Kommt jetzt zusammen, was seit langem zusammengehört? Die ersten Meter auf dem abgeschirmten BMW-Testgelände im Westen von München fühlen sich jedenfalls genauso an. Mini hat seinen Dreitürer Cooper S elektrisiert. Bei den technischen Daten will man sich noch nicht allzu sehr aus dem Fenster lehnen, doch schnell wird klar, dass unter der Haube der Antrieb des BMW i3s in seiner neuesten Ausbaustufe sitzt. Surrt der Elektromotor dort an der Hinterachse, wurde das ganze System beim Mini einfach rumgedreht und kurbelt hier an der Vorderachse. 135 kW / 184 PS und ein maximales Drehmoment von 270 Nm sind nicht wenig, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Drehmoment bei einem Elektromotor direkt aus dem Stand verfügbar ist. Dafür haben die BMW-Entwickler eine besonders feinfühlig und schnell zupackende Antischlupfregelung ersonnen und von deren Leistungsfähigkeit kann man sich beim Vollgasstart auf glitschig nasser Fahrbahn eindrucksvoll überzeugen.

Der Rest des Fahrspaßes ist typisch Mini - und typisch Elektro. Der Elektromotor macht dem 1.370 kg schweren Mini mächtig Beine. 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als sieben Sekunden, imposante Zwischenspurts aus allen Tempi und ein Fahrverhalten, das wohl noch etwas mehr begeistern kann, als das immer wieder manisch heruntergebetete Go-Kart-Gefühl. Klingt zwar nach wirrem Marketing-Bla-Bla - ist aber eben spürbar und sogar noch mehr als beim direkten Konkurrenten aus dem eigenen Stall, dem Mini Cooper S, dessen Zweiliter-Turbo-Vierzylinder mit 192 PS nur ein paar Pferdchen mehr auf den Fahrer loslässt. Der Zugewinn an Fahrspaß hat einen einfachen Grund. "Dadurch, dass die Akkus im Kardantunnel und unter der Rückbank untergebracht sind, haben wie eine bessere Gewichtsverteilung von 54 Prozent vorn und 46 Prozent hinten", erläutert Hermann Spranger, verantwortlich für die Fahrwerksentwicklung des elektrischen Mini Cooper, dessen Verkaufsbezeichnung Mini Cooper SE sein soll, wenn er ab Ende des Jahres zu den Kunden rollt. Die normalen Mini-Modelle haben ihr Gewicht ungünstiger zwischen 70:30 und 60:40 zwischen den Achsen verteilt.

Das Fahrverhalten des wild beklebten Prototypen ist klasse, der niedrige Schwerpunkt macht in der Wedelgasse ebenso Laune wie bei der Pylonen gesäumten 180-Grad-Kehre. An der Lenkung wollen Hermann Spranger und seine Kollegen noch etwas feilen, doch selbst die kann sich bei dem frühen Erprobungsträger bereits fahren lassen. Wie man den elektrischen Mini bewegt, lässt sich über einen Kippschalter neben dem Starterknopf variieren. Wer das Auto wie einen Verbrenner mehr rollen lassen möchte, der wählt die kleine Rekuperationsstufe, die den Fronttriebler gerade einmal mit mäßigen 0,11 g verzögert. Bei der zweiten Stufe mit 0,19 g verzichtet man auf das freie Rollen und fährt allzeit mit dem rechten Fuß auf dem Pedal und der maximalen Rekuperation. Auch wenn der elektrische Mini aussieht wie ein ganz normaler Mini, ist sein Aufbau komplett anders. "Wir haben eine komplett andere Bodenplatte", ergänzt Hermann Spranger, "zudem bringt ein Bauteilschutz im Vorderwagen und eine geänderte A-Säule mehr Steifigkeit. Der Elektromotor wird über einen Hilfsrahmen in den Motorraum eingesetzt."

Nur Tempo 150?

Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gibt, dann sind es die Höchstgeschwindigkeit und die maximale Reichweite. Eine geplante Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 150 km/h ist für einen elektrischen Mini mit den fahrdynamischen Ansprüchen der verwöhnten Kunden einfach zu wenig; auch weil der ähnlich starke Mini Cooper S mit Benzinmotor problemlos mehr als 220 km/h rennt - und schließlich ist auch der ein Maßstab. Bei der Reichweite halten sich die Mini-Entwickler und das Produktmanagement noch mehr zurück als bei den anderen Leistungsdaten. Die maximale Reichweite mit dem aktuellen Akkupaket dürfte jedoch bei kaum mehr als 250 Kilometern liegen. Die 15 Millimeter mehr Bodenfreiheit des Elektromodells wird durch das zusätzliche Gewicht nahezu ausgleichen. Auch deshalb sieht der Cooper SE aus wie der bekannte Cooper S.

Doch auch wenn Renault Zoe oder das zeitgleich auf den Markt kommende Elektrodoppelpack aus Peugeot e-208 und Opel Corsa E Reichweiten von 350 Kilometern und mehr realisieren, soll dies weder Problem noch Kaufhinderungsgrund darstellen. "Unsere Kunden fahren am Tag durchschnittlich rund 35 Kilometer", sagt Jacopo Marchetti aus dem Produktmanagement des Mini E und ergänzt, dass das Akkupaket rund 200 Kilogramm wiegt. Und tatsächlich dürfte es selbst bei den Verbrennermodellen aus dem breiten Mini-Portfolio nur eine überschaubare Zahl von Kunden geben, die nennenswerte Strecken im Alltag zurücklegen. Insofern können sich die coolen Städter mit Trendanspruch auf den elektrischen Mini freuen, denn dieser soll preislich in einem ähnlichen Rahmen wie der 192 PS starke Mini Cooper S liegen. Und den Mini-üblichen Style und das Fahrverhalten gibt es eben dazu. Netter Nebeneffekt: Man erspart sich das verschrobene Design des BMW i3.

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