Es gibt Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, die lassen nicht sofort erahnen, um was es sich dabei eigentlich handelt. K7 ist solch eine Kombination. Alpinisten werden sofort den 6.934 Meter hohen Berg in Pakistan vor ihrem geistigen Auge haben, Marinesoldaten aus Eckernförde ihre Lieblingsdiscothek und Freizeitpiloten ein spezielles Segelflugzeug. Wird jedoch in Südkorea nach einem K7 gefragt, dürfte die Antwort in den meisten Fällen anders lauten. Denn dort fährt ein Automobil der Marke Kia mit dieser Bezeichnung umher. Und nicht gerade irgendeines. Denn sollte es jemals dazu kommen, dass das unter anderem in den USA als Cadenza bekannte Mitglied der oberen Mittelklasse den Weg nach Deutschland findet, wird es eng für Mercedes E-Klasse, Fünfer BMW, Audi A6 und Co. Was die Südkoreaner in den USA schon ab 30.000 Euro auf ihre Straßen lassen, ist eine echte Kampfansage. "Er fügt dem Segment der oberen Mittelkasse mit seinem markant aggressiv anmutenden Aussehen und seiner Premiumverarbeitung eine extra Dosis an Spannung hinzu", schwärmt nicht ohne Grund Orth Hedrick, Vizepräsident der Produktplanung bei Kia Motors America.
Schon der erste Eindruck weckt Interesse. Die Tigernasen-Front dürfte dabei vor allem bei Fans aus Schweden gut ankommen, scheint sie eine recht naturgetreue Kopie des aktuellen Volvo S90 zu sein. Überhaupt wirkt der Kia K7 nicht gerade typisch asiatisch. Er ist ein Allerweltsauto, ohne dass dies nun negativ zu bewerten wäre. Ganz im Gegenteil, muss ein Fahrzeugdesign heutzutage rund um den Globus funktionieren. Und dass das auch bei Modellen der Marke Kia der Fall ist, liegt zu großen Teilen am Chefdesigner Peter Schreyer. Ihm ist es auch zu verdanken, dass der K7 nicht mehr nur ein etwas in die Länge gezogener Abklatsch des Optima ist. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass der K7 nicht nur viel von außen verspricht, er hält es auch im Innenraum. Neben der guten Verarbeitung und den stimmig angeordneten Bedien- und Instrumentenelementen fällt hier vor allem eines auf: Platz. Und davon nicht gerade wenig. Deutsche Premiumfahrzeugnutzer werden ihren Knien im Fond kaum glauben, denn sie genießen ein bis dato unbekanntes Extra an Freiheit. Sollte der Vordermann dennoch einmal zu sehr mit seinem Vordersitz nach hinten gefahren sein, reicht ein Knopfdruck im Fond und der Sitz fährt wieder weiter nach vorn. Sitze, die zum einen auch auf langen Strecken einen hervorragenden Komfort bieten und zum anderen in jeder Reihe beheizbar sind.
Für den Antrieb des 4,97 Meter langen Koreaners sorgt ab sofort nicht nur eine Auswahl an reinen Benzinmotoren, sondern auch eine Hybridversion. Der 2,4 Liter große Vierzylindermotor leistet 159 PS und 206 Newtonmeter Drehmoment. Ihm zur Seite steht ein 52 PS starker Elektromotor, der aufgrund der geringen Batteriekapazität von 1,76 Kilowattstunden nahezu ausschließlich als Anfahrhilfe anzusehen ist. Aufgeladen wird die Batterie mithilfe der Bremskraftrückgewinnung. Der Spritverbrauch beträgt durchaus realistische 6,2 Liter auf 100 Kilometern. Die eigentliche Stärke des Kia K7 liegt jedoch nicht im geringen Spritverbrauch und schon gar nicht in seiner Fahrdynamik, über die er so gut wie gar nicht verfügt, sondern in seinem Fahrkomfort. In einem Land, in dem Tempo 100 schon zur Höchstgeschwindigkeit zählt, wiegt das wesentlich schwerer. Die 1,7 Tonnen schwere Limousine schafft es ausgesprochen gut nahezu jede Bodenunebenheit unbemerkt zu überfahren. Die Lenkung ist komfortabel indirekt, sprich spielend leicht zu bedienen und sowohl Gas als auch Bremse lassen sich großzügig dosieren. Wird das Sportprogramm aktiviert wird die Gasannahme im Nu spontaner, was jedoch in einem unruhigeren Fahrerlebnis resultiert und demnach nicht zu empfehlen ist. Die Geräuschkulisse ist, wie sollte es bei hauptsächlich zweistelligen Geschwindigkeiten auch anders sein, äußerst ruhig.
Damit auch nach einer Ausfahrt der Puls ruhig bleibt und keine Post von der Stadt oder der Polizei ins Haus trudelt, dafür sorgt das Navigationssystem inklusive Radarfallenwarner. Ist die unglaublich detailfreudige Darstellung auf dem acht Zoll großen Bildschirm nicht schon genug, ermittelt das metergenaue Radarfallensystem sogar die aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit innerhalb einer Sektionskontrolle, so dass jeder für sich selbst entscheiden kann, ob und wie lang er ein wenig schneller oder langsamer fahren darf, um am Ende die erlaubte Durchschnittsgeschwindigkeit nicht zu überschreiten. Das Sechsgang-Automatikgetriebe sorgt inzwischen unmerklich dafür, dass auch bei geringerem Tempo stets der korrekte Gang anliegt.