Die Szene in dem Hollywood-Streifen "The Thomas Crown Affair" ist beinahe so legendär wie der Klassiker aus dem Jahre 1968 selbst. Der millionenschwere Lebemann Thomas Crown alias Steve McQueen verschafft dem Meyers Manx Buggy mit einer Verfolgungsjagd am Strand eine der automobilen Hauptrollen in dem Film, der rund 30 Jahre später mit Pierce Brosnan und Rene Russo eine kaum schlechtere Neuauflage bekam. Den coolen Meyers Manx Buggy mit erstarktem Sechszylinder-Boxer im Heck gab es jedoch nur in dem Originalfilm aus den späten 60er Jahren zu sehen. Auch in lustigen Italo-Streifen mit Bud Spencer und Terrence Hill spielten die Buggys bisweilen mehr als die Nebenrolle. Dabei gehörte der Strandhüpfer als Spielmobil der Schönen und Reichen perfekt in seine Zeit. Dabei hatte sich Firmengründer Bruce Meyers das ganze anders gedacht. Der Vollblutsurfer und Bauer von Boards sowie Booten wollte die langweiligen VW Käfer zu coolen Spaßmobilen für jedermann umbauen - in den wilden Spätsechzigern eine Alternative zu mächtigen US-Limousinen und dem Surfermobil VW T1. Dafür nahm Meyers die Bodengruppe eines amerikanischen VW Beetle, verkürzte diese um knapp 40 Zentimeter und setzte ihr eine Kunststoffkarosserie obenauf.

Der Strandbuggy wurde durch den neuen Kunststoffhut und die kompakten Dimensionen handlicher, leichter und ein echter Spaßmacher. Dank der breiten Reifen wurde er zu einem perfekten Freizeitmobil für Strand und Straße. Es dauerte nicht lang und die müden Käfermotoren im Heck erstarkten mit anderen Vergasern und größeren Hubräumen deutlich. Einige Kunden tauschten die offenen Vierzylinder-Boxer im Heck gar gegen Porsche-Triebwerke aus dem 911 oder Chevrolet-Corvair mit sechs Brennkammern aus, was die Fahrleistungen und Klang imposant beflügelten.

Bruce Meyers selbst produzierte in dem kalifornischen Ort Fountain Valley / Orange County über die Jahre mehr als 5.000 Strandbuggys. Obwohl er sich die Konstruktion auf dem Käfer-Chassis hatte patentieren lassen, konnte der Kalifornier dies vor Gericht nicht durchfechten. Nach der unterlegenen Klage wucherten kunterbunte Strandbuggy-Nachbauten nur so um die Welt. In Asien, Südamerika, Europa und den USA sollen zwischen 200.000 und 250.000 Fahrzeuge entstanden sein. Die Konstruktion blieb dabei immer die gleiche: Käfer-Karosserie runter, GFK-Konstruktion auf das verkürzte Chassis und eine leichte Vitaminspritze für das Triebwerk, das unter dem Kunststoffkleid am Heck selbstbewusster denn je herausspickte und speziell seinen Auspuff markig inszenierte. In Europa machten die Strandhüpfer insbesondere von Apal oder Karmann von sich reden.

Mehr Leistung - ein Muss

Die Ausstattung der Standbuggys blieb dabei gemäß ihrem Einsatzzweck als Spaßmacher für Wochenend und Sonnenschein spartanisch. Zwei Schalensitze, kleines Sportlenkrad, ein karges Armaturenbrett mit kaum mehr Informationen als Tacho und Tankanzeige. Dazu Schalter für Licht und Blinker sowie Überrollbügel, drei Pedale und ein Schaltknüppel - fertig ist das Spielmobil. Einige hatten Scheibenwischer, andere Zusatzscheinwerfer im Frosch-Look oder gar ein Bikini-Top für den Regenschauer - doch komfortabel war keiner der Strandhüpfer aus dem Haus Meyers.

Wieviel Spaß das ganze Steve McQueen oder anderen am Strand und auf unbefestigter Straße gemacht haben muss, merkt man bereits nach ein paar hundert Metern. Der Boxermotor im Heck rasselt, krakehlt, brüllt, wenn er rangenommen wird. Der rote Proband ist ein echtes Schmuckstück aus dem Hause Meyers Manx - mit mehr als 90 PS. Entsprechend geht der 1,6 Liter große Vierzylinderboxer mit den kaum mehr als 600 Kilogramm zur Sache. Die Kupplung ist schwergängig, die Schaltung hakelig - na und? Vom kühlen Pazifik kommt eine leichte Gischt herüber. Die Wischer können arbeitslos an der Unterkante der Windschutzscheibe bleiben, denn die dünnen Gummilippchen schaffen ohnehin kein Wasser weg, das sich auf der Scheibe gesammelt hat. Der erste Gang ist kurz, der zweite klasse und in den dritten muss man bei diesen Kurven erst einmal nicht. Die Fahrbahn ist rutschig und der Radstand ist kurz - kein Wunder, dass der rote Manx schnell hinten auskeilt. "Beim Fahren mit dem Buggy geht es um das Gefühl, zu spüren, wie der Wind einem ins Gesicht weht. Dann fühle ich mich frei und glücklich", erklärt Mike Dario, Präsident des Manx Clubs USA. Da hat Mike Recht.

Rund um die halbe Welt

Wie mag es den Piloten auf der Mexican 1000, dem frühzeitlichen Vorläufer der Steppenrallye Baja 1000 seinerzeit wohl gegangen sein? Hier ärgerten die Buggys die deutlich stärkeren Konkurrenten mit V8-Power immer wieder und siegten sogar. Dafür braucht es zugegeben mehr Dampf und andere Stollenreifen. Auf dem Meyers Manx Buggy drehen sich auf schicken Chromfelgen von American Racing derweil 205/60 R15er Reifen von BF Goodrich und sorgen für flotten Vortrieb. An der Straße lachen die Leute, als sie den Manx sehen - er ist immer noch ein Publikumsliebling. Ab Tempo 100 scheint man jedoch in einem offenen Düsenjet ohne Kuppel über dem Steuerstand zu sitzen. Die Lenkung ohne Servounterstützung, die Bremse und die Schaltung benötigen viel Kraft und ein feines Händchen.

Das dürfte auch der Weltenbummler Tom McAlveley bemerkt haben. Er fuhr in seinem Eigenbau-Buggy auf Basis eines 1968er Beetle zwischen 2004 und 2009 von seiner schwedischen Heimat nach Südafrika und weiter ins Heimatland der Buggys, in die USA - was für ein Trip. Heute müssen ein paar Kilometer reichen. Doch Volkswagen will auf der elektrischen Elektroplattform MEB ja eine Neuauflage vom Meyers Manx Buggy auf die Räder stellen. Man darf gespannt sein, ob sich wieder so kreative Partner wie eines Bruce Meyers finden, damit der ID. Buggy Realität wird - rein elektrisch fehlt ihm allerdings dieser grandiose Boxersound im Heck - schade drum.

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