Aktuell gehen die Erprobungen des Hyper-Kleinseriensportlers in die finale Phase. Rund zwei Jahre haben die Entwicklungsingenieure Hand an den edlen Bruder des Chiron angelegt. "Anfang 2018 wollten wir als erstes Projekt unter der Leitung des neuen Präsidenten Stephan Winkelmann ein ganz besonders sportliches Fahrzeug entwickeln. Einigen davon sehnten sich nach einem agilen und kurvenhungrigen Fahrzeug. Das ist der Divo zweifelsfrei geworden", erklärt Pierre Rommelfanger, Projektleiter der Sondermodelle bei Bugatti. Ziel der Entwicklungen war es, den Bugatti Divo nicht nur optisch, sondern insbesondere technisch möglichst stark von seinem Plattformgeber Chiron zu unterscheiden. Die entsprechende Exklusivität ist dabei weit weniger wichtig als eine maximale Agilität, ohne dabei nennenswerte Einbußen in Bezug auf den Komfort zu haben, mit dem der Bugatti Chiron trotz seiner grandiosen Fahrleistungen glänzt.

"Der limitierte und extrem performante Hypersportwagen besitzt einen ganz eigenen exklusiven Charakter, legt in Sachen Querbeschleunigung, Agilität und Kurvenverhalten zu und darf in keiner Hypersportwagen-Sammlung von Bugatti-Enthusiasten fehlen. Mit dem neuen Design des Divo und dem gänzlich anderen Fahrverhalten ist uns ein wahres Meisterstück automobiler Handwerkskunst gelungen, ganz in der langen Coachbuilding-Tradition", so Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann. Die ersten Kunden scharrten nach den Ankündigungen bereits mit den Händen und wollten so schnell als möglich ihre Bestellungen platzieren; schließlich werden nur 40 Fahrzeuge des Divo gebaut - zu einem Nettostückpreis von 5 Millionen Euro. Optisch unterscheidet sich der Divo vom Chiron durch eine geänderte Front mit schmalen Scheinwerferschlitzen, aus denen LED-Augen blitzen, sowie eine schlankere Seitenlinie und zusätzliche Lufteinlässe zur Bremsenkühlung. Der optische Höhepunkt ist Chefdesigner Achim Anscheidt und seinem Team mit den ungewöhnlichen 3D-Heckleuchten gelungen. 44 kleine Finnen bilden das ungewöhnlich illuminierte Rücklicht, das die meisten anderen Verkehrsteilnehmer nur sehen werden.

Der Antrieb des Bugatti Divo ist dabei identisch mit dem den brachialen Chiron. Dessen acht Liter großer Sechszehnzylinder leistet 1.500 PS und 1.600 Nm maximales Drehmoment. 0 auf Tempo 100: 2,4 Sekunden. Bevor es auf die Teststrecken dieser Welt ging, musste der erste Divo-Prototyp tausende von Kilometern auf dem Simulator zurücklegen. So wurde nach und nach das Fahrwerk mit einer Feinjustierung von Achslasten, Federraten, Radsturz und Lenkung abgestimmt. Danach ging es zum echten Kilometerfressen auf Renn-, Teststrecken sowie öffentliche Straßen. Rund 5.000 harte Testkilometer in Geschwindigkeitsbereichen bis 380 km/h werden gefahren, um die drei Fahrmodi EB, Autobahn und Handling final abzustimmen. "Versuchsfahrten sind immer intensiv, aber beim Divo haben wir die Abstimmung weiter nachgeschärft. Jede noch so minimale Veränderung haben wir im kleinen Team besprochen und sind sie dann nachgefahren, um sie nochmals zu kontrollieren. Erst als alle Entwickler zufrieden waren, haben wir uns der nächsten Aufgabe gestellt", erklärt Lars Fischer, Leiter Fahrwerkversuch bei Bugatti. Ganz nebenbei speckt der Bugatti Divo im Vergleich zum Chiron um 35 Kilogramm ab.

Diese Gewichtsreduzierung setzen die Ingenieure für mehr Anpressdruck ein und mit seiner geänderten Aerodynamik bekommt er 90 Kilogramm mehr Abtrieb. Das sind 456 Kilogramm Abtrieb bei der abgeregelten Maximalgeschwindigkeit von 380 km/h. Für besonders viel Downforce sorgt der in der Höhe fest stehende und 1,83 Meter breite Heckflügel. Er ist 23 Prozent breiter als der des Chiron; lässt sich aber weiter für die individuellen Fahrzeugmodi winkelverstellen. Dadurch werden deutlich größere Kurventempi ermöglicht, wobei der Franzose bei der Querbeschleunigung nunmehr 1,6 g realisieren kann. Den Handlingkurs auf dem Testgelände im süditalienischen Nardò umrundet er acht Sekunden schneller als der Chiron. "Der Divo fährt sich völlig anders als der Chiron, auch wenn beide der starke W16-Motor antreibt", unterstreicht Lars Fischer, "das wird besonders auf kurvenreichen Strecken deutlich. Mit dem noch präziseren Lenkverhalten und mehr Abtrieb fährt der Divo noch schneller und vorhersehbarer in und durch die Kurven hindurch." Ob der Bugatti Divo nunmehr wegen seines kurvenhungrigen Fahrverhaltens, der großen Exklusivität oder schlicht des Preises von fünf Millionen Euro (netto) in Sammlergaragen auf der ganzen Welt rollt, wird jedoch wohl für immer ein Geheimnis bleiben.

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