Der Manager Bernhard Mattes steht seit 2002 an der Spitze der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH in Köln und wird Anfang 2017 seinen Posten für seinen Nachfolger Gunnar Herrmann räumen. Mattes ist ein exzellenter Kenner der Branche. Aber auch darüber hinaus, wenn es um große Themen der Zeitgeschichte geht, wie die überraschende Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA, ist er ein gefragter Interviewpartner.
Seit 2013 ist Mattes nämlich auch Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland und ein Förderer des transatlantischen Handels. Die USA seien in der globalen Welt so vernetzt, da dürften keine Barrieren entstehen, mahnte der 60-jährige Manager kurz nach der US-Wahl in einem Gespräch mit der „Kölnischen Rundschau“. Für die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen wäre eine Politik des Protektionismus nicht hilfreich.
Mattes bleibt aber ganz Realist, wenn er sagt: Ford wolle auch mit der neuen Administration wichtige Themen gemeinsam angehen - Fragen um das autonome Fahren zum Beispiel oder um Abgasregelungen. Erst vor einem Jahr hatte der Dieselskandal bei VW kein gutes Licht auf die deutschen Autobauer geworfen. Über die Manipulationen sagt Mattes heute: „Es ist wichtig, mehr Transparenz für die Verbraucher zu schaffen. Dazu gehören realitätsnahe Testverfahren“.
Die Autoindustrie war schon immer das Metier des diplomierten Ökonomen. Nach seinem Studium heuerte der gebürtige Wolfsburger, dessen Vater bei VW eine leitende Funktion bekleidet hatte, bei BMW an und sammelte Erfahrungen in verschiedenen Positionen im Vertrieb. Dann ging er Ende der 90er Jahre zur Konkurrenz nach Köln.
Die 1925 in Deutschland gegründeten Fordwerke, die zu den führenden Anbietern im deutschen Massenmarkt gehören, waren in Absatznöte geraten und hatten deutliche Marktanteile verloren - von ursprünglich 12 Prozent rund die Hälfte. Schmerzhafte Anpassungen waren nötig.
Zunächst als Vertriebs-, dann ab 2002 als Ford-Deutschlandchef baute Mattes das Unternehmen um und machte es effizienter. Produzieren nicht auf Halde, sondern angepasst am Bedarf - das wird bei Ford inzwischen großgeschrieben. Kontinuierlich wurde in Standorte investiert, unter anderem in eine neue Pressanlage für Leichtbauweise in Saarlouis und einen Klimawindkanal in Köln-Merkenich. Mattes blieb dabei stets geerdet: Mitarbeiter beschreiben ihn als „basisnah“ und „ohne Starallüren“.
„Wir wollen nicht um jeden Preis, aber profitabel wachsen“, umschreibt der Automanager sein Motto. Das wird aber immer dann schwierig, wenn die Konjunktur nicht mitspielt und Autos weniger gefragt sind. Und so sind Anpassungen und Stellenabbau auch bei Ford immer wieder mal Thema. So stand Köln als Produktionsstandort für den Fiesta kurz auf der Kippe. Dann Aufatmen in der Belegschaft: Der meistverkaufte Kleinwagen in Europa werde auch künftig nur in Köln gebaut, gab Mattes im Juni 2014 Entwarnung.
Die Zahlen für das laufende Geschäft, sein letztes als Ford-Deutschland-Chef, dürften Mattes fröhlich stimmen. Im ersten Halbjahr steigerte Ford, einschließlich Nutzfahrzeuge, die Neuzulassungen zweistellig um mehr als 12 Prozent. Dabei lagen vor allem der Minivan C-MAX und der SUV Kuga in der Gunst der Käufer vorn. Damit festigte Ford auf dem deutschen Automarkt hinter VW, Mercedes, Audi, BMW und Opel seine Position als Nummer sechs unter den Top-Herstellern.
Doch die gesamte Industrie befindet sich im Umbruch: Weg von den fossilen Antrieben hin zur Elektromobilität. Jetzt müsse die Politik die politischen Weichen stellen, sagt Mattes, und fordert ein flächendeckendes Netz von Ladestationen. Das ist die eine Seite. Die andere: Die IT-Branche werde künftig noch stärker mit Autoherstellern kooperieren, um einen Mehrwert für die Kunden zu schaffen. Mattes hat eine klare Vorstellung: „Ford entwickelt sich vom Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister“.