Vorerst letzte Schicht im größten Russland-Werk des Joint Ventures Ford Sollers war am 15. November. Glatte zwei Monate herrscht dort jetzt aufgrund der desolaten Verfassung des russischen Automarktes Zwangspause. Wie schwer der US-Autobauer von dieser betroffen ist, untermauern Zahlen von IHS Automotive: Wurden auf dem bisherigen Produktionshöhepunkt im Jahr 2012 noch 112.000 Fahrzeuge im Werk Vsevolozhsk gebaut, werden es in diesem Jahr gerade noch 18.000. Für den US-Hersteller und seinen Partner Sollers ein besonders harter Schlag: Erst im April hatte man nach einer vorangegangenen Investition in Höhe von umgerechnet 400 Millionen US-Dollar die Produktion des Mondeo gestartet, neben dem Focus das wichtigste Modell in dem Werk. Damals war das Absatzblutbad bereits in vollem Gange. Bis Ende Oktober türmte sich das Absatzminus bei Ford auf 39 Prozent, damit gehörte der US-Hersteller neben VW zu den größten Verlierern unter den Top 15 Marken.
Die Schwäche bei Ford geht nach Einschätzung von Marktkennern über die allgemeine Krise hinaus. Vor allem der einstige Topseller Focus verliert gegen Konkurrenz-Modelle wie den Hyundai Solaris oder den Kia New Rio stark an Boden. Während Solaris und Rio unter den drei meistverkauften Fahrzeugen am Markt rangieren, taucht der Focus unter den Top 25 schon gar nicht mehr auf. Noch 2013 verkaufte Ford in Russland 59.552 Einheiten seines Kompakt-Klassikers, 2014 waren es gerade noch 24.104 Einheiten – aber immer noch deutlich mehr als Ford in diesem Jahr insgesamt in St.Petersburg produziert.
Trotz der extrem schwierigen Marke kommen von Ford die intensivsten Bekenntnisse zum russischen Markt. Langfristig glaube man an die Erfolgsstory dort. Bis sich diese einstellt, wird es dauern. Die Marktexperten von IHS rechnen mit einer nur zähen Erholung, erst im Jahr 2020 erwarten sie im Werk St. Petersburg wieder eine Produktionszahl in Größenordnung von 60.000 Einheiten.
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Frank Volk