Renault-Chef Carlos Ghosn wird wohl für eine weitere Amtszeit an der Spitze des französischen Autobauers bleiben. Der Verwaltungsrat gab am Donnerstagabend (15. Februar) grünes Licht, den Vertrag mit dem 63-Jährigen für vier Jahre zu verlängern. Darüber soll nun die Hauptversammlung der Anteilseigner im Juni entscheiden. Ghosn hat zudem entschieden, Thierry Bolloré zur neuen Nummer zwei des Konzerns zu ernennen, teilte der Verwaltungsrat weiter mit. Damit übernimmt Bolloré für Stefan Müller, wenngleich der Posten etwas neu strukturiert wird. Der deutsche Manager war kurz zuvor zurück getreten - offiziell aus gesundheitlichen Gründen. An diesem Freitag (16. Februar) stellt der Autobauer seine Jahreszahlen für 2017 vor, dazu ist auch eine Pressekonferenz mit Ghosn angekündigt.
Bolloré war im Vorstand bislang für Wettbewerbsfragen zuständig und wird nun stellvertretender Generaldirektor - ein Posten, den es derzeit nicht gibt. Das Pariser Wirtschaftsministerium hatte auf die Positionierung eines möglichen Nachfolgers Ghosns gedrängt. Der französische Staat hält 15 Prozent an Renault.
Regierung drängt auf Nachfolgeregelung
Nach Angaben von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire stimmte Ghosn zu, sein Gehalt um 30 Prozent zu verringern. Deshalb habe der Staat im Verwaltungsrat für die Entlohnung des Renault-Chefs gestimmt, sagte Le Maire der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Die Höhe von Ghosns Gehalts hatte in der Vergangenheit für Auseinandersetzungen mit dem französischen Staat gesorgt. Der heutige Präsident Emmanuel Macron hatte den Autobauer im Jahr 2016 in seiner damaligen Funktion als Wirtschaftsminister bei diesem Thema unter Druck gesetzt, woraufhin Ghosn Zugeständnisse machte.
Nach dem Willen des Verwaltungsrats sollen die kommenden vier Jahre unter anderem genutzt werden, die Nachfolgeplanung an der Renault-Spitze voranzutreiben. Außerdem solle in dieser Zeit dafür gesorgt werden, dass die maßgeblich von Ghosn geprägte Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi dauerhaft Bestand hat.
Der in Brasilien geborene Manager hatte 1999 von Renault kommend die Spitze von Nissan übernommen, um den verschuldeten Konzern aus der Krise zu führen. 2005 hatte Ghosn auch die Spitze von Renault übernommen. Die Franzosen sind mit Nissan durch Überkreuz-Beteiligungen verbunden.
Renault, Nissan und Mitsubishi verkauften im vergangenen Jahr zusammen 10,6 Millionen Autos und leichte Nutzfahrzeuge weltweit. Bei Nissan gab Ghosn den Posten des Vorstandschefs im vergangenen Frühjahr ab, blieb aber Präsident. Zudem führt er die Allianz. dpa