Visualisierung des Fahrzeugs Trinity | Ob es das Modell Trinity jemals geben wird, steht in Frage. Bisher existiert vom Modell lediglich eine schemenhafte Visualisierung

Ob es das Modell Trinity jemals geben wird, steht in Frage. Bisher existiert vom Modell lediglich eine schemenhafte Visualisierung. (Bild: Volkswagen)

Was ist das Trinity-Projekt von VW?

Das Trinity-Projekt von Volkswagen zielt auf die Entwicklung einer neuen Generation von Elektrofahrzeugen ab. Diese sollen auf der eigens entwickelten Scalable Systems Platform (SSP) basieren. Ein Ziel des Trinity-Projekts ist es, Elektromobilität für Kunden attraktiver und bezahlbarer zu machen. Dafür soll die Produktion der Fahrzeuge effizienter gestaltet werden, um die Kosten zu senken. Ursprünglich wollte Volkswagen sowohl das Trinity-Werk als auch das erste Trinity-Fahrzeug 2026 fertigstellen.

Ein Vorbild für alle anderen zukünftigen Werke auf der Welt sollte es werden. So hatte es Sebastian Schmickartz, CPO des neuen Trinity-Werks auf der IZB im Oktober 2022 noch angepriesen. Moderner, smarter, schneller, einfach besser als alle anderen Werke – und das alles bis 2026. Gut einen Monat vorher trat Volkswagens neuer CEO seinen Dienst an. Lange hat er nicht gebraucht, um den Konzern auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „Oliver Blume ist pragmatischer und geht die Probleme an, die es jetzt gibt, Anstatt die Vision zu haben, langfristig Tesla zu schlagen“, sagt Thomas Meininger von S&P Global Mobility. Und die aktuellen Probleme scheinen nicht kleiner zu werden.

Vor allem die Software bereite den Wolfsburgern Bauchschmerzen. Dabei sollte gerade sie der Schlüssel zur ebenfalls mit Vorschusslorbeeren überschütteten Zukunftsplattform SSP werden. „Die Grundidee hinter der SSP-Plattform war, dass es ein Regal gibt, in das der komplette Konzern reingreifen kann, wo der Konzern aber auch vorgibt, was es alles gibt“, so Meininger. Dadurch wollte man die Einzelgänge der verschiedenen Marken ein Stück weit eingrenzen. Doch auch die Zukunft der Einheitsplattform steht in den Sternen.

Wie sollte das Trinity-Werk von VW aussehen?

Das Trinity-Werk von Volkswagen sollte ursprünglich ein hochmodernes Produktionswerk für Elektrofahrzeuge in unmittelbarer Nähe zum Wolfsburger Stammwerk im Stadtteil Warmenau werden. Angestrebt war eine "bilanziell CO2-neutrale Fertigung". Durch den Einsatz von Großgussteilen und Großmodulen wollte Volkswagen zudem die Komplexität der Fertigung verringern und weniger Flächen für Produktionshallen nutzen.

Trinity Werk VW Skizze des Werks | Bauplanung
Die Skizze zeigt den geplanten Neubau des Trinity-Werks von oben, Stand Oktober 2022. (Bild: Volkswagen)

Neubau vom Trinity-Werk ist vom Tisch

Mittlerweile äußerte sich Volkswagen zu den Gerüchten. "Der Start für Trinity erfolgt entsprechend der zeitlich entzerrten Software-Entwicklung", heißt es in einer Pressemitteilung. Im Zuge der Werkbelegung wurde Ende September 2023 entschieden, dass es keinen Bedarf für den Bau einer weiteren Fertigung in Wolfsburg Warmenau gibt. Damit ist die Hängepartie beendet. Blickt man auf die aktuellen Entwicklungen – unter anderem auf die Ankündigung des ID.2 sowie zehn neuer Modelle bis 2026 – scheint VW einen neuen Plan zu verfolgen. "Wenn man das Fahrzeug Trinity jetzt ohnehin auf Ende der Dekade schiebt, könnte sich das Problem der Doppelbelegung im Wolfsburger Stammwerk von selbst erledigen", sagt Meininger. Er geht momentan davon aus, dass das bestehende Werk umgebaut wird. Ende September 2023 deuteten Medienberichte auf eine neue Wendung hin. Demnach soll nun das Werk in Zwickau mit dem Projekt betreut werden. VW äußerte sich bislang nicht zu den Gerüchten.

ID.2 stärkt die MEB-Plattform

So oder so bedeutet die aktuelle Entwicklung eine Stärkung der bisherigen Modellreihen, prophezeit Meininger. Vor allem die MEB-Plattform dürfte Upgrades erhalten. Ab 2023 soll der ID.3 in Wolfsburg teilgefertigt, ab 2024 vollgefertigt werden. Meininger hält Derivate anderer bekannter Modelle wie des ID.3 für wahrscheinlich. Bis Anfang 2025 will VW rund 460 Millionen Euro in den Standort Wolfsburg investieren.

Sollte alles nach Plan laufen, will VW ein weiteres, neues Modell in Wolfsburg fertigen. "Dieses angekündigte Fahrzeug sehen wir Ende 2025 anlaufen", so Meininger. Er vermutet, dass es sich um eine Art ID.3X handeln könnte.  Mit einer erwarteten Größe von ungefähr 4,45 Meter würde das Modell leicht unter dem Tiguan liegen. "Von daher könnten wir uns gut vorstellen, dass VW dieses Fahrzeug in die Richtung Tiguan vermarktet". Mit seiner Prognose hinsichtlich eines Pendants zum Golf behielt Meininger bereits recht, wie die Vorstellung des ID. 2all zeigte.

Das Fahrzeug Trinity soll erst 2028 kommen

Ein weiterer möglicher Grund für die Diskussionen um Trinity findet sich in Ingolstadt und Stuttgart. Vor allem für Audi und Porsche sei es immer ein Problem gewesen, dass Trinity der VW-Marke als allererstes die SSP-Plattform bescheren würde, so Meininger. Insgesamt passe es in die Stimmung im Konzern, dass die bekannteren Produkte und Marken gestärkt würden und weniger auf Speedboat-Lösungen gesetzt wird.

Doch gerade Speed sollte ein weiterer Kernfaktor der neuen SSP-Plattform sein. Durch sie wollte Volkswagen es schaffen, ein Auto in zehn Stunden zu bauen und damit zu Tesla aufzuschließen. Gelingen sollte dies durch weniger Hardware-Komponenten und eine entsprechend geringere Komplexität. Trotzdem sollten die Individualisierungsmöglichkeiten mehr werden – dank innovativer Software. Womit sich jedoch wieder der Kreis zu eben diesen aktuellen Problemen im Konzern schließt. Eine Verbesserung der aktuellen Plattformen zeichnet sich ab und würde zunächst einmal die Produkte verbessern, nicht aber zwingend die Produktionszeit-Thematik lösen. Diese signifikant zu senken und damit auch die Kosten in den Griff zu bekommen, sei ein wesentlicher Punkt, so Meininger, der den Start für Trinity und die SSP-momentan ab 2028 sieht.

Volkswagen hofft auf Skaleneffekte durch die Einheitszelle

Statt großer Zukunftsvisionen lautet die Devise der Gegenwart also Schadensbegrenzung. Wenn schon Trinity und die SSP-Plattform in Frage stehen, will der OEM wenigstens die bisherigen Projekte auf Kurs bringen – allen voran die Premium-Plattform PPE. Sie soll Over-the-Air-Updates ermöglichen, doch auch dafür bedarf es einer reibungslosen Software. Auch hier bestehen bei Volkswagen Sorgen, den Anschluss zur Konkurrenz zu verlieren. „Offensichtlich ist Mercedes mit der EVA2-Plattform schon dort, wo Volkswagen mit der PPE hinwill“, sagt Thomas Meininger. Daher sei für Blume und sein Team oberste Priorität, gegenüber dem direkten Premiumumfeld nicht noch weiter nach hinten zu fallen.

Ein Lichtblick könnte die für die MEB-Plattform geplante Einheits-Batteriezelle werden, die in 80 Prozent aller Konzernmodelle eingebaut werden soll. Sie könnte zumindest für die erhofften Skaleneffekte sorgen. Trotzdem würde man die eigentliche erhofften Synergieeffekte nicht erreichen.

Audis Artemis soll ab 2027 kommen

Als wären die Spekulationen rund um Trinity nicht genug, wurde jüngst auch Audis Artemis-Projekt in Frage gestellt. Ursprünglich wurde dabei das Ziel verfolgt, bis 2024 ein wegweisendes Elektromodel für Audi zu fertigen. Verschiedene Medien berichteten bereits über das Ende des Projekts. "Unsere Information ist, dass Artemis nicht eingestellt ist, sondern dass dieser Schnellboot-Charakter eingestellt ist", so Analyst Thomas Meininger. Das heißt, dass das Projekt zurückgeholt werde in die übliche Linie, in das übliche Projektmanagement. Welche Plattform der Grundstein für Artemis wird, sei noch nicht final geklärt. Da der Start der SSP Premium-Plattform in den Sternen steht, könne auch die PPE-Plattform für Artemis in Frage kommen.

Dass Artemis kommt, ist für Meininger jedoch klar. Audi müsse etwas bringen. Das Produktfeuerwerk der Konkurrenz sei riesig. BMWs Neue Klasse und Mercedes MMA-Plattform erhöhen den Druck auf Audi.

Diese Pläne hatte VW für ein neues Trinity-Werk

Maximal zehn Stunden sollte es dauern, bis ein Auto fertig gebaut ist. Das war das ursprüngliche Ziel in Bezug auf das Trinity-Werk. „Trinity wird ein Vorbild für alle anderen zukünftigen Werke auf der Welt werden“, sagte Schmickartz im Oktober 2022. Der Schlüssel zum Erfolg soll die Reduktion der Komplexität in Sachen Hardware sein. Maßgeblich dabei helfen sollte die neue SSP-Plattform. Bei einem Golf, so Gjuki Tettenborn, Head of Business Unit SSP bei Volkswagen, gibt es mehr als zehn Millionen mögliche Hardware-Kombinationsmöglichkeiten, beim Trinity sollen es nur ungefähr 100 sein, „eigentlich denke ich eher an 60“, so Tettenborn auf der IZB 2022. Trotzdem sollten die Möglichkeiten, ein neues Auto zu individualisieren, größer werden als je zuvor.

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