Es ist erst ein paar Jahre her, da präsentierte BMW mit dem 130i einen echten Golf-GTI-Konkurrenten. Der hatte in der Generation E87 muntere 258 PS und bot in seiner Kompaktklasse die einzigartige Kombination aus Reihensechszylinder, Hinterradantrieb und Saugmotor. Mittlerweile bietet der stärkste BMW 1er unter dem Titel M 135i xDrive der Baureihe F40 225 kW / 306 PS, Vierzylinder-Turbopower und Allradantrieb. Der aktuell stärkste 1er bekommt ab Jahresende einen kleinen Bruder und der soll nur einen Gegner ins Visier nehmen: den Golf GTI. Sein Name: 128 ti. Den BMW-Verantwortlichen vergangener Jahrzehnte hätte es wohl den Magen umgedreht, hätten sie die neue Sportskanone vor einem großen Publikum mit Frontantrieb und Vierzylinderpower ins rechte Licht setzen müssen.
Denn der BMW 128 ti ist ein echter GTI-Jäger und will ganz nebenbei auch so Spaßmacher wie den Hyundai i30 N oder einen Ford Focus ST ins Visier nehmen. Zumindest musste man sich bei der Nomenklatur nicht allzu sehr verbiegen, denn die ti-Modelle gab es Ende der 1960er bei der neuen Klasse, den 02er-Spaßmachern oder in den 90er Jahren mit dem 3er Compact. Der neue BMW 128 ti ist mit Frontantrieb, Quersperre, Achtgangautomatik und 265 PS ein wahrer Spaßmacher. Die Idee zum Lückenfüller zwischen 120i und M 135i kam aus dem Entwicklungsteam rund um Peter Langen und Jos van As, "die einfach einmal zeigen wollten, was machbar ist", wie Jos van As mit einem Lächeln sagt.
"Um das Projekt realisieren zu können, wollten wir die Varianten überschaubar halten", erläutert Projektleiter Armin Hultzsch, "Hauptmärkte für den 128 ti sind England, Deutschland, aber auch die Schweiz. Ohne Aufpreis gibt es auch einen Michelin Sportreifen." Und in der Tat dürften sich potenzielle Kunden, die Interesse an dem GTI-Jäger aus Bayern haben, eher für eine pure Sportskanone interessieren. Da passen der ambitionierte Auftritt oder die Michelin-Sportpneus ebenso wie das griffige Lenkrad und die mit dem ti-Signet bestickte Mittelarmlehne. Der zwei Liter große Vierzylinder-Turbo hängt mit seinen 195 kW / 265 PS und 400 Nm maximalem Drehmoment bissig am Gas und eine Sechsgang-Handschaltung wie bei den beiden Hauptkonkurrenten VW Golf GTI und Hyundai i30 N erhältlich vermisst niemand. Dafür passt die achtstufige Getriebeautomatik zu gut zu dem Kurvenjäger. Die Abstimmung könnte jedoch durchaus noch etwas bissiger sein, denn der ti will seinen Sportdress selbstbewusst nach außen tragen und nicht den verklärten Sprinter mimen. Die Rückmeldung der Lenkung ist gut, der Klang von Triebwerk und Auspuffanlage könnte gerade im Sportmodus noch etwas kerniger sein. Trotzdem bietet der BMW 128 ti jede Menge Alltagsnutzen für den gut ausgestatteten Zwei-Personen-Haushalt. Doch das nicht verfügbare Verstellfahrwerk mit variablen Dämpfern vermisst selbst der sportlich ambitionierte Pilot auf der Autobahn schneller als ihm lieb ist.
Teures Vergnügen
Denn so präzise sich der BMW 128 ti mit überschaubaren Antriebskräften und das stimmig arbeitenden Torsen-Sperrdifferenzial auf kurvigen Landstraßen schlägt, über Bodenwellen fegt und durch sein neutrales Einlenkverhalten glänzt, so unkommod wird es auf längeren Autobahnpassagen. Gerade bei Geschwindigkeiten von über 180 km/h bis zur abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h (Tachoanzeige 259 km/h) liegt der GTI-Jäger zwar wie ein Brett, lässt dabei aber jenen Restkomfort vermissen, mit dem sein großes Vorbild aus Wolfsburg glänzt; nicht zuletzt wegen der verstellbaren Dämpfer. Beim kleinen Bruder des BMW M 135i mit 306 PS und Allradantrieb greifen die verschiedenen Fahrmodi allein auf Lenkung und Getriebeabstufung zu. Dabei bringt der 128 ti aufgrund des fehlenden Allradantriebs mit 1.520 Kilogramm rund 80 Kilogramm weniger auf die Waage bringt als der große Bruder. Sportfahrwerk und -bremse sind weitgehend identisch; beim Beschleunigen spürt man das Fehlen des zusätzlichen Hinterradantriebs allerdings deutlich. Aus dem Stand spurtet der Fronttriebler in 6,2 Sekunden auf Tempo 100.
Ohne Frage wird der BMW 128 ti aufgrund des sportlichen Gesamtpakets und Designdetails wie geänderten Schürzen, Spoiler, 19-Zoll-Radsatz und einem modifizierten Interieur seine Fans finden. Ob aktuelle Kunden vom VW Golf GTI oder dem Hyundai i30 N jedoch den Weg zum bayrischen Wettbewerber finden, dürfte fraglich sein. Der Grund liegt im ambitionierten Preis, der rund 7.000 Euro unter dem des BMW M 135i xDrive liegen dürfte, der ähnlich ausgestattet bei 48.252 Euro startet. Und mit einem Basispreis von über 41.000 Euro liegt der sportliche ti nicht nur über der kernigen 40.000-Euro-Marke, sondern auch über dem VW Golf GTI, der mit Handschaltung rund 35.000 Euro kostet (37.000 Euro mit Doppelkupplungsgetriebe). Der Preisunterschied zum 275 PS starken Hyundai i30 N ist noch heftiger, der mit Handschaltung bei 33.435 Euro beginnt.