VDA, Bernd Gottschalk
Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL PRODUKTION die Lage führender Zulieferer: Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Geschäftsführer AutoValue und ehemals VDA-Präsident. (Bild: VDA)

Es ist nicht die einzige Innovation geblieben, den Begriff "Leiterplattenkopierfräsmaschine" durch  LPKF zu ersetzen. Kein Zweifel: Dieses Unternehmen liegt voll im Trend und ist als TecDAX-Werk noch für manche Headline gut. Erst kürzlich wurde ein Problem in einen Vorteil verwandelt: Der Patentstreit mit dem Koreaner Partron wurde  dadurch beigelegt, das dieser 20 neue Lasermaschinen bestellt und künftig nur von LPKF kauft. Das Geschäftsmodell überzeugt: Lasertechnik ist Schlüsseltechnologie. Mutig, vielleicht sogar frech sagt LPKF, man wolle den Laser vom Image der teuren Elite-Technologie befreien. Also eine Billigheimer-Strategie? Eben nicht, wie man an den Kennziffern und an der EBIT-Marge von 17 Prozent ablesen kann. Seit 30 Jahren profitabel, höchst solide Vermögensstruktur, 52 Prozent Eigenkapital-Quote, positiver Free-Cash-Flow, reichlich freie Kreditlinien, also vor Gesundheit strotzend. Der Schlüssel: Das Ersetzen traditioneller Produktionstechnologien. Ein Hauch von Schumpeter’s schöpferischer Zerstörung. Laser Plastic Welding in der Automobilindustrie ersetzt zum Beispiel das konventionelle Fügen und Ultraschall-Schweißen. LPKF springt nicht etwa auf einen Zug auf, sondern setzt einen besseren, neueren, präziseren ein. Dabei hilft der Trend zur Miniaturisierung, der Mikromaterial-Bearbeitung und zu kürzeren Produktzyklen. Wenn man dann noch sieht, dass LPKF in Asien am stärksten wächst, dann weiß man, warum ein jährliches Wachstum und die "Guidance" regelmäßig schlägt. Erfolg kann aber gefährlich werden: LPKF ist 100 Prozent im Free Float und hat eine Marktkapitalisierung von 195 Millionen Euro. Das ist attraktiv für Raider. Vor einer feindlichen Übernahme ist niemand gefeit. Aber LPKF könnte ja akquirieren. Ganz nach dem Schumpeter’schen Unternehmertum.

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