Das Jahr 2020 ist mittlerweile erreicht und vieles ist anders, als man dies vor Jahren gedacht hätte. Grund dafür ist nicht allein die weltweite Corona-Pandemie mit ihren verheerenden Auswirkungen auf Gesundheit und Wirtschaft, sondern auch die Zahl der Elektroautos. Die Bundesregierung hatte für das Jahr 2020 ursprünglich eine Million Elektroautos auf den deutschen Straßen vorhergesagt. Das ehemals manisch beschworene Ziel ist in weiter Ferne. Und auch die nächste Vorgabe ist alles andere als zum Greifen nah, denn innerhalb der nächsten zehn Jahre soll die Zahl auf sechs Millionen Elektroautos gestiegen sein. An einem Land wie Deutschland ist zu sehen, dass die Hemmungen, auf ein Elektroauto umzusteigen, deutlich höher sind als von vielen gedacht. Zu sehr hat man sich gerade bei größeren Fahrzeugen an die drehmomentstarken Diesel gewöhnt, die exzellente Fahrleistungen und Reichweiten von 600 bis 1.000 Kilometern vereinen.

Davon sind Elektroautos weit entfernt und auch an einer Schnellladesäule kann man sich nicht mit einem drei minütigen Tankvorgang für die nächsten 800 Kilometern mit hohem Autobahntempo erstarken. Zudem haben Autohersteller wie Audi, BMW, Opel, Peugeot, Mercedes oder Volkswagen zwar ihr Modellangebot mächtig durchgekämmt; doch das Angebot an Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselmotoren liegt, auch aufgrund der großen Kundennachfrage, noch weit über dem der Autos mit einem Stecker.

 

Die Analysten von Jato Dynamics haben den deutschen Automarkt in Bezug auf die verschiedenen Antriebsvarianten seit Ende 2019 genau analysiert. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend. Im Oktober letzten Jahres wurden in Deutschland knapp 22.000 Elektrofahrzeuge (Plug-In-Hybriden, Elektroautos) zugelassen. Bis Dezember gingen die Anmeldungen auf etwa 18.600 Einheiten zurück und der Verkaufsanteil sank von 7,7 auf 6,6 Prozent der Gesamtzulassungen. Seit Jahresbeginn hat sich das Bild jedoch verändert, denn im November hatte die Bundesregierung angekündigt, dass der Kauf von Plug-in-Hybriden und reinen Elektroautos künftig mit 6.000 statt 4.000 Euro je zur Hälfte von Bund und Hersteller gefördert werden solle. Bei Fahrzeugen über einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro stieg der Anteil seither um 25 Prozent. Im Januar kamen bereits mehr als 25.000 neue Elektroautos hinzu. Damit war jeder zehnte zugelassene Neuwagen elektrisch angetrieben. Im Februar 2020 waren es knapp 1.000 Elektroautos mehr als im Vormonat und im März gab es nochmals einen Nachschlag um 1.800 Fahrzeuge mit Stecker.

Mehr Geschäftsleute als Privatpersonen

Insgesamt fast 28.000 Hybride, Plug-in-Hybride und BEVs - so viele wie noch nie in einem Monat. Der Grund liegt nach Angaben der Jato-Analysten in der Bestätigung des staatlichen Zuschusses, denn an den so genannten Incentives der Hersteller und Händler lag es kaum; die hatten sich im gesamten Zeitraum nicht geändert. Mit der Coronakrise brach der Pkw-Absatz um mehr als 60 Prozent ein, wovon auch die E-Mobile nicht verschont wurden. Demgemäß wurden im Monat April nur noch knapp 15.800 verkauft; jedoch blieb der Anteil von rund 13 Prozent an den Gesamtzulassungen nahezu konstant.

Bei der Suche nach der Frage, wer die Fahrzeuge mit Elektroantrieb real kaufe, stellten die Analysten von Jato Dynamics fest, dass in den meisten Fällen Geschäftsleute die Stromer erwerben. Im Oktober 2019 wurden 69,5 Prozent der neuen Elektroautos als Geschäftswagen zugelassen und nur gut 30 Prozent von Privatpersonen. Bis Januar setzte sich der Trend zum elektrischen Firmenauto noch stärker fort - sogar 72,7 Prozent der Steckerautos wurden von Unternehmen gekauft. Seit Februar hat sich der Anteil der privaten Elektroautos wieder erhöht. Im März betrug er 35 Prozent, im April waren es sogar fast 39 Prozent. Die Verteilung über alle Antriebsarten hinweg ist ähnlich, der Anteil des Privatwagenkaufs lag zuletzt bei knapp 42 Prozent.

Die deutsche Rangliste:

Ein Grund für den rückläufigen Absatz der elektrifizierten Geschäftswagen dürfte es sein, dass Leasingfirmen aufgrund der angespannten Corona-Lage lieber Verträge verlängern, statt sich neue Fahrzeuge zu gönnen. Neufahrzeuge lassen sich derzeit nur schwer verkaufen. Zudem wollen die Leasingfirmen vermeiden, Rückläufer wieder vermarkten zu müssen, was derzeit ebenfalls kaum möglich ist. Hohe Lagerbestände an Gebrauchtfahrzeugen kosten jeden Tag wertvolles Geld.

Marktführer in Deutschland bei den Neuzulassungen von elektrifizierten Fahrzeugen ist nach Angaben von IHS unverändert Volkswagen mit 17 Prozent. Auf den Plätzen zwei, drei und vier liegen jedoch schon die Premiumhersteller BMW, Audi und Mercedes mit Anteilen von zwölf, zehn und neun Prozent. Erst danach folgen die Marken Renault (acht Prozent), Tesla (sechs Prozent) und Volvo (fünf Prozent). Ähnlich sieht es in Europa aus. Doch hier liegen mit einem Elektroanteil von zehn Prozent mit BMW, Volkswagen und Tesla drei Marken gleichauf. Knapp dahinter: Renault, Volvo, Peugeot, Audi und Kia.

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