Die Namen für die Plug-in-Hybride sind nicht immer schmeichelhaft. Manche bezeichnen die Fahrzeuge, die einen Verbrennungsmotor mit einem Elektro-Aggregat kombinieren, geringschätzig als „Brückentechnologie“. Also ein Zwischending, ein notwendiges Übel auf dem Weg zur reinrassigen Elektromobilität und bislang haben manche Fahrzeuge dieses Vorurteil nicht nachhaltig entkräften können. Das Elektromodul brachte kaum Dynamik, aber zusätzliches Gewicht und die tatsächliche Reichweite von rund 30 Kilometern, löste auch keine Begeisterungsstürme aus. Letzteres hat sich nicht groß geändert. Beim Stromern reißt der Porsche Cayenne E-Hybrid keine Bäume aus, die Zuffenhausener geben 44 Kilometer als Maximalreichweite an, allerdings wird die tatsächlich mögliche Distanz aus der Fahrhistorie berechnet und auch angezeigt. Immerhin hat die Batterie eine Kapazität 14,1 Kilowattstunden, das sind rund 30 Prozent mehr, als beim bisherigen Cayenne PHEV (10,1 kWh). An einem 230 Volt-Anschluss ist die Batterie nach knapp acht Stunden wieder gefüllt. Mit dem optionalen 7,2-kW-Ladegerät soll die Auftankzeit an einem 230 Volt / 32 Ampere-Anschluss auf 2,3 Stunden sinken.

Das hilft bei der Fahrdynamik, denn bei der hat der Porsche im Vergleich zum Vorgänger einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Um es kurz zu machen: Dieser Cayenne E-Hybrid macht Spaß. Neben den stärkeren Akkus ist der Antriebsstrang für die Fahrleistungen verantwortlich. Ein Sechszylinder-Benziner mit 250 kW / 340 PS wird mit einem Elektromotor (100 kW / 136 PS) kombiniert, was wie beim Panamera zu einer Systemleistung von 340 kW / 462 PS führt. Bereits nach fünf Sekunden erreicht der elektrifizierte Cayenne PHEV Landstraßentempo und ist bis zu 253 km/h schnell. Der NEFZ-Verbrauch liegt bei 3,4 l/100 km. Das maximale Drehmoment von 700 Newtonmetern liegt schon bei 1.000 Umdrehungen an.                                                              

Klingt vielversprechend, aber der oftmals bemühte Fun-Faktor kommt durch die Fahrmodi, bei denen der Porsche 918 Spyder Pate stand, zustande. Das bedeutet, dass der Elektromotor stets den Verbrenner unterstützt. Per Fahrprogramm, wie beim Hyper-Sportwagen durch den Drehknopf aktiviert, wird lediglich die Stärke des Boostens definiert. Bei der Grundeinstellung „E-Power“ fährt der Cayenne E-Hybrid so lange elektrisch, wie möglich – immerhin bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Auch ein rein elektrischer Ampelstart ist so möglich. Wie der Name schon verrät, übernimmt bei „Hybrid Auto“ der Computer das Kommando und definiert die ideale Antriebsstrategie. Bei Bedarf kann der Fahrer manuell bestimmen, ob der Ladezustand der Batterie gehalten oder die Akkus während der Fahrt gefüllt werden. Dreht man das Porsche Manettino auf „Sport“ und „Sport Plus“, legt der Cayenne E-Hybrid seine fahrdynamische Zurückhaltung ab und zeigt das, was man von einem Auto mit dem Wappen auf der Motorhaube auch erwartet.

Während bei „Sport“ die Batterie noch Kapazität zum Boosten zurückhält, ordnet die Technik bei „Sport Plus“ alles der Fahrdynamik unter und lädt die Akkus noch schneller auf und wann immer es geht, auf. Die Attacke-Gleichung geht auf: Sobald man den Cayenne E-Hybrid scharf stellt, zeigt sich, dass Hybridfahren nicht mehr Verzicht bedeuten muss. Mithilfe der E-Power schiebt der Cayenne kräftig an und selbst das dauernde Laden der Batterie stört den Vortrieb nicht im Geringsten. Die Lenkung ist präzise, aber nicht nervös und so lässt sich der Porsche zielsicher durch die Kurven zirkeln. Allerdings spürt man bei solchen Richtungsänderungen das Gewicht von 2.295 Kilogramm, das nach das SUV nach außen drücken will. Selbst der Hang-On-Allradantrieb kann dies nur unzulänglich kaschieren. Beim Herausbeschleunigen hilft dann die Boost-Kraft der E-Maschine und die Tatsache, dass die neu entwickelte Achtgang-Automatik die Gänge schneller hineinschnalzt als bisher. Zwar ist das Fahrwerk spürbar straffer als bei den Standard-Modi, aber nicht unharmonisch oder gar unbequem. Wem das nicht reicht, drückt auf dem Sport-Response-Knopf und schaltet so für 20 Sekunden ein paar extra Vitamine frei. Auch die Carbon-Keramik-Bremsen lassen sich gut und exakt dosieren und vermitteln nicht mehr das typische indifferente Hybrid-Gefühl. 

Mit dem E-Hybrid führt Porsche auch das hilfreiche Head-Up-Display ein. Da die Batterien im Heck des Wagens untergebracht sind, schrumpft da Kofferraumvolumen um knapp 100 Liter auf 645 bis 1.610 Liter. Der Basispreis für den Cayenne PHEV beträgt 89.822 Euro, das sind gut 2.000 Euro weniger als der Cayenne S (91.964 Euro) mit 324 kW / 440 PS. Vermutlich wird Porsche wie beim Panamera auch beim Cayenne das Elektromodul mit einem V8-Motor kombinieren und so die Leistung auf 404 kW / 550 PS steigern. 

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