Die Monterey Autoweek hat viele Nachahmer auf der ganzen Welt. Und es ist nicht so, dass sehenswerte Veranstaltungen wie das Festival of Speed im britischen Goodwood, die Classic Days am beschaulichen Schloss Dyck oder gar der einzigartige Concours d’Elegance am Comer See nicht aufregend genug wären. Doch in der mittleren Augustwoche zeigt die beschauliche kalifornische Küstenstaat Monterey wie es richtig geht. Putting Greens von exklusiven Golfplätzen werden ein paar Tage kurzerhand zu Großparkplätzen der Schönen und Reichen umfunktioniert, man trägt farbige Socken zum hellen Lederschuh, einen luftigen Sommerhut und das obligatorische Programmheft. Nachmittags schaut man gerne bei den zahlreichen Auktionen vorbei, bei denen Klassiker im Gesamtwert von ein paar hundert Millionen Dollar versteigert werden. Das Angebot reicht vom knapp 60.000 Dollar teuren Spielmobil eines Fiat 600 Jolly über den eleganten Fiat 8V Supersonic von 1953 bis hin zu einem seltenen Ferrari 250 GT Competizione Alloy Berlinetta von 1959. Ganz nebenbei bietet sich ein Abstecher auf den Laguna Seca Raceway ein paar Meilen im Landesinneren an, wo ebenfalls millionenschwere Klassiker um Sieg und Platz kämpfen, während sich ihre Piloten die legendäre Corksrew Corner herunterstürzen.

Die Monterey Autoweek ist einzigartig, abgefahren und sehenswert – für viele wahrscheinlich sogar automobil nahezu pervers, denn auf den Parkplätzen drängen sich nicht Volumenmodelle wie Toyota Camry oder Ford F-150 dicht an dicht, sondern Rolls-Royce Corniche II, Bugatti Veyron, Ferrari F40 oder Aston Martin One Eleven. Nirgends geht der Plan, mit einem außergewöhnlichen Porsche 911 Turbo, einem Lamborgini Gallardo Valentino Balboni oder einem teilelektrisierten BMW i8 aufzufallen, mehr in die Hose, als Mitte August im Großraum Monterey. Das Geld, das hier auf den wenigen edel gesäumten Straßen unterwegs ist, könnte addiert Staaten mittlerer Größe kaufen oder ganze Wirtschaftssysteme zu Fall bringen. Und bei aller Exklusivität ist die Stimmung so lässig, wie sie nur in Kalifornien sein kann.

Milliardäre schieben ihre Duisenberg-Klassiker in ausgebeulten Uralt-Jeans auf Showbühnen, wienern am eigenen Lieblingscabrio aus norditalienischer Produktion oder steigen mit ausgelatschten Tennisschuhen aus einem der wenigen Ferrari 250 GTO – so viel gelebte Natürlichkeit im Umgang mit Phantasiewerten gibt es nur hier – rund um den Golfplatz von Pebble Beach, auf dem am abschließenden Sonntag der Concours d’Elegance stattfindet. Sammler bewerben sich jahrelang und bereiten ihre schönsten Klassiker ebenso lang mit ganzen Restaurationsteams vor, um auf dem finalen Grün vor dem Golf-Clubhaus zu Ruhm und Ehren zu kommen – Herzklopfen, schweißnasse Hände und Aufregung wie bei der Einschulung inklusive – eigener Großkonzern hin oder her. That’s Pebble Beach.

Längst ist die Monterey Autoweek mehr als eine Klassikveranstaltung. Hier gibt es die exklusivsten Oldtimerversteigerungen der Welt, das spektakuläre Schaulaufen in „The Quail – a Motorsport Gathering“ mit 500 Dollar Eintritt und auf der anderen Seite den Concours de Lemons, bei dem alljährlich die hässlichsten Autos aller Zeiten prämiert werden. Bei den coolen Legends of the Autobahn, huldigen die Kalifornier auf unkomplizierte Art und Weise markenübergreifend die deutschen Klassiker vergangener Jahrzehnte. Kein Wunder, dass sich Autohersteller nur allzu gerne in dieser ebenso elitären wie lässigen Atmosphäre präsentieren und neue Spielzeuge Seit‘ an Seit‘ mit Klassikern von gestern ins rechte kalifornische Licht rücken.

So gibt es dieses Mal Schmuckstücke wie das BMW M4 GTS Concept bewundern, das einen Ausblick auf die längst überfällige Serienversion des nachgeschärften Sportcoupés gibt. Ebenfalls nachgeschärft die vom Comer See bestens bekannte Hommage an den BMW 3.0 CSL R. Hyundai zeigt mit dem Vision G Coupé, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen soll und Ferrari lädt seine Markenjünger wie einst bei Enzo ins Casa Ferrari nach Carmel ein. Neben sehenswerten Klassikern gibt es auch Modelle wie den neuen 488 GTB zu bestaunen. Gleich nebenan: eine italienische Bar, die stilecht Gelato und Espresso ins rechte Licht setzt. Die Erwartungen sind hoch. Schließlich hatte vergangenes Jahr ein Ferrari 375 MM Scaglietti Coupé von 1954 den Höchstpreis „best of show“ am Concours gewonnen. Mal schauen, wer diesmal abräumt.

Stefan Grundhoff; press-inform

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