Ein Smart ist seit je her für die Stadt gemacht. Er ist klein, wendig und schon seit der ersten Generation für Schaltmuffel konzipiert. Allerdings mussten die Fahrer von Anfang an über einen starken Magen und eine kräftige Nackenmuskulatur verfügen, da das automatisierte Schaltgetriebe viel konnte – nur nicht sanft die Gänge wechseln. Das Smart-Nicken machte schnell die Runde und mit ihm auch die Skepsis gegenüber des kleinen Stadtflitzers. Seit wenigen Monaten fährt die dritte Generation durch die Großstädte diese Welt. Und das ganz ohne Nicken. Doch das liegt einzig und allein daran, dass es aktuell keine Automatikgetriebe im Angebot gibt. Warum Smart dennoch so schnell auf den Markt wollte, liegt unter anderem am Partner Renault. „Die Nachfrage nach Automatikgetrieben ist bei den Franzosen nicht so groß, wie bei den südeuropäischen Ländern, beziehungsweise den USA und China“, heißt es seitens Smart. Oder anders formuliert: Renault wollte mit dem Smart-Zwillingsbruder Twingo so schnell wie nur möglich auf den Markt. Ob der ausschließlich manuell gefahren werden kann, spielte keine Rolle.
Zumindest beim deutschen Smart-Zwilling wird sich dies in Kürze ändern. Ende März ist für die mittlere Motorisierung mit 71 PS ein völlig neu entwickeltes Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, kurz DCT, erhältlich. Es ist mit 68 Kilogramm zwar genau doppelt so schwer wie das manuelle Fünfgang-Getriebe, doch ist es in seiner Kompaktheit das kleinste DCT der Welt. „Es gibt nirgends auf diesem Planeten solch ein kleines Doppelkupplungsgetriebe. Aus diesem Grund hat es etwas länger gedauert bis wir es auf den Markt bringen konnten – denn wir mussten es ja auch erst einmal entwickeln“, verrät Projektleiter Bernd Wagner. „Die vom bislang verwendeten automatisierten Schaltgetriebe bekannte Zugkraftunterbrechung ist somit Geschichte“, erklärt er weiter.
Doch nicht nur im 71 PS-Smart, sondern auch im 90 PS-Topmodell kommt es zum Einsatz. Zwar erst Ende Juli, doch damit immer noch einige Wochen vor dem ersten Twingo mit DCT. Der soll erst im Herbst vom Band Laufen und wird wahrscheinlich kurz zuvor auf der IAA in Frankfurt seine Premiere feiern. In Stuttgart gab es nun die Möglichkeit die Topmotorisierung mit dem neuen Getriebe zu fahren – und es hat sich gelohnt. Die Tatsache, dass sich die Mehrheit der Smart-Kunden nicht für den stärksten Zweisitzer, sondern für die mittlere Version entscheiden wird, mindert in keinster Weise die Freude an der neuen Kombination von 90 PS mit dem DCT. Ganz im Gegenteil. Der 898 Kubikzentimeter kleine Dreizylinder machte noch nie so viel Spaß. Das Lückenhüpfen im Stadtverkehr ist nun noch spontaner und vor allem ohne nervige Schaltpausen zu bewältigen. An den 135 Newtonmetern, die nach wie vor die beiden kleinen Hinterräder antreiben hat sich ebenso wenig verändert, wie an der kompakten Länge von 2,70 Metern und dem unglaublichen Wendekreis von unter sieben Metern.
Einzig die Tempo-100-Sprintzeit hat sich um eine knappe halbe Sekunde auf rund elf Sekunden verschlechtert – doch wen juckt das? Oder wer merkt das? Mit weiterhin 155 Kilometern pro Stunde, lässt sich der Smart Fortwo DCT mit seinen 90 PS genau wie zuvor auch auf der Autobahn bequem bewegen. Für sportlich ambitionierte Fahrer, die auf Schaltwippen am Lenkrad stehen, hält Smart genau diese für einen üppigen Aufpreis von 575 Euro parat. Dann kann entweder ausschließlich per Wippen gefahren werden, oder einfach mal kurz während des D-Betriebes per Schaltknauf der Gang gewechselt werden. Zehn Sekunden später übernimmt dann das DCT wieder die Kontrolle über die Gang-Klaviatur. Das Sportpaket gibt es allerdings nur ab der Ausstattungsvariante Passion.
Der Aufpreis für das DCT kostet bis zu 1.275 Euro. Bis zu? Ja, denn dieser Preis gilt nur für die Basisausstattung. Die drei anderen Ausstattungsvarianten können schon für 1.000 Euro genickschonend durch die Städte bewegt werden. Die Preispolitik gilt im Übrigen auch für den Viersitzer Smart forfour. Wer für möglichst wenig Geld in den Genuss des DCT kommen möchte, der muss für den 71 PS-Smart Fortwo in der Basisausstattung insgesamt 12.170 Euro berappen. Die 90 PS-Variante schlägt mit mindestens 13.065 Euro zu Buche.
Der einzige Wagen im Kleinstwagen-Car-Segment mit einem Doppelkupplungsgetriebe, verfügt zudem über einen Eco-Sport-Wahlschalter. Werden im Sport-Modus die Gänge lange und äußerst geräuschvoll ausgefahren, werden im Eco-Modus die hohen, spritsparenden Gänge bevorzugt und recht rasch angewählt. Für kurze Zwischenspurts lohnt hier der Griff zur Wippe beziehungsweise zum Schaltknauf, um mal kurz einen kleineren Gang einzulegen. Einzig negativ fällt beim Smart weiterhin die harte, dem kurzen Radstand geschuldete Dämpfung, sowie die völlige Deplatzierung des Seitenspiegel-Verstell-Drehknopfes auf. Letzterer liegt bei großgewachsenen Fahrern so schlecht, dass das linke Knie im ständigen Kontakt mit ihm steht und nach wenigen Sekunden einer der beiden Spiegel komplett verstellt ist. Bleibt letztendlich zu hoffen, dass die als nächstes kommenden Cabrio- und Brabus-Versionen von Anfang an mit dem neuen Getriebe ausgestattet werden – und vielleicht schon über einen neuen Spiegel-Versteller verfügen.
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Marcel Sommer; press-inform