Was war der Mercedes CLS bei seinem Erscheinen für eine Attraktion. Auf der IAA des Jahres 2003 drängten sich die Schaulustigen um das viertürige Luxus-Coupé und beglückwünschten den schwäbischen Autobauer zum stilistischen Volltreffer. Knapp 18 Jahre später ist der Luxus-Gleiter immer noch ansehnlich, wird aber von den SUVs und Stromern zunehmend an den Rand der Modellpalette gedrückt. Entschieden sich im Hoch-Jahr 2005 noch fast 8.000 deutsche Autofahrer für den Viertürer, waren es 2020 weniger als 2.000. Noch weichen die Mercedes-Verantwortlichen der Frage nach einem Nachfolger aus und verweisen auf das Facelift. Allerdings halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass dem CLS ein ähnliches Schicksal droht wie dem Shooting Brake der Baureihe - das Aus. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, aber der kompromisslose Sparkurs des Mercedes-Chefs Ola Källenius verheißt für den CLS nichts Gutes.

Zumindest gibt es jetzt ein Facelift, das aber ziemlich überschaubar ausfällt. Die Front und das Heck werden überarbeitet, es gibt neue Felgen, die Ausstattungslinie AMG Line entfällt, dafür kommen mehr sportliche Elemente ans Auto. Dazu kommen noch ein paar neue Lackfarben und im Interieur andere Applikationen. Letztlich ist dieses Automobil-Upgrade nichts anderes als eine flankierende Maßnahme. Denn vor knapp einem Jahr wurde die Infotainment-Technik runderneuert und das MBUX auf den damals aktuellen Stand gebracht. Im Zeitalter nach der S-Klasse mit dem virtuellen Monster-Head-up-Display erscheint der Windschutzscheiben-Monitor des CLS fast winzig. Dennoch erfüllt er nach wie vor seinen Zweck und das mit Bravour. Auch dass die Sitzposition etwas höher ist als bei einem Coupé üblich, stört nur sehr großgewachsene Zeitgenossen.

Im Gegensatz zum 220 d gibt es unter der Haube beim 300 d etwas Neues: Der Vierzylinder-Diesel der Baureihe OM 654 M leistet 195 / 265 PS bei einem maximalen Drehmoment von 550 Newtonmetern und bekommt einen integrierten Starter-Generator (ISG) zur Seite gestellt, der den Verbrenner mit 15 kW / 20 PS und 200 Newtonmetern Drehmoment unterstützt. Diese milde Hybridisierung tut dem CLS gut. Schließlich bringt das Luxus-Coupé 1.935 Kilogramm auf die Waage. Gemeinsam wuchtet das Antriebsdoppel den ansehnlichen Viertürer in 6,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und weiter bis maximal 250 km/h. Mercedes gibt als Verbrauch 6,6 l/100 km an, bei unseren Testfahrten genehmigte sich der CLS 7,1 l/100 km.

Der Mercedes CLS ist kein Anti-Sportler

Dabei waren wir nicht nur im Verzichts-Programm unterwegs. Denn der Zweiliter-Vierzylinderdiesel passt gut zum 1.935 Kilogramm schweren Nobel-Coupé, kann aber trotz der guten Dämmung seine Betriebsherkunft nicht gänzlich verleugnen - was aber nie unangenehm oder penetrant ist. Die elektrische Extra-Kraft kaschiert die Antrittsschwäche recht gut und so muss man nicht zwingend immer in die sportlichen Fahrprogramme wechseln, wenn man mal auf einer kurvigen Landstraße unterwegs ist. Zumal das Luftfahrwerk des Mercedes CLS samt den adaptiven Dämpfern ohnehin eher komfortabel angelegt und die Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodi nicht so ausgeprägt ist, wie das bei anderen Modellen der Fall ist.

Das schnellere Ansprechen des Antriebsstrangs auf die Gaspedalbefehle geschieht nicht zu hektisch und auch die Rückstellkräfte der Lenkung steigen nicht im Sinne einer falsch verstandenen Sportlichkeit zu sehr an. So macht dieser CLS in jeder Lebenslage Laune und der Allradantrieb sorgt auch in schnell genommen Kurven für genügend Sicherheitsreserven und Traktion. Mit einem Radstand von Radstand 2,94 Metern und einem Wendekreis von 11,9 Metern ist der CLS natürlich kein behänder Stepptänzer, aber beileibe kein Anti-Sportler.

Für die eiligen Zeitgenossen ist der Mercedes-AMG CLS 53 4MATIC die richtige Wahl, bei dem ein Dreiliter-Reihensechszylinder Benziner mit 320 kW / 435 PS (plus 16 kW / 22 PS durch den ISG) für angemessenen Vortrieb sorgt und so den Standardsprint in 4,5 Sekunden erledigt und maximal 250 km/h schnell ist. Klar macht dieser vorläufiger Top-CLS eine Menge Spaß, ist sportlicher, aber auch straffer abgestimmt als der Diesel und bei rund zwei Tonnen Lebendgewicht freut man sich über jedes Zusatz-PS. Das Ganze hat aber mit mindestens 88.196,85 Euro auch seinen Preis. Dafür ist das Infotainment moderner als beim 300 d, allerdings fliegen die Abbiegepfeile auch beim Sportler auf dem Touchscreen und nicht im Head-up-Display, wie das bei der S-Klasse der Fall ist.

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