Thomas Ingenlaths Auftritt war eindeutig vom legendären Apple-Mitgründer Steve Jobs inspiriert. Mit schwarzer Hose und engen gleichfarbigen Pullover, weißen Turnschuhen, einer ockergelben Jacke im Bikerstil und einem Dauergrinsen im Gesicht federte der Deutsche auf die Bühne. Dort sprach er darüber, wie die Elektromobilität das Leben der Menschen verändern wird. Anlass für das Schauspiel war der Polestar 2, ein rein elektrisches Automobil, das nächstes Jahr auf den Markt kommt. Das Design des Fließheckmodells erinnert sehr stark an die Volvo-Konzeptstudie 40.2, die der Autobauer vor drei Jahren präsentierte.
"Es war uns sehr schnell klar, dass dieses Auto ein Polestar werden wird", sagt Thomas Ingenlath und legt nach: "Der Polestar 2 ist das bestaussehende Elektroauto. Punkt". Der gelernte Designer verweist auf Details wie die rahmenlosen Außenspiegel, die genauso viel Sicht nach hinten gewähren, aber deutlich weniger wuchtig sind als die Spiegel der gegenwärtigen Autos. "Bye bye Dumbo", witzelt der Markenchef und spielt dabei auf den fliegenden Comic-Elefanten mit den großen Ohren an.
Die Voll-LED-Scheinwerfer mit den 84 Dioden pro Auge, die in drei Reihen angeordnet sind, haben es Ingenlath ebenfalls angetan. Er schwärmt geradezu von der Matrix-Technik, die Gegenverkehr und voranfahrende Autos "ausgraut". "Dann können Sie immer mit Fernlicht fahren", strahlt er unter dem Gejohle des anwesenden Publikums. Dass diese Technik keine Weltneuheit ist, ist dabei fast nebensächlich. Ähnliches gilt für die autonomen Fahrfunktionen. Da lässt sich Ingenlath noch nicht so recht in die Karten schauen und spricht von einem "Schutzengel, der ständig über die Passagiere wacht". Passt in die Volvo-Polestar-Sicherheitsstrategie.
Startknopf in der Sitzfläche
Die Antriebstechnik hält keine Überraschungen parat: Zwei Elektromotoren, mit jeweils 150 kW sind an der Vorder- und Hinterachse angebracht. Das ergibt einen Allradantrieb mit 300 kW / 408 PS und einem Drehmoment von 660 Newtonmetern. Die Batterie besteht aus 324 flachen Pouchzellen, die in 27 Modulen zusammengefasst sind und eine Gesamtkapazität von 78 Kilowattstunden haben. Das resultiert in einer Reichweite von etwa 500 Kilometern nach WLTP-Messung.
Allerdings reden wir dann von der Top-Version, die als Starter-Edition mit Allradantrieb und ein paar Extras 59.900 Euro kostet. Die Einstiegsvariante des Polar ist dann 20.000 Euro billiger, wird nach dem Top-Modell auf den Markt kommen, hat dann weniger Leistung und eine kleinere Batterie. Doch bei einem Auto wie dem Polestar 2 geht es nicht nur um schnöde technische Daten. Dieses Fahrzeug ist nach dem Selbstverständnis der chinesisch-schwedischen Marke Ausdruck einer Lebenseinstellung. Im Interieur gibt es kein Leder mehr, stattdessen vegane Stoffe, wie Weavetec und Applikationen aus schwarzer Esche. Das wird bei den Nachhaltigkeitspäpsten Jubelstürme auslösen. Zumal sich das Interieur wirklich sehen lassen kann.
Android-Betriebssystem
Diese Kernkompetenz ist bei der Schwestermarke Volvo ja ebenfalls vorhanden. Es überrascht kaum, dass der Touchscreen ein elf Zoll großes Tablet ist, das zufälligerweise genau die Abmessungen der neuen iPad-Pro-Modelle hat. Natürlich ist das Infotainment mit dem iPhone kompatibel, doch das Betriebssystem ist Android und in Europa kommt die passende Google Software zum Einsatz, mit Google Maps, inklusive Playstore und Spracherkennung.
In Zeiten des chinesisch-amerikanischen Handelskriegs ist das ein vermeintlich risikovolles Unterfangen, in einem schwedisch-chinesischen Auto Software eines amerikanischen Silicon-Valley Giganten zu verwenden. Wenn die Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping weiter mit den Säbeln rasseln, könnte das auch für Polestar zum Problem werden. Diese Gefahr sieht Thomas Ingenlath nicht, denn in China bleibt das Betriebssystem zwar bestehen, aber die Anwendungen kommen natürlich aus dem Reich der Mitte. Andere technische Spielereien, wie der Start-Knopf, der sich im Sitz befindet und durch das Hinterteil aktiviert wird oder dass nur noch das Smartphone als Schlüssel dient, sind überall erhältlich.
Die Produktion beginnt in einem Jahr und der Polestar 2 wird ausgewählten Ländern angeboten werden. Darunter Deutschland, China, die USA und Kanada. Die Reservierung kann man bereits im Internet vornehmen und bald werden in Städten, wie Shanghai, London und München Polestar-Markenwelten eröffnen. Die Volvo-Fans bleiben auch nicht im Regen stehen. Der vollelektrische SUV XC 40 wird die gleich Antriebsplattform haben wie der Polestar 2.