Unterschiedliche technische Anforderungen in unterschiedlichen Ländern vor dem Hintergrund eines harten Wettbewerbs unter den Autoherstellern gilt Experten seit längerem als ein Grund, um zur Erreichung von technisch anspruchsvoller Grenzwerte auch zu unerlaubten Mitteln zu greifen – so wie jetzt bei VW in großem Stile bei den Emissionswerten geschehen. Ohne die Wolfsburger ein einziges Mal namentlich zu erwähnen, ging BMW-Chef Harald Krüger in seiner Rede bei der Vorstellung der Zahlen zum 3. Quartal am Dienstag (3. november) ausführlich auf den Dieselskandal ein. Dabei betonte er, dass der Selbstzünder wichtiger Bestandteil der BMW-Technologie Efficient Dynamics sei und dass es ohne Diesel “nicht möglich” sei, die strengen C02-Vorgaben innerhalb der EU zu erreichen.
Krüger geht auch nach dem VW-Skandal von einer weiter hohen Ausstattungsrate beim Selbstzünder aus. Während in Europa der Diesel-Anteil bei 80 Prozent liege, seien es in den USA nur sechs Prozent. In den Vereinigten Staaten würden hauptsächlich Benziner verkauft, “und das wird weiterhin so bleiben”, so der BMW-Chef in der Telefonkonferenz zum dritten Quartal. Aktuell beobachte man keine Veränderung im Kaufverhalten in Bezug auf Diesel. Um hier aber ein abschließendes Urteil zu fällen, sei es deutlich zu früh.
Für BMW bleibe es eine Selbstverständlichkeit, dass “wir uns in jedem Land an die Gesetze und lokal geltende Testzyklen halten.” Angesichts der Globalität der Autoindustrie – BMW verkauft Autos in mehr als 140 Länder – “brauchen wir in Europa und weltweit einheitliche Vorgaben für technische Systeme. So würden alle Hersteller eine stabile Planungsgrundlage für ihre Investitionen erhalten. Es würde dann nicht mehr in den einzelnen Regionen unterschiedliche Vorgaben geben”, sagte Krüger.
Klar sprach sich Krüger für die schnelle Einführung neuer Prüfzyklen aus, explizit nannte er den WLTP und Real-Drive-Emission RDE, mit denen deutlich realitätsnähere Emissions- und Verbrauchswerte ermittelt werden sollen.
Frank Volk