Mittelkonsole, kostal

Kostal entwickelt und produziert Schaltkulissen für deutsche Premium-Hersteller. (Bild: Kostal)

Die Karriere von Andreas Kostal war quasi schon von Geburt an vorgezeichnet: Der Sproß von Helmut Kostal soll die Geschicke der Familien-Firma übernehmen. Irgendwann. Das Irgendwann war im Dezember 2010. Im Rahmen einer Weihnachtsfeier mit 2 800 Mitarbeitern aus deutschen Kostal-Werken übergab Helmut Kostal den Vorsitz der Geschäftsführung nach vierzigjähriger Tätigkeit an seinen Sohn Andreas Kostal, damals 31 Jahre jung.

Dr. Ludger Laufenberg, Geschäftsführer der Automobil Elektrik und gleichzeitig Automotive-Chef bei Kostal, inszenierte die symbolische Staffelübergabe vom Vater zum Sohn. Die Übergabe der Geschicke des Familienunternehmens von der dritten Generation in die vierte ist eigentlich nur eine Zwischenstation, sagt Andreas Kostal. Denn die fünfte Generation steht schon (fast) in den Startlöchern: vierköpfig, aber alle noch im Vorschul-Alter.

International: seit langem

Die Frage, welche Neuerungen Andreas Kostal eingeführt habe, beantwortet er  diplomatisch. Ein Familienunternehmen, und Kostal auf jeden Fall, stehe für eine gewisse Stabilität "und wir haben nicht die Notwendigkeit, von einer kurzfristigen Entwicklung auf die nächste zu springen".  Kostal arbeite an den Sachen, von denen man überzeugt sei, und die stets langfristig angesetzt seien. "Insofern haben wir auch bei einem Führungswechsel nicht die Notwendigkeit, die Taten des Vorgängers komplett in Frage zu stellen", sagt Andreas Kostal.

Ein Themengebiet der Zukunft, das Kostal und sein Automotive-Leiter Dr. Ludger Laufenberg detektierten, ist in Hinblick auf das Auto die Elektromobilität. Dazu bündelte Kostal unternehmensübergreifend Kapazitäten, um dafür auch entsprechend aufgestellt zu sein. Wesentlich dabei war eine Neuaufstellung: Kostal organisierte sich in Geschäftsfeldern. Diese können unabhängig vom Markt agieren und sind quasi eigenständig operierende Einheiten. Sie sollen sich auch auf dem Markt unabhängig weiter entwickeln.

Schon 1973 wurde in Lüdenscheid Englisch zur Gruppensprache erhoben. "Wesentlich früher als bei anderen mittelständischen Unternehmen", berichtet Laufenberg. "Wir hatten eigentlich schon immer die Perspektive, dass die Welt da draußen unser Markt ist".

Aus technologischer Sicht will Kostal auch weiterhin ein innovatives Unternehmen bleiben, das in den Bereichen Leistungselektronik, Kontaktierung, HMI, Assistenzsysteme, Elektromobilität, sowie x-by-wire-Technologie mit entsprechenden Entwicklungen aufwartet.

"Ein innovatives Beispiel aus dem Elektronik-Geschäftsfeld ist ein On-Board-Charger, mit dem es möglich ist,  elektrische Fahrzeuge und Plug-In-Hybride zu laden. Und im Bereich der Mechatronik-Module arbeiten wir zur Zeit in einer Serienentwicklung an einer der leistungsfähigsten Fahrerassistenzkameras, die in naher Zukunft auf den Markt kommen wird", erklärt Automotive-Chef Laufenberg die aktuellen Highlights. Die Frontend-Kamera liefert hochwertiges Videomaterial für funktionale Auswertungen. "Mit der Kamera sind wir in der dritten Generation in der Entwicklung und haben bereits für einen europäischen und einen japanischen Hersteller eine entsprechende Kamera in Serie". Der USP der Kamera, so Laufenberg, ist die Befestigung an der Scheibe. "Sie blickt nicht durch einen Luftspalt, sondern ist direkt an die Scheibe gekoppelt. Das bietet uns viele Möglichkeiten zur technischen Integration".

Die Kundenstruktur der Kostal-Gruppe ist ein Mix: ein Drittel des Umsatzes erzielen die Lüdenscheider mit VW-Konzern-Marken, ein Viertel der Umsätze mit BMW und Daimler, der Rest ist über globale Marken wie beispielsweise Ford, PSA oder Chrysler verteilt. Die Zukunft ist ebenso rosig, denn Kostal erwartet in den kommenden Jahren einen starken Umsatzanstieg durch neue Aufträge von Volumenherstellern, die mit ihren globalen Plattformen auch für eine Geschäftsausweitung sorgen.

Aktuell ist auch Kostal von Produktionsrückgängen in Europa betroffen und verzeichnet einen Rückgang der Abrufe.  "Wir werden unabhängig von diesen Kürzungen am Ende des Jahres zweistellig im Automobilgeschäft wachsen und sehen ein vergleichbares Wachstum auch für das nächste Jahr", kündigt Andreas Kostal an. Das wird am Wachstum des Asien-Geschäftes liegen. "Wenn ich Asien als Beispiel nehme, beträgt unser Umsatz dort aktuell 14 Prozent. In fünf Jahren wird dieser Umsatzanteil auf 24 Prozent am Gesamtgeschäft ansteigen", erläutert Andreas Kostal. "Das zeigt ganz gut, wie sich die Regionalverschiebung der Märkte im Geschäft darstellt".

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