Jedes Jahr in der dritten Augustwoche blickt die Autowelt geschlossen nach Monterey oder besser gesagt nach Pebble Beach. Dieses Jahr findet die schillerndste Autowoche der Welt eine Woche später statt. Aufgrund der amerikanischen Amateurmeisterschaften im Golf wurde die einstige Monterey Autoweek kurzerhand ein paar Tage nach hinten verlegt, damit die Putts auch perfekt fallen. An der automobilen Veranstaltung von Pebble Beach selbst ändert das nichts, denn auch hier geht es um Par, Birdie, Putt und Millionen.

Die schicke Luxusenklave auf einer schmuck bewaldeten Halbinsel etwas südlich von Monterey an der kalifornischen Pazifikküste beheimatet nicht nur einen der bekanntesten Golfkurse, sondern auch eine Villenagglomeration, die auf diesem Planeten ihresgleichen sucht. Hier hat sich über die Jahrzehnte die exklusivste Oldtimerveranstaltung überhaupt angesiedelt. Doch der Concours d’Elegance am abschließenden Sonntag ist längst nur noch für althergediente Klassikfans der Höhepunkt einer automobilen Woche ohne Schatten. Die echten Fans kommen längst die Tage vorher und machen die Pebble Beach Autoweek zum lässigsten Autoevent, den man sich nur so vorstellen kann.

Mekka der Sammler

Sammler mit millionenschweren Preziosen aus der Vorkriegszeit reisen ebenso aus der ganzen Welt nach „Pebble“, wie hier alle nur sagen wie amerikanische Autofans, die Alltagsautos und Sammelstücke besonders stilecht in Szene setzen wollen. Die Motorsportfans zieht es bei den historischen Rennen von Laguna Seca in den eigenen Grenzbereich oder deutlich darüber hinaus. Die coolsten Veranstaltungen sind alljährlich die Legends of Autobahn, wo sich hunderte Sammler von BMW-, Audi- und Mercedes-Modellen auf einem Golfplatz tummeln und fachsimpeln, als würden Elektroantriebe und Hybridmodelle in einem Paralleluniversum liegen. Fans italienischer Motorenbaukunst zieht es unter der kalifornischen Sonne zum prächtigen Concorso Italiano und die Porsche-Sammler haben nach ihrem Ausstieg bei den Legends of Autobahn ihre eigene Veranstaltung, um Fans zu verzaubern. Dazu kommen zahllose Versteigerungen, Luxusdinner, Oldtimerausfahrten und Szenetreffs. Millionenschweren Autofans werden hinter verschlossenen Türen in privaten Villen gerne schon einmal Zukunftsmodelle gezeigt und erste Schecks eingesammelt – auch das ist Pebble Beach. Wer ein Autofan ist, muss einmal nach Pebble Beach kommen, über die sattgrünen Wiesen vom Jack-Nicklaus-Golfkurs flanieren oder beim teuren Showevent von The Quail ein Glas Champagner schlürfen, während der nächste Hubschrauber landet.

Dass die Autohersteller die Events von Pebble Beach längst für sich und ihre Marketing- sowie Imagezwecke entdeckt haben, mag da nicht überraschen. Welche internationale Autofirma etwas auf sich hält, kann sich kaum erlauben, in Pebble Beach nicht am Start zu sein. BMW enthüllt in diesem Jahr auf der Abschlussbahn des The Links Golfkurses die Serienversion seines BMW Z4, nachdem im vergangenen Jahr an gleicher Stelle die seriennahe Z4-Konzeptstudie gezeigt wurde. Mercedes gibt  nach glorreichen Maybach-Jahren diesmal einen visionären Elektroausblick auf einen historischen Sportwagen und auch Audi will mit seiner Studie des PB18 E-Tron elektrisches Gedankengut in den Klassikevent drücken. Ohne großen Serienbezug lässt Infiniti, Edelablager von Renault Nissan, seine Gedanken mit dem ebenfalls elektrischen Prototype 10 schweifen.

Bugatti bis Polestar

Schon mehr Serienbezug haben die Gedankenspiele von Bugatti, die mit dem Divo eine besonders exklusive Chiron-Variante in einer Auflage von gerade einmal 40 Stück (mindestens fünf Millionen Euro teuer) präsentieren. „Der Divo ist ein Projekt, mit dem wir die Menschen und die Welt begeistern wollen“, so Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann, „damit hat das Bugatti-Team die Möglichkeit, die DNA der Marke in Sachen Agilität und Behändigkeit deutlich performance-orientierter zu interpretieren.“ Ebenfalls aus dem Volkswagen-Konzern, aber deutlich bodenständiger, zeigt sich die Studie des VW Atlas Tanoak oder des Atlas Cross Sport, der 2019 in Serie geht.

Erstmals in Pebble Beach zu Gast: der Polestar 1, das Hypercar SSC Tuatara, der Salaff C2 und die elektrischen Studien von Pininfarina und das Byton K-Byte Concept. Seit Jahren gehören Marken wie Rolls-Royce, Lamborghini oder Bentley in Pebble Beach zum festen Programm. In diesem Jahr sind der neue Rolls-Royce Cullinan oder der Mulsanne W.O. Edition by Mulliner zu bestaunen, während Lexus sein Yellow LC Inspiration Series Concept zeigt und Singer mit einer Leichtbauvariante des historischen Porsche 911 glänzen dürfte. Ein ungewöhnlicher Klassiker einmal ganz anders ist der Jaguar E-Type Concept Zero – rein elektrisch angetrieben. Pebble Beach ist eben die Automesse der Neuzeit – mit historische Bezug und perfektem Ambiente.

Stefan Grundhoff; press-inform

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