VDA, Bernd Gottschalk
Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL PRODUKTION die Lage führender Zulieferer: Professor Dr. Bernd Gottschalk, Geschäftsführer AutoValue und ehemals VDA-Präsident. (Bild: VDA)

Der Bodensee ist bekannt für widrige, rasch wechselnde Winde. Als die Krise den Umsatz des Friedrichshafener Vorzeigekonzerns ZF wegschmolz, reagierte das Management schnell: Große Segel eingeholt, Fahrt raus, beim ersten aufkommenden Wind wieder Segel gesetzt. Fast 13 Milliarden Euro Umsatz könnten es im Jahr eins nach der Krise werden: Ein "swing" von 3,5 Milliarden, das sind Volatilitäten, mit denen ZF niemals konfrontiert war. Und wäre das nicht Kraftakt genug, hat sich die Mannschaft um Firmenchef Härter "das Boot" noch voller geladen: Die Lorraine-Fabrik von Honsel übernommen, damit die Kunden weiter ihre Getriebe erhalten; eine neue Organisation beschlossen, mit dramatischen internen Umwälzungen; neue Auslandswerke eröffnet; ein Neun-Gang-Getriebe entwickelt. Vorbei die Zeit, in der man ZF mit der Beschaulichkeit der Bodensee-Region beschreiben konnte, oder man dem Stiftungsunternehmen nicht die nötige Aggressivität im Markt oder bei den Kosten zutraute. Tückische Winde haben ZF gestärkt. Mit dieser Performance ist ZF in der globalen Welt noch stärker nach oben gerückt, als es der Umsatzschub zum Ausdruck bringt. Der Konzern verfügt heute über ein Portfolio wie nie zuvor. So wurde Chrysler mit maßgeblichen Volumina neu "erschlossen". ZF hat heute mehr Werke in China als mancher der Wettbewerber in Deutschland. Auch in Indien, Russland – siehe Kamaz-Joint-Venture – oder Brasilien ist man längst präsent. ZF ist BRIC-erfahren und -fähig, das heißt heute zukunftsfähig zu sein. Umso mehr kann man sich stolz zu seinen Wurzeln in Friedrichshafen bekennen.

Sie möchten gerne weiterlesen?