MG3 Hybrid Plus Luxury

MG3: In Großbritannien, wo die Marke vor 100 Jahren ihre Ursprünge hatte, war der "Dreier" zuletzt das erfolgreichste chinesische Auto überhaupt. (Bild: MG Motor)

Der britisch-chinesische Autohersteller MG Motor ist in die Top 4 der Fahrzeugbauer in Europa aufgestiegen. Zumindest, wenn man den traditionsreichen Genfer Salon als Indiz heranzieht, auf dem 2024 mit Renault, Dacia und BYD nur noch drei andere große Marken vertreten sind. Den Rest der geschrumpften Ausstellungsfläche besetzen Nischenanbieter mit Sportwagen, obskuren E-Autos oder neuen Mobilitätskonzepten.

Philipp Hempel, Vertriebschef von MG in Deutschland blickt entspannt in die letzte verbliebene Messehalle am Genfer See. „Wenn die anderen nicht kommen, bleibt mehr Aufmerksamkeit für uns.“ Und als Newcomer nimmt man diese besonders gerne mit. Zwar hat MG in Deutschland nach nur drei Jahren bereits einen Marktanteil von 0,7 Prozent erobert und 2023 mehr als 20.000 Neuwagen zugelassen. Doch für die britische Volumenmarke, hinter der der größte chinesische Kraftfahrzeugkonzern SAIC steht, soll es noch weiter gehen. „Das nächste Ziel sind 30.000 Einheiten“, so Hempel. Einen genauen Zeitplan für das 50-Prozent-Plus will er aber nicht nennen.

Beim Erreichen des „Meilensteins“ soll auch die wichtigste Genfer Messeneuheit helfen: der Kleinwagen MG3. In Großbritannien, wo die Marke vor 100 Jahren ihre Ursprünge hatte, war der „Dreier“ zuletzt das erfolgreichste chinesische Auto überhaupt. Auf dem Kontinent tritt man nun erstmals im immer noch absatzstärksten Segment an. Und das mit einem unerwarteten Ansatz: War MG in Deutschland bislang vor allem für seine E-Autos und Plug-in-Hybride bekannt, feiert der Neuen mit Vollhybrid Premiere. Fast 200 PS Systemleistung bringt er auf die Straße und toppt damit einschlägige Konkurrenten wie Toyota Yaris Hybrid und Renault Clio Hybrid deutlich. Beim Preis hingegen will MG Abstand nach oben halten. Rund 20.000 Euro dürfte der MG3 kosten, wenn er im Frühjahr beim Händler steht. Später könnten reine Benziner den Einstiegspreis noch einmal weiter nach unten drücken. „Value for Money“ sei die Positionierung der Marke, zitiert Hempel den englischen MG-Werbeclaim. Kein Billiganbieter, aber günstiger als die meisten Konkurrenten.

Dass Der MG3 keinen reinen E-Antrieb erhält, wie er etwa bei dem eine Nummer größeren MG4 zu haben ist, dürfte vor allem an den Kosten liegen. Im preissensiblen Kleinwagen-Segment startet man daher lieber teilelektrisch, mit kleiner Batterie. „Für uns ist es ein Riesenvorteil, dass wir über unseren Mutterkonzern Zugriff auf eine breite Palette an Antriebstechnologien haben“, so Hempel. So könne man schnell auf Nachfrage-Änderungen reagieren. Als Absage an E-Antriebe allgemein will er das aber nicht verstanden wissen. Auch in diesem Segment möchte MG weiterwachsen.

Eher wenig dazu beitragen dürfte der in Genf ebenfalls gezeigte Elektro-Roadster Cyberster. Der spektakuläre Flügeltürer spielt die Rolle des Image-Leuchtturms und schlägt dabei auch eine Brücke zu den MG-Roadstern der 60er-Jahre. Wenn er Ende des Jahres auf den Markt kommt, haben die Anglo-Chinesen sieben Modelle im Handel. 2025 sollen dann noch die Prestige-Mobile der neuen Submarke IM hinzukommen. In Genf zu sehen sind die Limousine L6, die mit bis zu 800 Kilometern Reichweite im Revier des Tesla Model 3 wildert, sowie ihr SUV-Ableger LS6, der gegen das Model Y antritt.

Verkauft werden die MG-Autos auch online, aber vor allem über das Netz von aktuell 140 Händlern. Hempel gibt sich optimistisch, die Zahl noch ausbauen zu können, das Interesse von Vertriebspartner sei groß. Die nicht-elektrischen Autos gehen den klassischen Vertriebsweg, werden vom Händler auf eigene Rechnung beim Hersteller gekauft und an den Kunden weitergegeben. Die E-Modelle hingegen verkaufen die Händler im sogenannten Agentursystem, also letztlich auf Kommission. Vor allem bei Gewerbekunden ist dieser Weg gefragt.

Größte Kundengruppe sind aber die privaten Neuwagenkäufer. „Unserer Käufer sitzen vor allem am Stadtrand, weniger in der Innenstadt, fünfter Stock, Penthouse“, so Hempel. Häufig sind es Berufspendler mit Zugriff auf eine eigene Lademöglichkeit, die beim Autokauf auf das Preis-Leistungsverhältnis Wert legen. Eine große Kundengruppe, um die die japanischen und koreanischen Autohersteller genauso werben wie VW und Opel. Die allerdings sind auf dem Genfer Salon in diesem Jahr nicht zu finden.

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