Man weiß nicht so ganz wie sie es machen, aber sie machen es gut - seit langem. Volvo schafft es immer wieder, eine echte Alternative zu Premiummassenanbietern wie Audi, BMW und Mercedes zu sein. Diese erlauben sich im zentralen SUV-Segment bei Q5, X3 oder GLC keine echten Schwächen; doch kaum einer kann bei dem Crossover-Triumvirat eine gewisse Langeweile abstreiten und auffallen kann man mit einem Vertreter aus deutschen Landen schon gar nicht. Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt, dass die Qualitäten aus deutschen SUV-Landen längst die breite Masse überzeugt haben. Da hat die jahrelang so starke SUV- und Geländewagenkonkurrenz aus England und Asien kaum noch eine Chance, sich in Szene zu setzen. Eines der besten Pakete in der umkämpften SUV-Mittelklasse bietet Volvo mit seinem XC60. Zwar trauern viele Schwedenfans vollkommen zurecht noch immer dem charismatischen Fünfzylinder-Diesel mit mächtig Dampf und sattem Klang nach, doch mittlerweile entscheiden sich die meisten Kunden in diesem Segment ohnehin für einen Zweiliter-Vierzylinder-Diesel und hier bietet der 4,69 Meter lange Volvo XC60 ein sehr gutes Paket.
Ähnlich wie die Konkurrenz leistet das Vierzylinder-Commonrail-Triebwerk 140 kW / 190 PS und mit 400 Nm maximalem Drehmoment einen überaus kraftvollen Durchzug ab 1.750 U/min. Wer das winzige Turboloch einmal überwunden und sich mit dem seelenlosen Klang des Zweiliter-Diesels angefreundet hat, wird keine große Schwäche finden, außer dass oben herum etwas Dampf fehlt. Etwas mehr Leistung könnte der sehenswerte Crossover durchaus vertragen, denn sein Leergewicht liegt knapp über zwei Tonnen. Doch für alle, die mehr wollen bleibt ja auch noch der 225 PS starke XC60 D5. Aus dem Stand beschleunigt der kleinere D4-Allradler in 8,4 Sekunden auf Tempo 100 und auch wenn die 205 km/h Höchstgeschwindigkeit durchaus noch Luft nach oben hat - für die meisten Interessenten ist der Volvo XC60 D4 AWD ein exzellentes Paket. Die Umstellung des Verbrauchszyklus macht sich beim Schweden deutlich bemerkbar. Statt der bisherig guten 5,6 Liter (148 g CO2) Diesel auf 100 Kilometern sind es nach dem neuen WLTP-Zyklus immerhin 7,1 Liter (184 g CO2) Verbrauch.
Abheben kann man sich von der Konkurrenz aus Japan, Korea, England und Deutschland nicht durch einen Zweiliter-Diesel, denn den bieten an sich mit vergleichbaren Leistungsdaten an sich alle. Es ist das Styling, das Design und der besondere Schweden-Charme, mit dem der Volvo XC60 seine Kunden fängt. Der Crossover sieht edel und cool aus wobei er - auch durch die geringeren Stückzahlen in unseren Breiten - auf diese Mischung aus dröger Gewöhnlich- und Beliebigkeit verzichtet. Dabei wirkt er speziell von außen noch etwas mehr aus einem Guss als sein großer Bruder XC90 und punktet mächtig auch im Innern, weil man einfach gut sitzt und alles ist eben etwas anders als bei der bekannt guten Konkurrenz. Trotzdem verzichtet der Volvo XC60 auf übertriebene Extravaganzen, wie man diese aus Italien, Japan oder Frankreich kennt, sondern geht einfach seinen eigenen Weg. Das spürt man bei einem Blick auf die animierten Instrumente ebenso wie auf der optionale Head-Up-Displays, der große Touchdisplay in der Mittelkonsole oder den Drehschalter für den Motorstart.
Teure Extras
Alles andere als extravagant zeigt sich auch die gute Kombination aus Fahrwerk und Antrieb. Der Motor ist eine solide Basis und das Serienfahrwerk ohne Luftfederung sollte für die meisten Kunden ebenfalls reichen. Mit der optionalen Luftfederung geht es etwas kommoder über Unebenheiten und in einem sportlichen Programm passen sich nicht nur Gaspedalkennlinie und Schaltpunkte der Getriebeautomatik, sondern auch die straffer werdenden Dämpfer an. Die Lenkung ist in jedem der Fahrprogramme dabei zwar präzise, aber zu leichtgängig. Dabei hält sich das Geräuschniveau auch Dank der aufpreispflichtigen Akustikverglasung angenehm zurück. Das Platzangebot ist für ein Fahrzeug dieser Klasse sehr gut, die vielfältig verstellbaren Sitze bieten für Personen jeder Größe Seitenhalt und Langstreckenkomfort zugleich. Der Laderaum mit seinen 505 Litern lässt sich durch Umlegen der Rücksitze deutlich erweitern. Jedoch ist die Zuladung mit 417 Kilogramm alles andere als üppig.
Zudem fühlt man sich im Innern nicht nur visuell wohl, sondern genießt gerade in den höheren Ausstattungsvarianten viele Komfortdetails. Dass die ein oder andere Selbstverständlichkeit wie bei der Premiumkonkurrenz extra kostet, bleibt jedoch ein Ärgernis. Navigationssystem (1.900 Euro), elektrische Heckklappe (im Paket für 1.250 Euro) oder sogar ein digitaler Radioempfang (330 Euro) drücken den Basispreis von 50.100 Euro für den Volvo XC60 D4 AWD R-Design deutlich nach oben. Sehr komfortabel, aber teuer sind Sonderausstattungen wie das Luftfederfahrwerk mit adaptiver Dämpfereinstellung (2.270 Euro) oder das Fahrerassistenzpaket (1.750 Euro), bei dem man nach wie vor die Hände am Steuer und die Augen auf der Straße lassen muss. Auch die solide abgestimmte Achtgangautomatik für klassenübliche 2.200 Euro sollte man sich und seinem XC60 gönnen. So ist es jedoch kein Problem, den Realpreis Richtung 70.000 Euro oder gar darüber zu drücken. Doch immerhin - das sieht bei der Premiumkonkurrenz kaum anders aus.