Dabei ist es nicht so, als seien aufgeladene Turbotriebwerke für Entwickler und Fans der Zuffenhausener etwas wirklich Neues. Doch seit Mitte der Siebziger Jahre trug bisher ausschließlich das Topmodell der Elfer-Reihe den Namensannex “Turbo” und nur eben das Topmodell war mit ebensolcher Aufladungstechnik besonders leistungsstark unterwegs. Dass Porsche nun die gesamte Palette der Elfer-Baureihe abgesehen vom Straßenrennwagen 911 GT3 mit Turbotechnik ausstattet, hat keinesfalls den Grund, als wollten die Stuttgarter dem allgemeinen Motortrend hinterhereilen oder man bekäme die gewünschte Leistung nicht mehr ohne Zwangsbeatmung zustande. Es sind insbesondere die scharfen Schadstoff- und Abgasrichtlinien, die die Turbotriebwerke für die Männer aus dem Porsche-Entwicklungszentrum unausweichlich werden lassen.

Die Überarbeitung der Antriebe geht Hand in Hand mit der Modellpflege der Baureihe 991. Optisch hat sich wie zumeist bei den Porsche-Modellen vergangener Jahrzehnte durch die Überarbeitung nur sehr wenig getan. Eine leicht überarbeitete Frontschürze und dezente Retuschen an den bisher allzu polarisierenden Heckleuchten gepaart mit einer geänderten Heckklappe sind weitgehend alles. Innen gibt es dagegen ein komplett neues Navigations- und Entertainmentmodul, denn hier fuhr Porsche der deutschen Premiumkonkurrenz weit hinterher. Erstmals ist auch für die 911-Carrera-Modelle die mitlenkende Hinterachse aus GT3 und Turbo als Fahrwerksoption zu bekommen.

Die größten Veränderungen lauern unter dem Motordeckel, der mit neuen Lamellen verziert ist. Die Basisversion des 911 Carrera leistet mit seinen drei Litern Hubraum Dank doppelter Turboaufladung nunmehr 272 kW / 370 PS, während der Carrera S nunmehr über 309 kW / 420 PS verfügt. Mit der gleichen Leistung war vor rund zehn Jahren noch die Topversion des Porsche 996 Turbo unterwegs. Das maximale Drehmoment von 450 beziehungsweise 500 Nm liegt bei dem neuen Doppelpack im Unterschied zu den bisherigen Saugerversionen mit 3,4 bis 4,0 Litern Hubraum nunmehr bereits ab 1.700 U/min an und steht konstant bis 5.000 U/min zur Verfügung. Wichtiger jedoch sind für die Porsche-Entwickler die Verbrauchseinsparungen der neuen Boxergeneration. So geben sich die neuen Elfer der Baureihe 991 durch die Biturbo-Aufladung mit 7,4 beziehungsweise 7,7 Litern Super zufrieden, wenn man sich für das Doppelkupplungsgetriebe PDK entscheidet.

3,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100

Gleichzeitig gelingt der Imagespurt 0 auf Tempo 100 in 4,2 respektive 3,9 Sekunden schneller als je zuvor bei Carrera und Carrera S. Die Höchstgeschwindigkeiten kletterten mit 296 bzw. 308 km/h ebenfalls nennenswert nach oben und liegen kaum unter denen ehemaligen Turbozeiten. Wer sich für das optionale Sport-Chrono-Paket entscheidet, bekommt erstmals – ähnlich wie beim 918 Spyder – eine Drehschalter für vier verschiedene Fahrmodi. Je nach Programm wird die Charakteristik von Motor, Getriebe, Motorlagern und Sound angepasst. Mit dem “Sport Response Button” werden für Überholgänge oder kurze Zwischenspurts alle Systeme auf maximale Beschleunigung scharf gestellt.

Für eine erhöhte Alltagstauglichkeit sorgt nicht nur die aufpreispflichtige Vierradlenkung, sondern auch ein hydraulisches Liftsystem mit integrierten Hubzylindern in den Federbeinen der Vorderachse. Auf Knopfdruck steigt damit innerhalb von fünf Sekunden die Bodenfreiheit unter der Frontschürze um vier Zentimeter und verhindert damit das Aufsetzen des Fahrzeugs bei steilen Ausfahrten. Basispreis für den 370 PS Porsche 911 Carrera sind 94.344 Euro, das Cabriolet kostet 107.434 Euro. Die 420 PS Version des 911 Carrera S kostet als Coupé 108.505 Euro und als Carrera S Cabrio 121.595 Euro. Auch damit liegt man längst auf ehemaligem Turbo-Niveau.

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Stefan Grundhoff

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