Die mit dem Top-Modell Giulia vor dem globalen Neustart stehende Marke Alfa Romeo war bei der Vorstellung der Fiat-Chrysler-Zahlen vergangene Woche nur ein Randthema in der anschließenden Telefonkonferenz. Allerdings eines, das es inhaltlich in sich hatte. Schließlich ist der Plan, die lange dahin darbende Marken-Legende zur globalen Wachstumsstory zu machen, elementarer Bestandteil der Wachstumsstrategie von Konzernchef Marchionne. Zur Erinnerung: 2018 sollen nach dem Willen Marchionnes weltweit 400.000 Alfa Romeo verkauft werden – nach 68.000 im Jahr 2014.
Nun rudert der für schwungvolle Ankündigungen bekannte Autoboss zurück, bevor die erste Giulia überhaupt verkauft wurde. Verantwortlich dafür macht er die Marktschwäche bei Premiumfahrzeugen in China. Auf Nachfrage von Automotive News sagte der Konzernchef, dass die Absatzziele für die FCA-Premiummarke Alfa Romeo dort unter den gegenwärtigen Marktbedingungen nicht erreichbar seien. Sogar eine strategische Neupositionierung schloss der Firmenchef nicht aus. So werde China für die Marke weiter eine Rolle spielen, möglicherweise werde man das kommende Markenportolio aber eher an den Bedürfnissen amerikanischer und europäischer Kunden orientieren. Konkret werde er sich zur Strategie Anfang des Jahres äußern. Zu den nun erwarteten Absatzzielen von Alfa in China sagte Marchionne nichts.
Nach Einschätzung von IHS Automotive spiele China für die italienische Marke aber ohnehin eine untergeordnete Rolle. Die Marktexperten erwarten, dass 2018 in China etwa 17.000 Einheiten der italienischen Marke verkauft werden.
Branchenkenner sehen in der Aussage Marchionnes ein verkapptes Eingeständnis für deutlich zu hohe Absatzziele, für deren wahrscheinliche Verfehlung jetzt China als Ausrede herhalten müsse. Bis Ende 2018 400.000 Alfas verkaufen zu wollen, halten praktisch alle Experten für ausgeschlossen. So werde die Marke mit den neuen Modellen zwar kräftig wachsen, meint beispielsweise IHS Automotive, mehr als um die 230.000 Einheiten traut man Alfa aber global nicht zu. Das wäre etwas mehr als die Hälfte des von Marchionne gesetzten Ziels und für den Konzernchef ein echtes Problem.
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Frank Volk