Für Musik-Fans sorgt ein 730-Watt-Dynauto-Sound-System mit 16 Lautsprechern für knackigen Klang. Die geschätzten Passagiere müssen sich nicht einmal anstrengen, die Türe vollständig zu schließen, das besorgt die Elektronik. Damit der Champagner auch immer richtig gekühlt ist, gibt es bei der Top-Ausstattung Flagship auch einen Kühlschrank zwischen den beiden hinteren Sitzen. Der fasst elf Liter und kühlt bis zu minus sechs Grad. "Damit bleibt auch Eiscreme kalt", freut sich Jörg Hitpass. Wenn man die Vollausstattung ordert, steigt der Preis der VW-S-Klasse auf 600.000 Yuan (rund 80.000 Euro).

Die Feinheiten kommen nicht von ungefähr: Der VW Phideon teilt sich die Plattform mit dem Audi A6 und hat modernste VW-Technik und Assistenzsysteme an Bord: unter anderem Nachtsicht, toter Winkel, 360 Grad Kamera, Spurwechsel-Warner und ein Head-Up-Display. Zwei bekannte Motoren stehen zur Auswahl. Der Zwei-Liter Turbo-Benziner mit 165 kW / 225 PS und der Kompressor-Sechszylinder mit drei Litern Hubraum und 220 kW / 300 PS. Im Zusammenspiel mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe geben beide Triebwerke eine gute Figur ab. Der Vierzylinder ist für den hiesigen Großstadtverkehr und entspannte Autobahnfahrten ausreichend kräftig. Allerdings gibt es den kleineren Benziner nur mit Frontantrieb und Stahlfahrwerk, das aber seinen Federungs-Job gut verrichtet. Wer auf Luftfederung und permanenten Allrad besteht, muss zum kräftigeren Modell greifen, das Unebenheiten ebenfalls locker wegsteckt. Da der Phideon zunächst nur für den chinesischen Markt bestimmt ist, ist der Komfort die ganz große Stärke des Newcomers. Sobald es dynamisch zur Sache geht, taucht der gut 1,8 Tonnen schwere Phideon selbst beim Fahrmodus "Sport" beim Anbremsen vorne ein und auch die Lenkung lässt die europäische Straffheit vermissen. Wobei der kräftigere Benziner dank des maximalen Drehmoments von 400 Newtonmetern souveräner wirkt als der kleine Antriebs-Bruder und den Nobel-VW entspannt in 6,1 Sekunden auf 100 km/h und erst bei 250 km/h durch die Elektronik gestoppt wird.

 

Auch wenn SUVs nach wie vor in China gefragt sind, kann der Phideon trotzdem zum Erfolgsmodell werden. Die Zeiten des überbordenden Bling-Bling des statusbewussten Ich-zeige-was-ich-habe, neigen sich im Reich der Mitte so langsam dem Ende. zu Understatement und Luxus ohne großflächig aufgedruckte Markennamen sind "in". Außerdem geben die Chinesen ihr Geld mittlerweile bewusster aus. Die Zahl der wirtschaftlich wohlhabenden Bürger, die sich keinen sündhaft teuren Importwagen leisten wollen, nur um den Erfolg zu visualisieren, steigt an. Genau diesen Zeitgeist trifft der bezahlbare Phideon mit seinem Luxus-Ambiente und wenn die Plug-in-Hybrid-Version auf den Markt kommt, gibt es noch einen Grund mehr, den VW zu kaufen. Momentan kommen nur die Chinesen in den Genuss des Luxusmobils. Einen Export in andere Märkte schließen die SAIC-VW-Manager nicht aus. "Wenn die Welt danach schreit, werden wir uns nicht verweigern", sagt Holger Santel. Im Visier ist vor allem Südkorea, einer der größten Limousinen-Märkte weltweit, auch wenn VW dort momentan aufgrund der Diesel-Affäre einen schweren Stand hat. Nur Europa soll auf der Phideon-Landkarte ein weißer Fleck bleiben.

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