Volkswagen:

Die Massenmarke aus Wolfsburg will nicht nur der größte Autohersteller der Welt werden, sondern insbesondere ertragreicher als in den Jahren zuvor arbeiten. Zuletzt steckten die detailverliebten Wolfsburger mehr Geld denn je in ihre Produkte, um die Modelle näher an das Premiumsegment heranzuführen. Beste Beispiele sind die aktuellen Generationen von Golf, Polo und insbesondere Passat. An der Produktqualität gibt es nichts zu meckern, doch im nächsten Schritt muss die Marke emotionalisiert werden. Da reicht ein neuer Marketing-Coup wie das Engagement von Robbie Williams nicht aus. Auf der einen Seite sollen Kosten und Varianten reduziert werden; auf der anderen Seite lässt sich das Image mit Standardmodellen wie Polo, Golf und Passat nicht in neue Höhen spülen. Volkswagen muss bei allem Volumenfokus daher insbesondere eines: mutiger werden. Große Aufgaben für den neuen Markenchef Herbert Diess, der im Oktober sein Amt an der VW-Markenspitze antritt.

Opel:

Opel ist aus dem gröbsten noch längst nicht heraus. Auch wenn das Werk in Bochum nunmehr endlich geschlossen werden konnte und der Marketingaufwand deutlich ausgeweitet wurde, hapert es an ertragreichen Modellen und dem einst sportlichen Image. Mit Adam, Corsa und bald dem Karl, sind drei Fahrzeuge deutlich zu nah im wenig lukrativen Kleinwagengeschäft mit dem Opel-Blitz unterwegs. Stattdessen hapert es an größeren, imagereichen Modellen oberhalb von Zafira und Mokka. Der Mittelklasse-SUV Antara ist nach wie vor nicht konkurrenzfähig und auch der gute Insignia wird sich angesichts der starken neuen Konkurrenz mit VW Passat, Skoda Superb und Ford Mondeo schwerer als schwer tun. Ein neues Markenprunkstück oberhalb des Insignia fehlt nach wie vor. Und ob der neue Opel Astra wirklich das Zeug dazu hat, den längst enteilten VW Golf einzuholen, darf zumindest bezweifelt werden.

Ford:

Ähnlich zwiespältig wie bei Opel sieht es auch bei Ford aus. In kaum einem Segment haben die Kölner in hiesigen Breiten eine Chance gegen den übermächtigen Wettbewerber aus Wolfsburg. Der frisch überarbeitete Ford Focus, als meistverkauftes Auto der Welt oder der nun endlich auch in Europa eingeführte Mondeo haben es schwer, sich gegen Golf und Passat durchzusetzen. Ford hat dabei das gleiche Problem wie Volkswagen. Die Marke braucht dringend ein emotionaleres Image. Das allein dürfte der neue Ford Focus RS kaum ermöglichen, und die Kunden warten nach wie vor auf einen bezahlbaren Imageträger wie die Neuauflage des Capri. Mehr als ein Achtungserfolg dürfte dabei jedoch der Ford Mustang werden, der ab Sommer erstmals auch offiziell auf den europäischen Markt kommt und die Marke in der Außenwirkung trotz überschaubarer Absatzzahlen nach oben drückt. Jetzt heißt es nachlegen. Mehr RS-Modelle oder ein Cabrio wären ein guter Anfang.

Skoda:

Kaum eine Marke hat derzeit im Volumensegment einen ähnlichen Lauf wie Skoda. Die umtriebigen Tschechen machen, Dank einer zunehmend längeren Kette aus Wolfsburg, fast alles richtig und tun mit Modellen wie Octavia, Fabia oder dem neuen Superb zunehmend auch Konzernmodellen weh. Davon profitieren die Modelle mehr denn je von einem gefälligeren Design und Massen-Hightech aus dem Volkswagen-Konzernregal. Allradantrieb, Doppelkupplungsgetriebe oder Assistenz- und Vernetzungssysteme sind somit komplett im Modellportfolio vertreten. Der jüngste Verkaufsrekord von über einer Million verkauften Modellen wird daher nur eine kurze Zwischenstation sein. Ein paar emotionalere Modelle dürften jedoch nicht schaden.

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Stefan Grundhoff; press-inform

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