhöht. Diese Keramik-Bremsanlage reduziert das Gesamtgewicht des Autos um stattliche 33 Kilo. Zudem wurde das Allradsystem neu kalibriert, so dass in jedem Fahrmodus eine größere Differenzierung zu den normalen Continental-Versionen erfahrbar sein soll. Die Kunden dürfte es freuen.
Der Verkauf des neuen Topmodells beginnt in der zweiten Jahreshälfte zu Preisen ab 250.000 Euro. Das Auto dürfte sich daher noch positiv auf die Ergebnisse von Bentley im Jahre 2021 auswirken, das Bentley als ein sehr positives Jahr erwartet, wie Adrian Hallmark, CEO der britischen Marke, erklärt: "Im ersten Quartal 2021 liegen unsere Verkäufe um 30 Prozent höher als im letzten Jahr. Und dies unter Berücksichtigung der Tatsache, dass wir im ersten Quartal des letzten Jahres, vor Beginn der Pandemie, in einem Quartal das beste Geschäftsergebnis unserer Geschichte erzielt hatten. Dem folgte in den beiden folgenden Quartalen ein weiterer Rekord, allerdings ein negativer, nachdem wir die Produktion sieben Wochen lang unterbrochen und weitere acht Wochen mit 50 Prozent der Kapazität gearbeitet hatten. Trotzdem haben wir es geschafft, das Jahr 2020 mit Gewinnen abzuschließen."
Der aktuelle W12 aus dem Continental GT Speed wird der letzte neue Continental-Zwölfzylinder in der Geschichte sein. Bentley hat bereits angekündigt, dass ab 2030 alle seine Autos 100 Prozent elektrisch sein werden. Aktuell erfindet sich die Marke komplett neu, wobei die Elektrifizierung - zumeist durch Plug-in-Hybride der gesamten Palette - bis 2026 erwartet wird sowie die Ankunft des ersten vollelektrischen Modells im Jahr 2025, das auf der Artemis-Plattform basieren wird. Deren Entwicklung wird von Audi geleitet, das seit dem 1. März Bentleys Mentor geworden ist, anstatt wie bisher von Porsche, wie Hallmark bestätigt: "In unserem aktuellen Programm nutzen drei unserer vier Modelle eine technische Basis von Porsche, die wir dann entsprechend unserer Markenwerte überarbeitet haben. In Zukunft werden wir die elektrische Plattform von Audi haben, auf der wir alle unsere Modelle entwickeln werden."