Selbstfahrende Autos, Volvo, Delphi, Mobileye

Volvo wird bereits 2017 selbstfahrende Autos öffentlich testen. (Bild: Volvo)

Die Entwicklungspartnerschaft soll Standard-Systeme hervorbringen, die in allen Fahrzeugtypen zum Einsatz kommen können, von Kleinwagen über SUVs bis hin zu Pickup-Trucks. Die beiden Unternehmen wollen damit eine zentrale Rolle in der Selbstfahr-Technologie einnehmen. Auto- und Technologiekonzerne arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung des selbstfahrenden Fahrzeugs.

Delphi, seinerzeit von General Motors (GM) abgespalten, und Mobileye mit Sitz in Jerusalem liefern mit Sensoren und Software bereits wichtige Bausteine für die Selbstfahr-Entwicklungsprogramme an die Autohersteller. Die Aktien der beiden Unternehmen sind jüngst unter Druck geraten, weil das Autoabsatzwachstum wohl seinen Höhepunkt erreicht hat und die Abnehmer der beiden Zulieferer darauf hinarbeiten, mehr Komponenten selbst zu entwickeln.

Zwar überlassen die Autohersteller generell mehr Komponenten ihren Zulieferern, bei der Selbstfahr-Technologie tendieren sie jedoch dazu, sich auf die eigene Expertise zu verlassen oder sie ins Haus zu holen, um die Kontrolle zu behalten. GM hat dieses Jahr etwa Cruise Automation gekauft, einen Entwickler selbstfahrender Autos, um seine Forschungen schneller voranzutreiben. Ford kündigte letzte Woche an, in mehrere Technologiefirmen zu investieren oder mit ihnen zusammenzuarbeiten, um bis 2021 ein Auto ohne Lenkrad und Pedale auf den Markt zu bringen.

Erste Demonstration im Januar geplant

Delphi-Chef Kevin Clark sagte in einem Interview, sein Unternehmen und Mobileye wollten gemeinsam einen großen Teil der Entwicklungsaufgaben für die Autohersteller schultern, die mit der Auslagerung wichtiger technologischer Entwicklungen gut gefahren seien.

"Wir sind in der Lage, sowohl das Investitions- als auch das Technologie- und Umsetzungsrisiko auf uns zu nehmen, damit es nicht mehrfach von den Autoherstellern getragen werden muss", sagte Clark. Die beiden wollen gemeinsam "mehrere hundert Millionen Dollar" in diese Bemühungen investieren, hieß es. Details wollte ein Sprecher auf Anfrage nicht nennen.

Im Januar wollen Delphi und Mobileye ein System demonstrieren, das ein Auto durch schwierige Bedingungen navigieren kann, etwa in einen Kreisverkehr abbiegen, sich in den Autobahnverkehr einfädeln oder über mehrere Fahrspuren hinweg links abbiegen.

Beide Konzerne unterhalten enge Beziehungen zu Autoherstellern, ihr System wird aber nicht vor 2019 einsatzbereit sein. Sie sagen, dass es zwei Jahre dauern kann, um ihre Technologie in künftige Autos zu integrieren. Somit ist es unwahrscheinlich, dass ihre Systeme vor 2021 oder 2022 auf den Markt kommen.

Andere sind schneller

Mobileye-Chairman und -Technologievorstand Amnon Shashua sprach von einer "neuen Form der Fahrintelligenz". Die Entscheidungen eines Fahrers in komplexen Situationen sollen nachgeahmt werden. "Wenn wir die Städte nicht mit Roboter-Systemen, die im Verkehr stecken bleiben, verstopfen wollen, müssen diese Systeme mit Intelligenz ausgestattet werden", sagte der Manager.

Die veranschlagte Zeit bis zum Beginn der Produktion könnte zum Nachteil für die neue Allianz werden. Der Google-Mutterkonzern Alphabet, GM und andere haben frühere Markteinführungen ihrer Entwicklungen signalisiert. Volvo wird nächstes Jahr selbstfahrende Autos öffentlich testen. Nissan und Tesla wollen bis Ende des Jahrzehnts konkurrierende Systeme einführen.

Das Projekt von Mobileye und Delphi könnte aber bei kleineren und mittelgroßen Autobauern Anklang finden, die nicht die finanziellen Mittel von GM und anderen haben, um die kapitalintensive Forschung an den Systemen zu finanzieren. Mobileye unterhält bereits Partnerschaften mit einigen Autoherstellern, unter anderem mit BMW.

Andere große Zulieferer untermauern ihre Ambitionen in der Selbstfahrtechnologie mit Akquisitionen. So bezahlte etwa Continental letztes Jahr rund 680 Millionen Dollar für den finnischen Softwarehersteller Elektrobit Automotive.

Mobileye ist ganz vorn bei der Herstellung von Komponenten für semiautonomes Fahren, lieferte etwa die Kerntechnologie für das Autopilot-Fahrassistenzsystem bei Tesla. Außerdem bietet Mobileye Kartensysteme an, welche Bilder bereitstellen, mit deren Hilfe die Kameras und Sensoren eines Autos Straßen in Echtzeit erfassen können.

Nach dem aufsehenerregenden tödlichen Unfall eines Tesla im Mai gingen Mobileye und der Elektroautobauer allerdings im Streit um Teslas Einsatz der Technologie getrennte Wege. Das abrupte Ende der Partnerschaft zeigt, dass die Beziehungen zwischen Technologielieferanten und Autoherstellern nicht immer reibungslos laufen.

"In dieser frühen Phase haben die Autohersteller ein Interesse, möglichst viel selbst zu machen", sagte Analyst Jeremy Carlson von IHS Automotive. "Die Autohersteller sind letztlich verantwortlich für all diese Systeme. Sie müssen deshalb wissen, wie diese Systeme funktionieren."

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