Mit rund 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik feierte Kuka die Einweihung seines repräsentativen Neubaus und stellte Kukas Können in den Vordergrund: Automatisierung, Lösungen für Industrie 4.0 und die Digitalisierung jeglicher Produktion. Auch neue Einsatzfelder von intelligenten Robotern – zum Beispiel als Haushaltshelfer oder in der Pflege – sieht Kuka-Chef Till Reuter für Kuka als zukunftsträchtige Geschäftsfelder am Horizont. „Der Bau des Entwicklungs- und Technologiezentrums ist ganz klar eine Investition in die Zukunft. Der Standort Augsburg ist die Basis unseres globalen Erfolges“, betonte Reuter, Vorstandsvorsitzender der Kuka AG.

Der Kuka-Vorstand hat mit Midea einen bis einschließlich 2023 gültigen Investorenvertrag geschlossen, um bis dahin die Unabhängigkeit der Konzernzentrale in Augsburg zu sichern. Midea garantierte im Gegenzug die Jobs der weltweit 12.300 Mitarbeiter und alle Unternehmensstandorte. Reuter betont bei der Feier, dass die chinesischen Investoren keine Gefahr darstellen. „Die lassen uns unser Ding machen“. Und schiebt nach: „Die siebeneinhalb Jahre auf jeden Fall. Wenn wir diese Zeit gut nutzen, bekommen wir sicherlich auch die Chance für weitere Freiheiten“. 

Augsburger Innovationsschmiede

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Zukunft wird das Entwicklungszentrum sein. Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren zogen die ersten Mitarbeiter zum Jahresende 2015 ein. Im ETZ bündelt Kuka nun seine Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Im offen gestalteten Gebäude arbeiten 850 Mitarbeiter auf rund 40.000 Quadratmetern. Ein großes Artrium und eine moderne Kantine sollen den passenden Rahmen schaffen, um mit viel Kreativität und Erfindergeist und in interdisziplinärer Zusammenarbeit Industrie 4.0 zu gestalten. Die hochwertige Akustik lässt die Vermutung zu, dass es künftig auch öfter für kulturelle Highlights genutzt wird. Das ETZ kostete nach Reuters Aussagen 60 Millionen Euro.

Zur Eröffnung waren auch EU-Kommissar Günther Oettinger und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner angereist. Oettinger betonte in seiner Rede, dass die Wirtschaft derzeit von drei großen Entwicklungen geprägt sei: Globalisierung, Automatisierung und Digitalisierung. Und Kuka stecke in allen drei Themen mittendrin. Gleichzeitig mahnte er: „Die digitale Transformation ist sehr dynamisch und schreitet wirklich sehr schnell voran“.

Europa müsse seiner Meinung nach auf der Hut sein, denn Amerika habe die digitale Überlegenheit. „Die haben Big Data und wir haben Datenschutz. Die haben Online-Plattformen und Suchmaschinen wie Google, Apple, Facebook, Microsoft und Amazon, die es vor 40 Jahren allesamt noch nicht gab. Aber deren Börsenkapitalisierung liegt weit über dem der DAX30-Stars. 30 deutsche Industrieunternehmen, darunter Bayer, BASF, Lanxess, SAP, BMW, Siemens, Daimler, Deutsche Bank und Volkswagen, sind nur halb so viel wert wie fünf Youngster in den Vereinigten Staaten von Amerika. Und deren Strategie lautet: Nutze die digitale Überlegenheit und schaffe damit die gesamtwirtschaftliche Überlegenheit.“ Die Re-Industrialisierung der USA sei in vollem Gange, so Oettinger.

"Lieber Schlaglöcher statt Funklöcher" 

Oettinger rät zur Europäisierung der Digitalen Politik.  „Wir wollen einen europäischen Binnenmarkt mit europäischen Standards und nicht 28 fragmentierte Silos. Was sind unsere Bausteine in der Forschung? Sensorik, Photonik, Quantentechnologien, Highperformance Computing, Mikroelektronik und Robotik“. Für diese großen europäischen Forschungsfelder gibt die EU laut Oettinger 100 Millionen Euro sieben Jahre lang aus; die Industrie steuere den dreifachen Betrag dazu bei. Deshalb sei Europa auch im Thema Robotik ganz vorne.
Ziel müsse dabei immer sein, den Marktanteil zu halten. „Wenn Kuka seinen Marktanteil halten kann, ist Wachstum garantiert. Und da Roboter in vielen neuen Feldern jenseits der Fabriken auftauchen werden, traue ich Kuka und der europäischen Robotik ein Wachstum weit oberhalb des allgemeinen Wirtschaftswachstums zu“. Einziger Hemmschuh sei immer noch der fehlende Rechtsrahmen beim Thema Robotik und forderte „ein digitales, europäisches Gesetzbuch“.

Auch die neuen Technologiefelder Connected Car und Autonomous Driving sprach Oettinger an. „Dafür brauchen wir eine Gigabite-Gesellschaft und ganz neue digitale Infrastrukturen: es muss ein Glasfaserkabel in jedes Gebäude und jedes Büro gelegt werden und Mobilfunk der fünften Generation aufgebaut werden“. 

Wenn er quer durch Deutschland fahre, so Oettinger, wisse er beim Telefonieren selbst mit geschlossenen Augen, wo er sich befindet. „Funklöcher in Europa in Deutschland haben wir seit Jahrzehnten ignoriert. So wird autonomes Fahren und Konvois von Lkws auf der Autobahn nie funktionieren. Wir brauchen flächendeckende Verbindungen und grenzüberschreitende Konnektivität. Und gerade im ländlichen Raum sollte man sagen: Lieber Schlaglöcher als Funklöcher akzeptieren! Schlaglöcher hält der Stoßdämpfer aus, aber Funklöcher verderben das Geschäft“.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigte sich in Ihrer Rede skeptisch, ob nicht bei aller Offenheit für ausländische Investoren im Freistaat, bezüglich Kuka nicht doch das Know-how aus Deutschland abgezogen werde.

 

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