Obwohl die Rückstellungen des DAX-Konzerns für den Abgasskandal wohl nicht ausreichen und die Wolfsburger damit finanziell noch stärker belastet werden dürften, betonen Experten die positiven Aspekte des nahenden Vergleichs. Europas größter Autokonzern könne sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren, dass zuletzt bereits - trotz Dieselaffäre - alles andere als schlecht lief.
Die Aktie von VW verteuert sich am Mittwoch um 2,3 Prozent auf 149,35 Euro und ist damit einer der Spitzenreiter im DAX. Damit setzt das Papier den Höhenflug der vergangenen Wochen fort: Seit Anfang Dezember hat die Aktie mehr als 20 Prozent an Wert gewonnen.
Keine Kapitalerhöhung notwendig
Die zusätzlichen Milliarden, die VW nun voraussichtlich berappen muss, scheinen Anleger offenbar nicht zu stören. Zwar fielen die Strafzahlungen mit insgesamt 20,5 Milliarden höher aus als die Rückstellungen von 18,2 Milliarden Euro, heißt es von Goldman Sachs. Dies sei aber von untergeordneter Bedeutung: Die Einigung könnte als positiver Katalysator dienen, da hiermit der letzte große rechtliche Unsicherheitsfaktor in der Dieselaffäre aus dem Weg geräumt sei, auch wenn noch Strafzahlungen in anderen Regionen möglich seien. Die Analysten sind aber zuversichtlich, dass VW auch in Zukunft ohne Kapitalerhöhung wird auskommen können.
Es sei zwar noch mit Strafzahlungen außerhalb der USA zu rechnen, so ein Händler, es sei mit der Einigung in den USA aber der "große Brocken vom Eis". Er sieht im VW-Papier nun Aufwärtspotenzial bis 160 Euro.
Es gibt allerdings auch skeptische Stimmen: Die DZ Bank bleibt nach der nahenden Einigung in den USA skeptisch für das Unternehmen. Die finanziellen Auswirkungen schienen höher zu sein als bisher von den Märkten erwartet. Auch werden die Zahlungen die Nettoliquidität zu einer Zeit belasten, in der Volkswagen viele Mittel zur Finanzierung der Strategie 2025 benötige. Es bestehe das Risiko weiterer Belastungen in diesem Jahr.
Strafzahlung übersteigt Rücklagen
VW hatte am Dienstag angekündigt, in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem US-Justizministerium zu sein, um einen Vergleich zu erzielen. Damit könnten die Wolfsburger einen Schlussstrich unter die strafrechtlichen Ermittlungen in den USA ziehen. Dem Vergleichsentwurf sieht Bußgeld- und Strafzahlungen von rund 4,3 Milliarden Euro Dollar vor. Sollte die Einigung zustande kommen, würde die Zahlung die getätigten wohl Rücklagen übersteigen.
Volkswagen hatte bereits Zivilklagen mit Verbrauchern, Regulierern, dem Generalstaatsanwalt und Händlern beigelegt und muss dafür wohl rund 17 Milliarden US-Dollar zahlen.
Volkswagen hatte in den vergangenen Wochen intensiv mit dem US-Justizministerium verhandelt, um die Einigung noch unter der Verwaltung des scheidenden Präsidenten Barack Obama zu erreichen. Obama übergibt sein Amt am 20. Januar an seinen Nachfolger Donald Trump. Würde die Einigung bis dahin nicht erfolgen, müsste VW zunächst abwarten, bis sich neue hochrangige Ermittler in den Fall eingearbeitet haben.