Ein Flottenfahrzeug wie die Mercedes C-Klasse muss vor allem Eines. Es muss funktionieren. Und es muss gefallen. Es muss sogar sehr vielen Kunden gefallen. Dass unter diesen Kunden der eine oder andere nicht nur auf ein dynamisches Äußeres, sondern auch auf die inneren Werte schaut, ist völlig normal. Nicht ohne Grund hat Mercedes seinem Erfolgsmodell eine Motorenpalette verpasst, die nahezu jeden Geschmack trifft. Vom sparsamen Diesel bis hin zum AMG-Geschoss ohne Kompromisse ist alles vorhanden. Lediglich die Kunden, die auf der einen Seite gern mal den Sportwagen vom nervenden Nachbarn an der Ampel stehen lassen und ihn per Motorenklang in seine Schranken weisen möchten. Auf der anderen Seite aber auch komfortabel und kaum hörbar durch ihre Siedlung fahren möchten. Diese Klientel steht auch bei Mercedes vor leeren Regalen.

Bis jetzt. Denn Brabus hat sich den C 450 4matic zur Brust genommen und ihm genau dort einen Schrittmacher eingesetzt. Unter dem Namen Brabus PowerXtra CGI verbirgt sich dabei nichts anderes als ein Prozessor gesteuertes Zusatzsteuergerät für die Motorelektronik des Stuttgarters. Das Resultat ist nicht nur ein erhöhter Puls beim Fahrer, sondern 410 statt 367 PS, 570 statt 520 Newtonmeter und ein um 0,3 Sekunden verbesserter Tempo 100-Sprint. Die Höchstgeschwindigkeit wird ebenfalls per Vmax-Aufhebung auf 280 Kilometer pro Stunde verbessert. Dank des Allradantriebs besteht zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, dass der ab Werk bereits 82.318 Euro teure Wagen den Kontakt zum Boden verliert. Seine 255er-Breitreifen an der Hinterachse bekommen spürbar tatkräftige Unterstützung durch die etwas kleineren Vorderräder. Abgesehen vom gewaltigen Wendekreis bilden die 5.665 Euro teuren Brabus-Räder einen optisch eleganten Übergang zur Straße.

Gar nicht elegant kann der 4,70 Meter lange B30 – 410 nach einem ganz speziellen Knopfdruck wirken. Denn dann eröffnet der Klappenauspuff ein standesgemäßes Inferno an der ebenfalls veränderten Heckpartie. Vor allem das Knallen und Rotzen, das ertönt, wenn der Fuß nach einer längeren Belastung mal das Pedal verlässt, verleitet so manch einen mitten ins Fettnäpfchen zu springen. “Genau so muss nen Achtzylinder klingen… dann klappt´s auch mit der Nachbarin”, ist dann vom Beifahrersitz oder dem neunmalklugen Passanten zu hören. Tja… da bleibt eigentlich nur Eines: “Danke, ist aber immer noch ein Dreiliter-V6!” Noch bevor der dann Sprachlose diesen Satz verinnerlicht, rast die Tachonadel erneut gen Begrenzung. Der Antritt erfolgt im Automatikmodus zwar nicht so spontan, wie es sich ein sportlich ambitionierter Fahrer wünschen würde, doch wer es tatsächlich darauf anlegt, kann die Drehzahlnadel per Schaltwippen im optimalen Fenster halten.

Von außen ist dem überarbeiteten und somit 99.247 Euro teuren C 450 seine Kraftkur nicht sofort anzusehen. Abgesehen von den Rädern und dem Heckschürzeneinsatz fällt lediglich noch seine filigrane Frontlippe ins Auge. Nicht mehr und nicht weniger. Im Innenraum ist alles beim Alten. Besonders erfreulich ist die einstellbare Federung. Ihre Spreizung reicht vom komfortablen Reisefreund bis zum drahtigen Sportler. Die Lenkung ist angemessenes direkt und gibt ausreichend Rückmeldung. Sprich, wer eine C-Klasse in Bottrop ins Trainingslager schickt, bekommt einen Athleten im Business-Dress zurück. Und mit der Nachbarin klappt es dann ja trotz der fehlenden beiden Zylinder vielleicht auch noch.

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Marcel Sommer; press-inform

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