Öffentliche Ladepunkte für Elektroautos sollten laut einer Studie der staatlichen KfW-Bank künftig vorrangig in Ballungsräumen entstehen. Bislang sei der Ausbau von Ladesäulen im Bundesgebiet tendenziell gleichmäßig erfolgt, was in dünn besiedelten Gebieten zu nicht kostendeckenden Angeboten führe, heißt es in der aktuellen Untersuchung. In Ballungsgebieten seien hingegen bei einem weiteren Anstieg der Elektrofahrzeuge höhere Nutzungsraten zu erwarten. Auf dem Land hätten mehr Autobesitzer die Möglichkeit, ihr E-Auto auf einem privaten Stellplatz zu laden.
Die Bank präsentierte Ergebnisse ihres Energiewendebarometers, zu dem repräsentativ 4.000 Haushalte befragt worden seien. Danach erklärten immer noch mehr als die Hälfte der befragten Haushalte, sich die Anschaffung eines E-Autos wegen der fehlenden Ladeinfrastruktur nicht vorstellen zu können. In kreisfreien Großstädten äußerten sogar 56 Prozent diese Ansicht. Weitere Argumente gegen die Batteriefahrzeuge waren die geringere Reichweite, lange Ladezeiten und hohe Anschaffungspreise.
In ländlichen Regionen gaben zwischen 34 und 38 Prozent der Befragten an, ein Auto grundsätzlich auch auf einem privaten Stellplatz laden zu können. 25 Prozent haben hingegen nach eigener Einschätzung dafür keinen Platz. In den kreisfreien Großstädten erklärten nur 19 Prozent, einen eigenen Ladeplatz organisieren zu können. Der Bedarf an öffentlichen Ladepunkten ist dort also größer.
Ladenetz wächst nicht proportional zum Absatz
Die KfW verwies darauf, dass in den vergangenen zwei Jahren die Zahl der Elektroautos dreimal stärker gewachsen sei als die Lademöglichkeiten. Statt acht Elektroautos müssten sich nun 23 Fahrzeuge einen öffentlichen Stromladepunkt teilen. Das liegt auch deutlich unter der ursprünglichen EU-Zielgröße von einem Ladepunkt pro zehn Elektro-Autos.
"Setzt sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden", erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Nur wenn der wachsende Ladebedarf erfüllt werde, könnten stärkere Anreize zum Umstieg auf die Elektrotechnologie gegeben werden, um so die Klimaziele für den Verkehrssektor zu erreichen.
Elektroautos auf dem Land eher die Ausnahme
Die regional sehr unterschiedliche Verteilung von E-Fahrzeugen belegen auch aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Während reine Stromer und Plug-in-Hybride in einigen Städten und Landkreisen bereits signifikanten Anteil am Fahrzeugbestand haben, kommen sie andernorts nicht mal auf ein Prozent. Die höchsten Anteile ergeben sich dabei meist für Stadtkreise beziehungsweise kreisfreie Städte, die niedrigsten für Landkreise beziehungsweise Kreise. Hinter den Zahlen stehen nicht nur Privatautos, sondern auch Firmenfahrzeuge sowie Leasing- und Mietwagen-Flotten.
Den höchsten Anteil an E-Autos hatte zu Jahresbeginn rein rechnerisch Wolfsburg mit 9,5 Prozent. Hier machen sich allerdings zahlreiche auf VW zugelassenen Fahrzeuge in der Statistik bemerkbar, die dabei nicht unbedingt in Wolfsburg unterwegs sein müssen. Ähnliche Effekte sind auch für andere Autostädte wie das drittplatzierte Ingolstadt mit 7,0 Prozent, sowie Stuttgart auf Rang vier mit 6,7 Prozent zu erwarten. Wiesbaden kommt dagegen auch ohne direkte Heimat eines großen Herstellers zu sein, mit einem Anteil von 7,3 Prozent auf Platz zwei.
Dahinter folgen auf den Rängen fünf bis zehn Böblingen mit 5,7 Prozent, Frankfurt am Main (5,2), München Land (5,1), Braunschweig (4,9), München Stadt (4,7) und Düsseldorf (4,2). Bei München dürfte sich dabei zusätzlich zur hohen Kaufkraft auch die Zentrale von BMW bemerkbar machen. In absoluten Zahlen schlägt die bayerische Landeshauptstadt mit 35.127 zugelassenen E-Autos selbst das mehr als doppelt so große Berlin knapp. Es ist die höchste Zahl aller Zulassungsbezirke.
Am anderen Ende der Skala finden sich dagegen durchweg ländlichere Kreise. Je 0,8 Prozent E-Autos finden sich den KBA-Daten zufolge in Oberspreewald-Lausitz, Ludwigslust-Parchim, Elbe-Elster und Görlitz. 0,9 Prozent sind es im Salzlandkreis, in Mansfeld-Südharz, Wittenberg und dem Kyffhäuserkreis. Deutscher Durchschnitt sind 2,4 Prozent mit etwas mehr reinen Stromern als Plug-in-Hybriden.