Jaguar schwimmt auf einer Erfolgswelle. Der XE findet Anklang und mit dem XF, der in den Startlöchern kauert, wächst auch das Selbstbewusstsein. Die Briten machen keinen Hehl daraus, dass sie mit ihrer Oberen-Mittelklasse-Limousine die Käufer vom 5er BMW weglocken wollen. “Da jetzt der XE das Einstiegsmodell ist, konnten wir uns beim XF noch mehr auf das konzentrieren, was unserer Meinung nach, in diesem Segment einen Jaguar ausmacht”, sagt Christopher McKinnon. Übersetzt heißt das, dass neben dem Design auch die Sportlichkeit eine große Rolle bei der britischen Traditionsmarke spielt. Daher rührt auch die Fokussierung auf BMW.

Freudig hochdrehender Diesel

Deswegen haben sie sich bei Jaguar viel deutsche Kompetenz in die Führungsriege geholt. Das beginnt schon bei der Produktion: Der Jaguar XF teilt sich mit dem kleineren Bruder XE die Plattform, hat aber 83 Prozent neue Teile. Da 75 Prozent des Chassis aus Aluminium bestehen, wiegt der Rohbau lediglich 282 Kilogramm, das gesamte Auto 1.595 Kilogramm und damit ist 190 Kilogramm leichter als der Vorgänger. Gleichzeitig ist der neue XF um 28 Prozent verwindungssteifer, was sich positiv auf die Fahrdynamik auswirkt.

Auf der Straße gibt sich der Jaguar XF mit dem 132 kW / 180 PS Diesel kaum eine Blöße. Das Triebwerk hat ein maximales Drehmoment von 430 Newtonmetern, das bei 1.750 U/min bereitsteht. In Kombination mit der bekannten ZF-Achtgang-Automatik geht es mit dem Jaguar XF recht geschmeidig und auch leichtfüßig voran. Das Triebwerk kommt mit dem 4,95 Meter langen Kreuzer gut zurecht. Die Schaltung kaschiert jeden Anflug eines Turbolochs und vermittelt dem Fahrer stets das Gefühl ausreichend motorisiert zu sein. Nach 8,1 Sekunden ist aus dem Stand die 100-km/h-Marke erreicht und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 229 Km/h kann man mit dem Zweiliter-Diesel auch schnell von A nach B kommen. Der aufgrund der Blechdiät fehlende Hüftspeck ist auf kurvigen Landstraßen von Vorteil, hier springt der Jaguar auf leichtfüßigen Tatzen um die Ecke. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,3 Litern pro 100 Kilometer spielt der XF auch beim Verbrauch in der Minimalismus-Liga der deutschen Konkurrenz.

Innenraum kommt eher nüchtern daher

Allerdings ist der Motor etwas brummiger als beim bayerischen Konkurrenzmodell. Die Fokussierung auf den BMW macht sich bei der Fahrdynamik bemerkbar: Der Jaguar ist in der sportlichen “R”-Variante mit dem Stahlfahrwerk spitzer und lebendiger als der BMW 520d. Die sehr direkte Lenkung reagiert sofort auf jede Bewegung, was für ambitionierte Fahrer ein Genuss ist. Das Fahrwerk ist passend dazu sportlich straff abgestimmt und in den bequemen Sportsitzen lassen sich auch längere Strecken ohne viele Gymnastikpausen zurücklegen. Sitzriesen sollten sich ebenfalls die Sportsitze gönnen, weil man mit ihnen auch deutlich tiefer platziert ist, als mit dem Standard-Gestühl. Wer es gerne etwas entspannter mag, der greift zur komfortableren Abstimmung des Standard-Fahrwerks, die auch für die “Kilometerfresser” geeignet ist oder gönnt sich die adaptiven Dämpfer für 1.200 Euro Aufpreis.

Der Innenraum kann mit dem flotten Exterieur-Design nicht ganz mithalten. Das Cockpit kommt eher nüchtern daher und der geschwungene Sockel unter der Windschutzscheibe wird beim Reinigen der Fahrgastzelle vielen “Freude” bereiten. Der Acht-Zoll-Infotainment-Monitor in der Mittelkonsole verströmt mit seinen Hartplastik-Bedienknöpfen nur wenig Premium-Charme. Das haben offenbar auch die Jaguar-Strategen erkannt und rüsten in drei Monaten nach, dann kommt die nächste Ausbaustufe “InControl Touch pro” mit einem deutlich besseren 10,2-Zoll-Touchscreen und zusätzlich einem digitalen frei programmierbaren Instrumenten-Display, ähnlich wie beim Audi TT.

Großer Kofferraum

Die Bedienung orientiert sich dann an einem Tablet. Mit wischen, mit zwei Fingern zoomen und antippen manövriert man sich ohne große Probleme durch die Menüs. Allerdings ist das Display nicht kapazitiv, sodass die Trefferfläche sich beim Annähern der Hand vergrößert, was während der Fahrt durchaus hilfreich wäre. Auch die Darstellung der Navigationskarte kann mit dem Niveau der deutschen Konkurrenz nicht mithalten. Jaguar lässt sich dieses Infotainment-Upgrade mit 2.600 Euro bis 4.000 Euro Aufpreis bezahlen.

Wer sich die Topversion holt, bekommt eine 825-Watt-Surround-Audioanlage obendrauf. Wer nochmal 1.200 Euro übrig hat, kann sich das Laser-Head-Display leisten, das mit einer gestochen scharfen Grafik brilliert. Bei den Assistenzsystemen haben die Briten aufgeschlossen, allerdings kosten die meisten Helfer, wie bei der Konkurrenz auch, Aufpreis. Überzeugen kann der Jaguar XF beim Platzangebot. Im Fond macht sich der große Radstand von 2,96 Metern mit einer gemütlichen Beinfreiheit bemerkbar. Auch oben herum wird es trotz der coupéhaften Linie nicht eng. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 505 Litern (mit Reserverad, 540 Liter ohne) bis 885 Liter auch für den Familienausflug geeignet. Allerdings stört die Tatsache, dass der Unterboden der Hutablage nicht verkleidet ist und das blanke Blech zu sehen ist. Zumal das Vergnügen, eine schicke britische Sport-Limousine bewegen zu dürfen, nicht ganz billig ist. Für den 180-PS-Diesel mit Achtgang-Automatik sind mindestens 45.060 Euro fällig. Das ist, wie könnte es anders sein, in etwa das Preisniveau des BMW 520d, der 90 Euro teurer ist. Die gefahrene R-Sport-Variante kostet 50.110 Euro. Die Preisspanne reicht beim Jaguar XF von 41.350 Euro für den 120 kW / 163 PS-Diesel bis hin zu 70.390 Euro für die Top-Version mit 280 kW / 380 PS und Allradantrieb. Dass Jaguar noch eine potentere Version folgen lässt, wird wohl niemanden mehr überraschen. Ab dem 26. September steht der XF beim Händler.

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