Dank dieser und weiterer Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung der Produktionsstandorte verlief die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2009 aber deutlich positiver.

Josef Edbauer, Leiter der Automotive-Sparte, zeigt sich für 2010 denn auch vorsichtig optimistisch: "Der deutsche, beziehungsweise europäische Markt wird in 2010 noch anspruchsvoll bleiben. Wir gehen bei den Kleinfahrzeugen durch das Auslaufen der Abwrackprämie von einem Rückgang aus, was GF Automotive aber nicht so sonderlich betreffen sollte, da wir in diesem Fahrzeug-Segment nicht allzu stark vertreten sind."

Und er fährt fort: "Wir sehen eher die Chance eines leichten Zuwachses im Bereich der Mittel- und Oberklasse-Fahrzeuge. Viele Flottenfahrzeuge stehen zum Austausch an. Deshalb sind wir auch optimistisch, schließen aber einzelne Rückschläge nicht aus."

Edbauer leitet die Unternehmensgruppe seit November 2008 und ist Mitglied der Konzernleitung von Georg Fischer. Der Deutsche ist seit über 30 Jahren beim Schweizer Konzern.

Asien im Fokus

Mit zwei Werken ist GF Automotive mittlerweile in China, dem aktuell weltgrößten Automarkt, vertreten. Seit 2005 existiert in Suzhou eine voll ausgelastete Leichtmetall-Gießerei, deren Ausbau laut Edbauer bereits in dritter Stufe erfolgreich abgeschlossen ist. "Seit dem Frühjahr 2009 haben wir auch einen zweiten Standort für Produkte aus Eisenguss in China, in Kunshan."

GF ist eigenen Angaben zufolge einer der wenigen Hersteller in China, die Sicherheitsbauteile aus Sphäroguss, also Eisenwerkstoff mit Kugelgraphit, anbieten. Das Verfahren erzeugt Leichtbaukomponenten mit höchster Schweizer Präzision und sei in China einzigartig. Zahlreiche Aufträge, auch internationaler Kunden, lasten Kunshan gut aus.
Befragt zur Automotive-Strategie des Konzerns hinsichtlich der Wachstumsregionen, betont Edbauer: "Die asiatischen Märkte sind für GF Automotive von großer Bedeutung. Speziell China ist der Wachstumsmarkt Nummer eins; hier existiert ein massiver Bedarf der Bevölkerung nach Mobilität. Dies gilt sowohl im Kleinwagen- als auch im Mittel- und Oberklasse-Segment. Das Wachstum in Indien steht im Fokus unserer Beobachtung, wir haben aber auch andere Märkte im Blick."

Die aktuelle Krise hat den Trend zu sparsameren und leichteren Autos beschleunigt, wie Edbauer bestätigt. Sein Bereich entwickelt derzeit mit mehreren Kunden Leichtbau-Lösungen für künftige Bauteile und neue Modelle.

Kürzlich gewann sein Team für den Türrahmen des Porsche Panamera den ersten Preis in der Kategorie "Strukturteile" beim internationalen Alu-Druckguss-Wettbewerb im Rahmen der Nürnberger Euroguss 2010. Das prämierte Leichtmetall-Gussteil wird im österreichischen Werk Altenmarkt hergestellt. Ingesamt 37 Komponenten aus Eisen, Alu und Magnesium liefert GF Automotive für die viertürige Limousine.

Häufig werde bei Leichtbau an Leichtmetalle wie Alu und Magnesium gedacht. Aber bei GF Automotive hat auch Eisenguss eine Zukunftsperspektive. Durch Strukturoptimierung dank Simulation, auch nach Vorbild der Natur, kurz bionisches Design, erzielen die Schweizer bei Gussteilen Gewichtsreduktionen von bis zu zehn Prozent. Nicht umsonst seien alle drei Werkstoffe im Portfolio.

Der Eisengusswerkstoff SiboDur ist für hochbelastete Antriebs- und Fahrwerksteile sogar Alternative zu geschmiedeten Bauteilen, fester und zäher als Alu und günstiger als Stahl. Und man arbeite in Schaffhausen an den Autos von morgen mit. GF Automotive liefere bereits anspruchsvolle Getriebegehäuse, die die Elektrifizierung unterstützen. Edbauer betont: "Der Anspruch heißt Leichtbau und effiziente Kühlung. Stichworte sind Verbundguss und eingegossene Kühlrohre."

2009 wurden rund 80 Millionen Bauteile gefertigt

GF Automotive verfügt über umfassende Fertigkeiten im Eisen- und Aluminium-Sand sowie im Alu-Kokillengießen, zudem im Alu- und Magnesium-Druckgießen. Das Produkt- und Leistungsspektrum umfasst die Entwicklung und Produktion hoch beanspruchbarer Gusskonstruktionen für Antrieb, Fahrwerk und Karosserie aus Eisen, Aluminium oder Magnesium. Darüber hinaus haben die Schweizer die Bearbeitungskompetenz für einbaufertige Gusskomponenten mit Know-how für Oberflächen- und Verbindungstechniken kombiniert. Geliefert werden die Teile je nach Kundenwunsch unbearbeitet, teilbearbeitet oder einbaufertig. GF Automotive fertigt von der Tür bis zum Kurbelgehäuse auch immer mehr Bauteile aus Alu- und Magnesium-Legierungen.

Der Konzern beliefert nahezu alle namhaften OEMs und fertigte allein 2008 über 110 Millionen Bauteile für Fahrwerk, Antrieb und Karosserie von Pkw oder Nfz. Das sind rund 2 000 Produkte für Fahrwerk, Antrieb und Karosserie, die überall in der Welt in nahezu allen Automodellen zum Einsatz kommen. Diese Gussbauteile, die GF Automotive in Eisen und Leichtmetall produzierte und auslieferte, wogen 550 000 Tonnen; das entspricht in etwa dem Gewicht von 55 Eiffeltürmen. Krisenbedingt waren es 2009 zirka 80 Millionen produzierte Teile, beziehungsweise 325 000 Tonnen.

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