Der große Rallye Deutschland-Fluch ist nun auch von Volkswagen besiegt worden. Nach den letzten Null-Nummer-Jahren fahren jetzt alle drei Fahrer auf das Treppchen – Sebastien Ogier steht ganz oben.

Was haben die Teammitglieder vor dem Start der Rallye Deutschland in Trier und Umgebung tiefgestapelt: “Wir gehen davon aus, dass nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit unsere Fahrer zumindest am ersten Tag nicht sofort alles geben werden. Ankommen ist in diesem Jahr sehr wichtig. Eine Stallorder gab, gibt und es wird aber niemals bei Volkswagen geben.” Den Fahrern waren diese Gedanken offensichtlich so fremd, dass allein nach 65 hart am Limit gefahrenen Kilometern der Abstand zwischen Sebastien Ogier und seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala weniger als eine halbe Sekunde beträgt. Dass die Jungs in ihren Wolfsburger-Rennboliden schnell sind, war ja schon lange zuvor klar. Dass sie die Vergangenheit mit ordentlich viel Dampf aus ihren Köpfen fahren wollten, das war nicht zu erwarten.

Dreifachsieg

Und so kommt es, wie es dieses Saison ständig schon gekommen ist: Am Anfang starten viele Teams und noch mehr Fahrer – und am Ende gewinnt ein Franzose in einem deutschen Auto. Der amtierende Weltmeister Sebastien Ogier schlägt nach drei Tagen harter Asphalt-Action rund um Trier seinen Teamkollegen Latvala um 23,0 Sekunden, sowie seinen zweiten Teamkollegen Andreas Mikkelsen um 1:56,6 Minuten. Der beiden Hyundai-Piloten Dani Sordo und Thierry Neuville folgen auf den Plätzen vier und fünf. Die von jedem Rennfahrer nochmals voll gefahrene Powerstage am Ende der Rallye entscheidet Latvala für sich, vor dem Citroen-Piloten Kris Meeke und dem Spanier Dani Sordo.

Sebastien Ogier konnte es im Ziel kaum glauben: “Das ist ein großer Sieg. Der Druck war an diesem Wochenende groß, denn jeder hat den Sieg von uns erwartet. Nun ist es sogar ein Dreifachsieg, und ich bin meinem dritten Titel ein Schritt näher gekommen. Ich bin wirklich glücklich.” Den Grundstein zum Erfolg legt er am zweiten Renntag, an dem es stets gilt, die legendäre Panzerplatte des Truppenübungsplatzes Baumholder zu meistern: “Das war der Tag, vor dem ich am größten Respekt hatte. Aber: Die Panzerplatte ist bezwungen! Am Vormittag haben Julien und ich es minimal ruhiger angehen lassen, um den Aufschrieb zu bestätigen. Trotzdem lief es auch da schon nahezu perfekt. Nur auf dem ersten Durchgang der langen Prüfung auf der Panzerplatte war es ohne die Zwischenzeiten, die dieses Jahr nicht mehr ins Auto geschickt werden, extrem schwierig. Man weiß nie genau, wo man im Vergleich zu den Konkurrenten steht. Beim zweiten Durchgang lief diese WP dann wirklich perfekt und vor allem die abschließenden zehn Kilometer habe ich gepusht.”

225.000 Zuschauer

Der Finne Jari-Matti Latvala feiert seinen Sieg bei der Power Stage sowie seinen zweiten Platz bei der Rallye, ebenso wie sein Teamkollege Andreas Mikkelsen, mit einem schnellen Tweet hinaus in die Welt: “Power stage win! 3 good points in the pocket and it’s a 1-2-3 for VolkswagenMotorsport!” Beim Norweger Mikkelsen ist gleich nach seiner Zieldurchfahrt zu lesen: “3rd!!!!! Even better to be part of the Volkswagen Rally top 3 podium! Congratulations to a great team!”

Das von einem traumhaften Wetter begleitete Rennwochenende hat aber noch weitere Sieger zu feiern, die am Ende nicht auf dem Treppchen stehen. So überzeugt der 23-jährige Franzose Stephane Lefebvre bei seiner ersten Rallye im WRC-Auto mit einer nahezu fehlerlosen Leistung. Ein weiterer Gewinner sind dieses Jahr auch wieder die mehr als 200.000 Fans, die im Servicepark so nah an ihre Vorbilder herankommen, wie es in sonst kaum einer anderen Rennserie der Fall ist. Dank des steten Sonnenscheins und den morgens bei den ersten Wertungsprüfungen angenehmen Temperaturen sind schon mehrere Stunden vor dem ersten Rennwagen die besten Plätze an der Rallyestrecke besetzt. Familien mit Kindern, Großeltern und Freunden aus der ganzen Welt sind kaum noch zu halten, wenn innerhalb von fünf Sekunden oder noch schneller ihr Idol an ihnen vorbeirast. Neuseeland, Finnland, Spanien, Frankreich, Polen, Großbritannien und viele weitere Flaggen säumen an diesen Tagen die Strecke.

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