Kirchhoff, Frontend

Spezialist für Rohbaustrukturen und -module: Kirchhoff-Automotive-Mitarbeiter bei der Entnahme eines Frontends für den Opel Corsa. (Bild: Kirchhoff)

Angefangen hat alles mit Nähnadeln von Witte. Seit 225 Jahren ist die Familie Kirchhoff mittlerweile unternehmerisch tätig – und das auch in der jüngsten Weltwirtschaftskrise höchst erfolgreich. Um gerade einmal zehn Millionen Euro ist der Umsatz der Kirchhoff Automotive GmbH 2009 gegenüber dem Vorjahr gefallen. Zum Ergebnis sagen die Sauerländer traditionell nichts. Für 2010 erwartet Arndt Kirchhoff, CEO von Kirchhoff Automotive und Sohn des Konzernlenkers Dr. Jochen Kirchhoff, bereits wieder einen Anstieg auf 450 Millionen Euro.

Mit Blick auf die Auftragsbücher für die zweite Jahreshälfte konstatiert er deutlich: "Wir konnten im ersten Halbjahr 2010 die Rückgänge des Vorjahres mit einer Steigerung von über 20 Prozent voll kompensieren. Auch für das zweite Halbjahr sehen wir keine gravierenden Änderungen. Speziell unsere deutschen Betriebe sind wieder voll ausgelastet."

Das Institut für Mittelstandsforschung stellte erst kürzlich wieder familiengeführten Firmen à la Kirchhoff rundweg gute Noten aus: So geben sie überdurchschnittlich viel für FuE aus. Zugleich verdienen sie besser als andere Unternehmen. Und sind finanziell besonders stabil: Neben der Umsatzrendite ist die Eigenkapitalquote klar höher.

Aufschwung dank Export

Die FuE-Quote ist auch bei Kirchhoff hoch, der Rest anzunehmen. Die Gesellschafter mit Stammsitzen in Attendorn und Iserlohn setzen auf Eigenkapital – für eine gute Ausgangsposition bei Kreditverhandlungen mit Banken. Und sie haben die Basis: Die Kirchhoffs gehören laut manager magazin mit einem geschätzten Vermögen von einer halben Milliarde Euro zu den 200 reichsten deutschen Unternehmerfamilien.

Im Hinblick auf den deutschen sowie den Weltmarkt, hatte Kirchhoff den Rückgang der Neuzulassungen in Deutschland 2010 nach dem Wegfall der Umweltprämie erwartet. Dieses Absinken wurde jedoch durch die verstärkten Exporte der deutschen Autoindustrie mehr als kompensiert: "Über 70 Prozent der in Deutschland produzierten Fahrzeuge werden exportiert. Kirchhoff Automotive profitiert von dieser Entwicklung", so CEO Arndt Kirchhoff. Er ist nicht nur Chef des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses, sondern wie seine Brüder auch politisch gut verdrahtet und forciert in seiner Heimat zudem den Auf- und Ausbau des Automotive-Netzwerkes Südwestfalen.

Kirchhoff Automotive ist einer von kaum einer Handvoll global aufgestellter Spezialisten, die Rohbaustrukturen für Fahrzeugkarosserien entwickeln und produzieren können. Dazu gehören etwa Traversen/Querträger, Frontends mit und ohne Vorderwagen, Motoraufhängungen oder Unterböden wie für Opels neuen Astra-Kombi, Türschweller für VWs Tiguan, Säulen und Wannen für Ford.

Erfolgreicher Konzern-Umbau

Mittlerweile wird nicht mehr aus einem Stahl allein kalt umgeformt. Auch Verfahren wie das Presshärten sind im Einsatz. Dabei werden höchstfeste Stähle vor der Umformung auf über 900 Grad Celsius erhitzt. Sie weisen dann nach dem Umformen eine höhere Festigkeit auf als das Ursprungsmaterial. Hybridverbindungen gehören neu zum Portfolio, ebenso Fügeverfahren, etwa das Kleben von Kunststoff- und Metallteilen.

Einen Grund für den Erfolg sieht Kirchhoff im Umbau der Firma: "Wir haben uns in den letzten Jahren neu aufgestellt, die Entwicklung vom Produktions- zum Entwicklungsspezialisten vollzogen." Ein zweiter liegt in der Internationalisierung des Geschäfts mit Fokus auf BRIC-Märkte: "Parallel dazu haben wir kundenbezogen unsere Globalisierung vorangetrieben. Wir können unseren Kunden ein globales kostenoptimales Logistikkonzept auch für größere Baugruppen und Module anbieten, und unsere Kunden profitieren vom globalen Netzwerk unserer Kompetenzzentren", erläutert der CEO. Jüngste Bestätigungen: Auszeichnungen von Daimler und als ‚GM Supplier of the Year‘. Kirchhoff war einer von nur drei deutschen unter 76 GM-Preisträgern.

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