Gut zwei Monate nach der Inhaftierung von Automanager Carlos Ghosn in Japan kommt der Verwaltungsrat von Renault am Donnerstag (24. Januar 2019) zusammen, um über die Führung der Gruppe zu beraten. Nach den Worten von Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire wird das Topgremium in Boulogne-Billancourt bei Paris dann auch die „nötigen Entscheidungen“ treffen.
Im Paris wird erwartet, dass Ghosns Aufgaben als Konzernchef auf seinen bisherigen Stellvertreter Thierry Bolloré und Michelin-Chef Jean-Dominique Senard aufgeteilt werden. Renault hat sich bisher offiziell zu diesem Szenario nicht geäußert. Le Maire sagte in einem Interview, dass Senard „ein hervorragender Präsident von Renault“ sein würde. Der Staat hält bei Renault 15 % der Anteile und ist deshalb ein wichtiger Akteur bei dem Hersteller.
Der 64-jährige Ghosn, der einst Nissan vor der nahen Pleite gerettet und zusammen mit Renault und Mitsubishi eine mächtige Autoallianz geschmiedet hatte, war im November 2018 in Tokio wegen Verstoßes gegen japanische Börsenauflagen festgenommen und später angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Die Renault-Partner Nissan und Mitsubishi entließen daraufhin Ghosn als Verwaltungsratschef. Bis zu einem Prozess könnten noch Monate vergehen. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert.