„Der Diesel hat Zukunft. Heute wollen wir die Debatte um das Ende des Diesels endgültig ad acta legen“, wird Bosch-Chef Volkmar Denner zitiert. Mit einer neuen Abgasreinigung, die Zulieferer Bosch heute (25. April) vorstellte, will der Konzern gegen die negativen Schlagzeigen beim Dieselskandal ansteuern. Bosch steht aufgrund von Ermittlungsverfahren im Feuer. Nun wollen die Stuttgarter wieder eine weiße Weste mit der neuesten Bosch-Entwicklung bekommen. Der Zulieferer verspricht, den Stickoxidausstoß der Dieselfahrzeuge auf 13 Milligramm pro Kilometer zu senken. Würde das funktionieren, wäre der Ausstoß unterhalb des kommenden Grenzwertes. Zweieinhalb Jahre hätte ein Heer von 100 Ingenieuren an der Technologie entwickelt – also ziemlich genau seit Bekanntwerden der Vorgänge um manipulierte Software in Volkswagen-Modellen.

Als revolutionär bezeichnet Cheflenker Denner, dass weder Außentemperatur, noch Fahrweise oder Verkehrssituation größeren Einfluss auf die Emissionen haben sollen. Die neue Methode basiert auf vier Säulen: Der Katalysator würde nahe an  Motor platziert, damit er sich schnell aufwärmt. Die Konfiguration der Abgasanlage wird verändert und das wichtigste ist neue Software zur Steuerung. Harnstoff zur Entgiftung wird nur rund ein Liter auf 1000 Kilometer gebraucht. Funktioniert das neue System, wäre das für Bosch ein höchst profitables Geschäft.

Noch vor einem Jahr sei die Entwicklung nicht weit genug gewesen und die Emissionswerte seien noch deutlich höher gewesen, sagte Rolf Bulander, Chef der Bosch-Mobility-Sparte, auf die Frage: Warum erst jetzt? Ein Grund für die Vorstellung ist auch der Einbruch der Dieselnachfrage. Darum gehe man jetzt in die Offensive und grundsätzlich findet Denner, dass ihn die Autohersteller „etwas im Stich gelassen“ haben. Grundsätzlich ist aber der Diesel trotz „Bashing“ weiterhin wichtig:  „Wer die Luftqualität in unseren Städten ganz unideologisch und pragmatisch verbessern will, kommt um den Selbstzünder und seine technische Weiterentwicklung nicht herum“, sagt Denner. „Wir glauben unverändert, dass der Diesel eine wichtige Rolle im Antriebsmix der Mobilität von morgen spielen wird. Bis die Elektromobilität im Massenmarkt ankommt, brauchen wir den hocheffizienten Verbrenner“, sagte Denner. Sein ehrgeiziges Ziel für die Bosch-Entwickler lautet: Neue Diesel und Benziner sollen die Luft nicht mehr signifikant mit Partikeln und Stickoxid belasten. Selbst am Stuttgarter Neckartor soll künftig nicht mehr als ein Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Umgebungsluft auf Verbrenner zurückgehen – das wäre gerade mal ein Vierzigstel, also 2,5 Prozent des aktuellen Immissionsgrenzwerts von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Beitragen will Bosch auch zur Transparenz der Messungen. Verbrauch von Fahrzeugen dürfe künftig nicht mehr nur im Labor ermittelt werden, sondern ebenfalls in realen Fahrsituationen im Verkehr. Damit würde eine vergleichbare Systematik wie bei den Emissionen geschaffen, heißt es in der Unternehmensmitteilung: „Das bedeutet mehr Transparenz für den Verbraucher und mehr Konsequenz für den Klimaschutz“, sagte Denner. Zudem müsse die CO2-Betrachtung auch deutlich über Batterie und Tank hinausgehen: „Wir brauchen eine transparente CO2-Gesamtbilanz des Straßenverkehrs, die nicht nur den direkten Ausstoß der Fahrzeuge misst, sondern auch die Emission der Kraftstoff- und Stromerzeugung in die Bilanz einbezieht“, so Denner.

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