Einfach haben es die weltweiten Taxler beim besten Willen nicht. Egal ob in Südamerika, den USA, Japan, Deutschland, China oder Russland - wirklich einträchtig ist das Geschäft, einen Kunden innerhalb der Stadtgrenzen möglichst schnell von A nach B zu bringen, nicht. Das Taxi ist ein öffentliches Verkehrsmittel - und so sieht es in vielen Metropolen nach einigen Jahren im Dienst auch aus. Verdreckte Sitze, eingeritzte Schriftzeichen und ein unfreundlicher Fahrer sind wo auch immer auf der Welt keine Seltenheit. Zudem haben innovative Mitfahrdienste wie Lyft, Uber oder Didi Kuaidi auf immer mehr Märkten das Zepter übernommen und machen den normalen Taxifahrern das Leben mit günstigeren Preisen, mehr Komfort und neueren Fahrzeugen schwer.

Als eine der ersten Weltstädte hatte New York vor knapp zehn Jahren das Problem erkannt, und bringt mit Verzögerung moderne Taxis auf den Straßen von Big Apple. Doch die Reparaturkosten von Hybridmodulen, Nissan NV200 oder Toyota Siennas fressen etwaige Vorteile beim Unterhalt schneller als von vielen Betreibern erwartet wieder auf. Die Kunden sind verärgert, die Taxifahrer auch - weil neue Modelle nicht derart für die Ewigkeit gebaut sind wie einst Checker Cabs oder eben zumindest der Ford Crown Victoria.

Auch in London ist nichts mehr wie es war. Einst gab es lediglich die legendären London Taxis, die einen - in schwarz oder dunkelrot lackiert - drollig und charmant durch die Millionenstadt an der Themse chauffierten. Die Ausschreibung in Sachen Sitzplätzen, Türen und insbesondere Wendekreis war ehemals so gestrickt, dass keine Taxis von ausländischen Marken auch nur ein Rad auf den Boden bekommen konnten. Doch die beiden Hersteller gingen mit veralteter Technik pleite und konnten nur partiell in chinesischer Hand wiederauferstehen. Das hat den ganzen Markt durcheinandergebracht. Mittlerweile verkauft sich die Taxiausführung des 2008 eingeführten Mercedes Vito in London als "Black Cab" öfter als alle anderen Modelle des eingeschränkten Wettbewerbs. Nach einer Studie der Verkehrsorganisation "Transport for London" wurden von Januar bis September dieses Jahres wurden 625 neue Vito-Taxis lizensiert, verglichen mit nur 474 TX4 der etablierten London Taxi Company.

Toyota JPN-Taxi

Im kommenden Jahr will der chinesische Geely-Konzern - ebenfalls mit großer Verspätung den britischen Taximarkt erobern. Im Gegensatz zu bisherigen Modellen soll der Designcharakter des Verkehrsmittels zwar erhalten bleiben und ein Elektroantrieb die strengen Emissionsvorschriften für die Londoner Innenstadt erfüllen. Die Form des Personentransporters orientiert sich an dem klassischen Vorbild: Hohes Dach, große Türen und keck dreinblickende runde Scheinwerfer. Doch unter dem traditionell anmutenden Blechkleid steckt moderne Technik wie Luftfederung und Elektromodul. Die Batterie befindet sich im Unterboden und der Motor so klein, dass die Motorhaube kürzer ist. Sechs Passagiere statt bisher fünf können im neuen London Taxi transportiert werden. Die vorgeschriebene Rampe für Rollstuhlfahrer ist ebenfalls installiert.

Die Vans setzen sich wegen ihrer vielfältigen Transportmöglichkeiten immer mehr durch. Das gilt auch für Tokio, wo der Toyota Crown seit Jahrzehnten zusammen mit dem Nissan Cedric das Sagen hatte. Toyota stellte mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 auf der Tokio Motorshow mit dem JPN Taxi jüngst das Taxi der Zukunft vor. Das neue Modell - in dunklem indigoblau lackiert - ist ein Fahrzeug, was keine klassische Limousine mehr wie der Crown ist, sondern mit seinem hohen Dach deutliche designanleihen zu den alten London Taxis hat. Der tiefe und flache Fahrzeugboden sowie die elektrische Schiebetür zum Bürgersteig erleichtern den Ein- und Ausstieg, innen gibt es ausreichend Platz für Rollstuhlfahrer. Der Kofferraum fasst über 401 Liter und bietet damit genügend Platz für zwei waagerecht verstaute große Koffer. Ein großer Monitor zeigt den Fahrgästen die Strecke zum Ziel sowie die Fahrtkosten.

Vergleichsweise wenig tut sich bei der Taxikultur in unseren Breiten. Zwar ersetzen mehr Taxler ihren Diesel-Benz durch Elektro-, Hybrid- oder Erdgasversionen. Doch die Modelle von Tesla, Toyota und Co. haben im Alltagsbetrieb nicht den Komfort und die Langlebigkeit, wie sie einst die Mercedes E-Klassen der Generation W 123 / 124 hatten. Hier sah der Innenraum - zumindest bei entsprechender Pflege - auch nach hunderttausenden von Kilometern schmuck aus. Bleibt abzuwarten, was sich in Deutschland, Österreich oder der Schweiz in den nächsten Jahren tut. Vielleicht schwappt der neue Taxi-Trend auch über das zentrale Europa. Insbesondere die Mitfahrdienste wie Uber, car2go, Drive Now und Co. werden Druck in die Branche bringen.

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