Fangen wir mal mit dem Guten an. Dieser Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI im Farbton Race Blau Metallic und dem schwarzen Kühlergrill macht etwas her. Ein schickes Auto, bei dem auch Fahrer eines BMW X5 sich neugierig aus dem Fenster lehnen. Auch sonst liefert das Auto alles, was man an den Fahrzeugen der tschechischen VW-Tochter schätzen gelernt hat: jede Menge Platz, eine tadellose Verarbeitung, aktuelle VW-Technik und das Ganze gepaart mit einer gehörigen Portion Understatement. Wer die Power-Insignien aus Mladá Boleslav nicht kennt, muss zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass da ein Kraftprotz steht.
Die optionalen 19-Zoll-Walzen, das RS-Logo, der schwarze Kühlergrill und das Sportfahrwerk, mit dem sich die Karosserie des Octavia Combi 15 Millimeter tiefer über den Asphalt kauert, signalisieren, dass dieser kein gewöhnlicher Dienstwagen-Favorit ist. Beim Lupfen der Motorhaube relativiert sich der Gentleman-selbstbewusste Auftritt des Tschechen ein wenig. Anstelle eines auftrainierten Vierzylinder-Benziners mit oder ohne Plug-in-Hybridmodul werkelt ein mit vier Töpfen bestückter Diesel, der auch im Skoda Scout und verschiedenen anderen Modellen im VW-Konzern zum Einsatz kommt. Der Diesel ist also ein bekanntes Aggregat, das mit der ganzen Schadstoffreduktionstechnik ausgestattet ist, was nicht unbedingt leistungsfördernd ist.
Der Blick in das Datenblatt verheißt dennoch ansprechende, aber nicht überragende Fahrleistungen. Der 1.684 Kilogramm schwere Octavia RS erreicht nach 6,8 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke und ist bis zu 238 km/h schnell. Das maximale und durchaus ordentliche Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt bereits bei 1.750 U/min an und bleibt bis 3.500 U/min erhalten. Klingt nach souveränem Schub aus dem Drehzahlkeller heraus - nur ist dem leider nicht so. Unterhalb von etwa 2.200 Umdrehungen spürt man wenig von einem RS-Athleten. Dafür umso mehr von der Antrittsschwäche - vulgo dem Turboloch. Vor allem in den Fahrmodi Eco, Comfort und Normal gönnt sich der Octavia Combi RS 2.0 TDI eine merkliche Atempause, ehe sich der Antriebsstrang entschließt, seine ganze Aufmerksamkeit dem Vortrieb zu widmen. Am besten kaschiert das Sport-Programm im Zusammenspiel mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe den Malus, oder man nimmt sein Fahrstufen- und damit Drehzahlgeschick per Schaltwippen selbst in die Hand.
Bekannte Stärken beim Fahrwerk
Allerdings gaukelt einem die Technik einen Sechszylindermotorenklang vor. Wir haben die Pseudo-Klangsinfonie deaktiviert und uns über die Dämmung des Aggregates gefreut. Das ausgewogene Fahrwerk verkraftet eine etwas forciertere Fahrweise und gehört zu den Pluspunkten des Octavias. Mit den individuell verstellbaren Dämpfern kann man sich den Komfort nach Belieben konfigurieren, aber selbst im Sportmodus wird der Octavia Combi RS 2.0 TDI nicht zum brettharten Steißbeinkiller. Der Agilität tut das ohnehin nur wenig Abbruch. Der Combi bleibt lange neutral und empfiehlt dem Fahrer mit einem Scharen der Vorderräder freundlich, entweder den Lenkwinkel zu ändern oder die Geschwindigkeit zu reduzieren. Die Lenkung lässt den Fahrer zwar am Geschehen zwischen Fahrbahnoberfläche und Reifengummi teilhaben, könnte das aber noch deutlicher tun. In den bequemen Sportsitzen absolviert man auch lange Strecken problemlos und wenn es mal engagierter um die Ecken geht, stützen die Wangen den Oberkörper ausreichend. Bleibt noch der Verbrauch: Skoda gibt fünf Liter pro 100 Kilometer an, bei unserer ersten Testfahrt brauchte der Octavia Combi 7,1 l/100 km.
Ansonsten spielt der Skoda Octavia auch in der Diesel-RS-Variante die bekannten Stärken aus. Das Infotainment gibt dem Nutzer keine großen Rätsel auf und die Einbindung des Smartphones via Apple CarPlay oder Android Auto geht auch reibungslos vonstatten. Das Head-up-Display (Teil des Infotainmentpakets Columbus Plus für 2.490 Euro, in dem interessanterweise auch die elektrische Heckklappe enthalten ist) verzichtet auf die große Augmented Reality Show, verrichtet seine Arbeit zuverlässig und beschränkt die Anzeigen auf das Wesentliche. Allerdings hatte die Testwagen mit 52.199 Euro auch seinen Preis, der Diesel-Combi RS kostet samt Allrad mindestens 43.010 Euro, wem eine Antriebsachse (vorne) reicht, der muss 2.100 Euro weniger bezahlen. Unterm Strich ist der Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI ein grundsolides Auto, in dem man auch lange Strecken entspannt absolvieren kann und das gerade bei den Dienstwagenfahrern seine Freunde finden wird. Allerdings wird aktuell von vielen Autobauern das Sportlichkeitsattribut bei den Modellen fast schon inflationier verwendet -eben auch von Skoda. Dieser RS wäre mit der Bezeichnung RS-Line besser beschrieben.