Er kommt aus Japan und er trägt einen voluminösen aber dennoch sportlich geformten Hintern. Und er trinkt viel mehr, als er eigentlich sollte. Nein, es geht nicht um einen verhaltensauffälligen Sumoringer an der Hotelbar. Die Rede ist vom Mazda 6 Diesel Kombi mit Allradantrieb. Einem echten Allrounder mit jeder Menge Langstreckenqualitäten. Vorausgesetzt, nicht jeder der insgesamt fünf Insassen besteht auf einen eigenen Koffer. Denn dafür ist der 522 Liter große Kofferraum dann doch zu klein. Zu sehr wurde bei der Entwicklung des Gesamtkunstwerkes unter den Kodo-Designleitlinien auf ein schickes Äußeres Wert gelegt. Der Begriff des designverschuldeten Platzmangels trifft es da wahrscheinlich auf den Punkt. Doch von Anfang an.
Der erste Anblick des Mazda 6 kann eigentlich nur positiv ausfallen. Der Satz "Jeder hat seinen eigenen Geschmack" scheint am Kodo-Design abzuprallen, wie ein durchtrainierter deutscher Fußball-Profi an einem durchschnittlichen japanischen Sumoringer. Doch wo so sehr am Design gehobelt wird, da fallen natürlich auch Späne - und die sind in diesem Falle erst auf den zweiten Blick beziehungsweise vom Nachwuchs zu erkennen. Denn Passagiere im Fond, die auf einen Kindersitz angewiesen sind, bekommen von der Außenwelt ähnlich viel mit, wie das Kuscheltier im Fußraum. Die Gürtellinie ist sehr hochgezogen und die Fensterfläche sehr gering. Lediglich Flugzeuge lassen sich auf diese Weise von den kleinen Fondpassagieren noch erspähen. Der zweite große Span, der dem Design zum Opfer gefallen ist, ist das Platzangebot im Kofferraum. Während die direkten Konkurrenten, wie Skoda Superb und VW Passat, jeweils im Kombikleid versteht sich, mit 650 Litern ums Eck kommen, die nach dem elektrischen Öffnen der Heckklappe mit Gepäck verfüllt werden können, muss sich der Mazda-Kunde mit 128 Litern weniger zufriedengeben. Na gut, sechs Kästen Wasser passen da auch noch rein. Familien mit Kinderwagen und Co. beginnen aber sehr schnell über einen Anhänger oder eine Dachbox nachzudenken.
Wird über diese Punkte hinweggesehen, steht einer Fahrt und sei sie auch noch so lang, kaum etwas im Wege. Der Vierzylinder-Dieselmotor mit 2,2 Litern Hubraum gibt sich im Stadtverkehr und auf dem Land ruhig und bequem. Die Lenkung passt zum gemütlichen Habitus und die Federung wurde auf einen angenehmen Mittelweg zwischen komfortabel und sportlich getrimmt. Die Sitze bieten auch über lange Strecken keinen Grund zum Meckern und das eben noch kritisierte Platzangebot im Heck nimmt ab der Fond-Rückenlehne stetig zu. Sprich, weder die Knie noch die Köpfe der Passagiere oder des Fahrers stoßen an ihre Grenzen. Dass eine Fahrt eher aufgrund von Spritmangel als durch schmerzende Glieder zu Ende geht, liest sich erstmal ganz nett. Leider steckt beim 150 PS starken Allradler etwas mehr dahinter. Um genauer zu sein: ein Mehr an Verbrauch.
Ein Verbrauch von fünf Litern kommt nur dann hin, würde er nicht für 100, sondern für 67 Kilometer angegeben werden. Um es ganz direkt zu sagen: Unter 7,5 Liter pro 100 Kilometer ist er kaum zu bewegen. Spielt das, ebenso wie das zwar schlüssellose Starten aber nicht schlüssellose Öffnen des Mazda 6 keine Rolle, bietet er dank Allradantrieb einen sicheren Fortbewegungspartner. Schade ist nur, dass der bei den frontangetriebenen Varianten 62 Liter fassende Tank, beim 4x4-Mazda um satte zehn Liter reduziert wurde. Dafür gehören jedoch durchdrehende Räder der Vergangenheit an. Zudem lässt es sich schneller durch Kurven hindurch und noch schneller aus ihnen herausfahren. Der 36.830 Euro teure Design-Traum aus dem fernen Osten bietet auf jede Fahrsituation die passend sichere Antwort. Die Fahrgeräusche nehmen jedoch rapide zu, sollte sich von der Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen zu sehr gen Höchstgeschwindigkeit von 201 Kilometer pro Stunde bewegt werden. Alles in allem bietet der Mazda 6 Kombi Skyactiv-D 150 AWD Exclusive-Line, wie er mit vollem Namen heißt, ein sportliches und vor allem formschönes Gesamtpaket. Vom starken Durst einmal abgesehen bietet er eine preisgünstige Alternative zu den schon in der Basisausstattung fast 10.000 Euro teureren Allrad-Konkurrenten der deutschen Premiumhersteller.