Vor einigen Tagen hatte Leoni, führender europäischer Anbieter von Kabeln und Kabelsystemen für die Automobilindustrie, die Finanzmärkte mit einer Gewinnwarnung aufgeschreckt. Nun liegen die Zahlen offiziell auf dem Tisch: Während der Umsatz zwischen Juli und September planmäßig um rund 10 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro zulegte, ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 14 Prozent auf 29,8 Millionen Euro in die Knie. Der Grund des Gewinneinbruchs hat man bei der dominanten Bordnetzsparte verortet.
Bereits im Zusammenhang mit der am Montag (9. November) gemeldeten Amtsniederlegung von Bordnetz-Chef Andreas Brand hatte das Unternehmen auf überraschend hohe Belastungen aus dem Unternehmensbereich hingewiesen. Im Quartalsbericht wird man dazu deutlicher. Dort werden ist die Rede von “ineffizienten Abläufen”, die zu erheblichen und außerplanmäßigen Mehrkosten geführt hätten. Konkret genannt wird das Beispiel Rumänien. Aufgrund der Vollbeschäftigung dort hätte man zusätzlichen Personalbedarf aus anderen Ländern und mit Leasingkräften abdecken müssen. Zudem belaste die unerwartet starke Anhebung des Mindestlohns. Weitere Eregbnisbeeinträchtigen hätten sich aus dem vorzeitigen Auslaufen margenstarker Projekte ergeben. In Summe führte das dazu, dass die Bordnetz-Sparte in den ersten drei Quartal beim Umsatz zwar um 12 Prozent auf 1,987 Milliarden Euro zugelegt hat, der Gewinn aber um 16 Prozent auf 58,7 Millionen Euro absackte.
Für das Gesamtjahr rechnet Leoni jetzt mit einem Konzernumsatz von mindestens 4,4 Milliarden Euro (2014: 4,1 Mrd.), aber nur noch mit einem Gewinn von 130 Millionen Euro (2014: 182,5 Mio) und verfehlt damit den ursprünglichen Zielwert von mehr als 200 Millionen Euro deutlich. Leoni-Chef Dieter Bellé kündigte dazu an: “Als solide aufgestelltes und finanziertes Unternehmen, das nach wie vor über gute Perspektriven verfügt, wird Leoni das derzeitige Margenproblem gründlich und nachhaltig beseitigen.” Dabei nimmt sich der Vorstandsvorsitzende selbst in die Pflicht: Zusammen mit Vorstandsmitglied Frank Hiller, verantwortlich für die Division Wire + Cable-Solutions (WCS), bildet Bellé eine Task Force, die “mit höchster Priorität” die Defizite im Bordnetz-Bereich angehe.
Frank Volk