Die Wettbewerbshüter befürchten, der Zusammenschluss der beiden Hersteller könnte den Wettbewerb auf dem Markt für Lieferwagen einschränken. Die EU-Behörde wacht über den freien Wettbewerb in Europa.
Der Peugeot-Hersteller PSA und FCA hatten ihre Fusion im Dezember beschlossen. Damit soll der viertgrößte Autohersteller der Welt entstehen. Der neue Konzern hätte aber auch im Segment der Lieferwagen bis 3,5 Tonnen in vielen Ländern hohe Marktanteile, erklärte die EU-Kommission. Anders als auf dem Automarkt gebe es weniger Anbieter und hohe Zugangshürden für Konkurrenten.
FCA mit italienisch-amerikanischen Wurzeln und der französische PSA-Konzern erklärten gemeinsam, dass sie daran festhalten, die Fusion bis spätestens Ende März kommenden Jahres abzuschließen. Sie arbeiten demnach weiter mit der Kommission konstruktiv zusammen. "Die Vorbereitungen für die Fusion gehen wie geplant voran." Grünes Licht von den jeweiligen Wettbewerbsbehörden gebe es bereits in den USA, China, Japan und in Russland.
Bisher konkurrierten beide Anbieter bei den Vans Kopf an Kopf in vielen Märkten und richteten ihre Preise entsprechend aus. Dies könnte bei einer Fusion wegfallen, argumentierte die Kommission. Konkret könnte der Wettbewerb in 14 EU-Staaten und Großbritannien eingeschränkt werden.
"Geschäftlich genutzte Vans sind wichtig für Einzelpersonen, den Mittelstand und große Unternehmen, wenn sie ihre Waren oder Dienstleistungen zum Kunden bringen wollen", erklärte die zuständige Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager. Die beiden Hersteller hätten eine starke Marktposition. "Wir werden sorgfältig überprüfen, ob die vorgeschlagene Transaktion einen negativen Effekt auf den Wettbewerb in diesen Märkten hätte." Ziel sei gesunde Konkurrenz.
Die Unternehmen hätten ihren Zusammenschluss am 8. Mai angemeldet. Die Kommission betonte, während der vorläufigen Prüfung hätten die Unternehmen keine Verpflichtungen eingehen wollen, um die Bedenken auszuräumen. Die Kommission habe nun weitere 90 Arbeitstage Zeit zur vertieften Prüfung. Dass diese eingeleitet wurde, lasse aber noch keine Rückschlüsse auf den Ausgang zu.
Für den Vollzug der Fusion hatten die Autobauer Ende vergangenen Jahres 12 bis 15 Monate angesetzt. Die Corona-Krise hat inzwischen die Umstände für den Deal verändert und die Autobranche weiter unter Druck gesetzt. Absatz- und Zulassungszahlen von Neuwagen sind dramatisch eingebrochen. Im Mai lagen sie nach Angaben des Branchenverbands Acea um gut 52 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.
Die gesamte Auto-Branche ist in einem gewaltigen Umbruch. Die Hersteller müssen Milliarden in den schwierigen Wandel zur E-Mobilität und Digitalisierung stecken. Der Nachfrageeinbruch in der Corona-Krise erhöht den Druck auf die Unternehmen. Weniger Verbraucher interessieren sich für die Anschaffung eines Autos. Tausende Jobs in der Branche stehen auf der Kippe. So will der französische PSA-Konkurrent Renault weltweit 15.000 Stellen abbauen.
PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati im Angebot.
Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Mit der Fusion entstünde also ein Autogigant. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren voriges Jahr größer. Beschäftigt wurden vor den Fusionsplänen nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen.