ZF Bilanzzahlen 2018 und Lagebericht

Mit neuen Strukturen und Prozessen will ZF seine Agilität im Markt für die Mobilität der nächsten Generation steigern. (Bild: ZF)

 „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt sind“, sagte der Vorsitzende des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG, Wolf-Henning Scheider, am Donnerstag (4.4.) bei der Bilanzvorlage in Friedrichshafen. Um weiterhin technologisch führend zu sein, hat ZF seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahr weiter um rund elf Prozent gesteigert. Bereinigt um Änderungen in der Rechnungslegung, hat ZF insgesamt 2,5 (Vorjahr 2,2) Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben; das entspricht einer Forschungs- und Entwicklungskostenquote von 6,7 Prozent.

Besonders im boomenden Bereich der Mobilitäts- und Fahrdienstleistungen setzt ZF auf neue Mobilitätsangebote wie den e.GO People Mover. Dieser elektrisch angetriebene, künftig auch autonom fahrende Kleinbus wird im Herbst in ersten Testflotten in Aachen und Friedrichshafen unterwegs sein.

Vor wenigen Wochen hat ZF zudem die Mehrheitsbeteiligung an 2getthere bekanntgegeben, einem niederländischen Anbieter autonomer elektrischer Personentransportsysteme.
„Die Beteiligung war ein wichtiger Schritt für uns, denn 2getthere verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Markt für den autonomen Personentransport und außerdem über eine einmalige Engineering- und Software-Kompetenz“, betonte Scheider.

Mit den fahrerlosen Transportsystemen von 2getthere wurden in zahlreichen Großstädten, Häfen und Flughäfen weltweit bisher mehr als 14 Millionen Personen rein elektrisch, zuverlässig und profitabel befördert. Aufgrund der langjährigen Erfahrung liege die Verfügbarkeit der Mobilitätssysteme von 2getthere bei über 99,7 Prozent.

ZF entwickelt auch etablierte Produkte wie das 8-Gang-Automatgetriebe für Pkw weiter – vor allem durch umfassende Elektrifizierung. In dieser Woche erst hat ZF mit BMW einen Liefervertrag für das weiterentwickelte 8-Gang-Automatgetriebe geschlossen. Dies umfasst auch Hybridgetriebevarianten. Der Vertrag stellt den größten Auftrag für die Lieferung von Automatgetrieben in der Geschichte von ZF dar. ZF-Chef Scheider sieht darin nicht zuletzt eine Bestätigung der Bedeutung der Hybridtechnik für die individuelle Mobilität der Zukunft.

„Der Auftrag unterstreicht auch die Bedeutung unseres weltweiten Produktionsverbunds“, ergänzt Michael Hankel, im ZF-Vorstand unter anderem verantwortlich für Pkw-Antriebstechnik und Elektromobilität. „Wir werden die neue Getriebegeneration nach ihrem Produktionsstart im Jahr 2022 im Werk Saarbrücken auch an unserem US-amerikanischen Standort Gray Court sowie dem chinesischen ZF-Produktionsstandort Schanghai für weitere Kunden lokalisieren.“

Seinen ersten Serieneinsatz bei einem Hersteller soll in diesem Jahr der elektrische Zentralantrieb von ZF für Pkw erfahren. Stark nachgefragt werde die bereits erfolgreich im Markt etablierte elektrische Portalachse für Stadtbusse, für die ZF zahlreiche Neuaufträge von Busherstellern gewinnen konnte. „ZF hat Elektrobusse für Europa marktfähig gemacht“, sagt Scheider.

Um schneller und präziser auf Marktanforderungen reagieren zu können, hat ZF ein sogenanntes „Dual Operating System“ eingeführt, das unterschiedliche Geschwindigkeiten und Organisationsmodelle erlaubt.

In diesem Zusammenhang wurde die frühere Division Aktive & Passive Sicherheitstechnik in die drei Divisionen Passive Sicherheitstechnik, Aktive Sicherheitstechnik sowie Elektronik und Fahrerassistenzsysteme (ADAS) aufgeteilt. Hinzu kommen System- und Projekthäuser, die divisionsübergreifend Themen wie automatisiertes Fahren oder Elektromobilität vorantreiben. „Mit diesen neuen Strukturen und Prozessen haben wir Hierarchien und Komplexität vereinfacht, können noch schneller reagieren und unsere Kunden noch besser bedienen“, sagte Scheider.

Mit 36,9 (Vorjahr 36,4) Milliarden Euro hat ZF den zu Beginn des vergangenen Jahres prognostizierten Umsatz von rund 36,5 Milliarden Euro übertroffen. Die Umsatzerlöse erhöhten sich gegenüber 2017 nominell um 1,3 Prozent. Bereinigt um Wechselkurseinflüsse und M&A-Aktivitäten stiegen die Umsatzerlöse organisch um rund sechs Prozent und damit stärker als der Markt. Besonders die Divisionen Nutzfahrzeugtechnik (plus zwölf Prozent) und Industrietechnik (plus 13 Prozent) verzeichneten überdurchschnittliche organische Umsatzzuwächse.

Das bereinigte EBIT von 2,1 (Vorjahr 2,3) Milliarden Euro ist laut Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer hauptsächlich geprägt durch die Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, gestiegene Materialpreise, negative Wechselkurseffekte sowie ein sich eintrübendes Marktumfeld. Die bereinigte EBIT-Marge liegt bei 5,6 Prozent, der um Unternehmenskäufe und -verkäufe bereinigte Free Cashflow bei 0,9 Milliarden Euro.

Seine Schulden aus der TRW-Akquisition hat ZF unterdessen weiter abgebaut. „Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr die Bruttoverschuldung um 1,4 Milliarden Euro auf 5,0 Milliarden Euro reduziert und damit die finanzielle Unabhängigkeit unseres Unternehmens weiter gestärkt“, sagte ZF-Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer. „Mit einer Eigenkapitalquote von 28 Prozent steht ZF auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament.“ Ende 2017 hatte die Eigenkapitalquote noch 24 Prozent betragen.

Aktuell ist ZF dabei, sein Portfolio erstmals um Bremsentechnik für Nutzfahrzeuge zu erweitern. Das Kompetenzfeld soll der US-Zulieferer WABCO beisteuern, dessen Übernahme ZF jetzt eingeleitet hat. Kostenpunkt: etwa sieben Milliarden US Dollar.

Für 2019 erwartet das ZF-Management mit Blick auf zu erwartende Marktentwicklungen und unter Annahme konstanter Wechselkurse einen Konzernumsatz in der Größenordnung zwischen 37 und 38 Milliarden Euro. Konkret strebt das Unternehmen eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 5,0 und 5,5 Prozent sowie einen um Unternehmenskäufe und -verkäufe bereinigten Free Cashflow von rund einer Milliarde Euro an.

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