Der Schwabe hält ja gerne an Bewährtem fest. Umso mehr, wenn es sich um ein Brot und Butter-Auto handelt, mit dem der wichtigste Autobauer im Ländler einen Haufen Geld verdient. Rund 2,5 Millionen Autofahrer haben sich seit 2014 für die aktuelle Mercedes C-Klasse entschieden. Damit ist die Baureihe W205 das erfolgreichste Modell der Mittelklasse-Baureihe. Ein Grund für den Erfolg an der Ladentheke ist sicher die Tatsache, dass die C-Klasse mittlerweile zur Mini S-Klasse mutiert ist. Damit sind wir wieder beim Erfolgsrezept, das auch beim Nachfolger W206 den Käufern das Geld aus den Taschen ziehen soll.

Wenn man sich die neue C-Klasse so anschaut, ist sie mit einer Länge von 4,75 Metern hier keine Mini S-Klasse mehr. Eher der kleine Bruder. Wer jetzt den Zollstock zückt, wird bemerken, dass die neue Mercedes-Mittelklasse-Limousine in dieser Kategorie um sechs Zentimeter zugelegt hat, davon kommen 2,5 Zentimeter beim Radstand an. Bevor wir uns hinter das Lenkrad schwingen, nehmen wir deshalb im Fond Platz und stellen beruhigt fest, dass selbst klaustrophobische Zeitgenossen auf der geräumigen Rückbank keinen Grund zu Klage haben werden. Dazu kommt ein noch akzeptabler Kofferraum von 360 Litern, legt man die Lehnen der Rückbank um, werden immerhin 1.375 Liter daraus. Die Fahrer der Plug-in-Hybridversion profitieren von dem neuen Gepäckabteil und freuen sich über die Tatsache, dass der Ladeboden auch bei ihnen eben ist und keine Erhöhung aufgrund der Batterie aufweist.

Das Cockpit gleicht dem der S-Klasse wie ein Ei dem anderen. Feine Materialen, weiches Leder und auf Wunsch ziert Holz das Armaturenbrett, das bei edlen Jachten Verwendung findet. Bei der Anordnung der Möbel gibt es aber durchaus Unterschiede. Die C-Klasse hat ein 12,3 Zoll großes virtuelles Cockpit mit dem zentralen 11,9 Zoll großen Tablet-Touchscreen, der um sechs Grad zum Fahrer geneigt ist. Ein gewisser Respektabstand muss dann doch noch bleiben. Deswegen bekommt die C-Klasse auch nicht das Cockpit mit 3D-Display, sondern lediglich eine ähnliche Darstellung und das virtuelle Bild, das vom Head-up-Display etwa 4,5 Meter vor die Motorhaube projiziert wird, ist mit einer Größe von 29,5 Zoll immer noch stattlich, aber deutlich kleiner als beim Flaggschiff.

Mercedes C-Klasse: Nur noch mit Elektrifizierung

Bei der Bedienung des Infotainments sind die Gemeinsamkeiten ebenfalls erkennbar, da die zweite Generation des MBUX jetzt auch beim kleinen Bruder Einzug hält. Mercedes verzichtet auch bei der C-Klasse auf eine ausgeprägte Smartphoneoptik, sondern setzt auf das bekannte MBUX-Ambiente und damit auf ein Bedienprinzip, das sowohl auf den Touchscreen, die klassischen Hebel und Knöpfe sowie die Sprachbedienung setzt.

Bei der neuen C-Klasse geht ohne Elektrifizierung gar nichts mehr. Jedes Modell hat entweder ein Plug-in-Hybridmodul (ab September) oder einen Mildhybrid als Ergänzung im Antriebsstrang. Wir sitzen im Mercedes C 300 d Modell, bei dem der 195 kW / 265-PS-Vierzylinderdieselmotor mit einer 48-Volt-Hybridisierung und einem integrierten Starter-Generator (ISG) ausgestattet ist, der 15 kW /20 PS und 200 Newtonmeter per Boost zum Vortrieb beisteuert. Der Verbrennungsmotor kommt mit seinem maximalen Drehmoment von 550 Newtonmetern mit dem 1.835 Kilogramm schweren Kombi gut zurecht. Die Extra-Elektro-PS helfen dabei, dass der Vortrieb im Zusammenspiel mit der hauseigenen Neungangautomatik ziemlich geschmeidig abläuft.

C 300 d T: Nicht günstig, aber prädestiniert als Dienstwagen

Also knackt die C-Klasse aus dem Stand nach 5,8 Sekunden die 100 km/h-Marke und schafft maximal 250 km/h. Allerdings ist der Selbstzünder kein Leisetreter und meldet sich nachdrücklich zu Wort, sobald die Leistung schnell abgerufen werden soll. Kraft ist genug vorhanden, aber ein ausgewiesener Puncher ist dieser Mercedes nicht. Da passt es ins Bild, dass die C-Klasse ziemlich komfortabel abgestimmt ist, was sich vor allem im Komfort-Fahrmodus in einer ziemlich entkoppelten Karosserie bemerkbar macht. Wer es straffer mag, wählt die beiden sportlichen Fahrmodi: Dann straffen sich die Dämpfer ohne unkomfortabel zu werden und die elektrisch unterstützte Zahnstangenservolenkung bekommt mehr Direktheit sowie höhere Rückstellkräfte. Bei der Agilität hilft die Hinterachslenkung, bei der die Reifen bis zu einem Winkel von 2,5 Grad einschlagen. Das hilft auch beim Rangieren, schließlich ist der Radstand auf 2.865 Millimeter gewachsen.

Ein waschechter AMG wird aus der C-Klasse auch mit diesem technischen Kniff nicht, aber man kann mit dem Kombi durchaus flott unterwegs sein. Vor allem im Vergleich zur C 200 Limousine mit dem müden 150 kW / 204 PS Benziner, die wir ebenfalls gefahren sind, schlägt sich der Diesel gut. Der dürfte nach wie vor des Dienstwagenfahrers bester Freund bleiben, zumal zwei von drei in Deutschland verkaufte C-Klasse-Modelle Kombis sind. Allerdings hat der C 300 d T-Modell mit 53.966,50 Euro auch seinen Preis.

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