Heraus kommt ein überraschend agiles Schwergewicht.
Der große Wurf beim Design bleibt aus, doch hinter dem Steuer ist die zweite Q7-Generation, die ab Juni zu Preisen ab 60.900 Euro beim Händler steht, kaum wiederzuerkennen. Das liegt nicht nur am komplett neu gestalteten Innenraum mit animiertem Cockpit und allerlei Hightech-Dreingaben, sondern einer eindrucksvollen Abspeckkur, bei der die üppige Gewichtsersparnis nur die eine Seite der Seite der Medaille ist. Erst einmal ein paar Kurven hinter sich gebracht, wirkt der 5,05 Meter lange Crossover so, als wäre man mindestens eine Klasse kleiner unterwegs. “Mit 325 Kilogramm weniger Gewicht setzt er den Benchmark im Wettbewerb”, unterstreicht Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg, “er ist rund 26 Prozent effizienter.”
Nun war der erste Q7-Koloss trotz üppiger Motorleistungen bis hin zum Zwölfzylinder kein Wunder an Fahrdynamik und optisch eher pummelig. 530.000 verkaufte Fahrzeuge unterstreichen jedoch, dass sich das bisherige SUV-Topmodell der Ingolstädter einer stimmungsvollen Nachfrage erfreute. Der Unterschied zum neuen Audi Q7 ist bei ähnlichen Dimensionen jedoch größer denn je. Daran hat nicht nur das reduzierte Gewicht von allerdings immer noch knapp 2,1 Tonnen seinen Anteil, sondern auch verwirklichte Entwicklungsaufgaben wie eine höhere Karosseriesteifigkeit, der niedrigere Schwerpunkt und die erstmals auf Wunsch erhältliche Vierradlenkung, die nicht nur den Wendekreis um gut einen Meter reduziert, sondern auch in Innenstadt und auf der Landstraße guttut.
Breit gefächerte Fahrmodi
Bei den Motoren müssen es erst einmal Sechszylinder regeln. Erwartetes Volumenmodell in Europa ist der 200 kW / 272 PS starke V6-Diesel mit drei Litern Hubraum und 600 Nm maximalem Drehmoment, der den fünf Meter langen Audi-Koloss souverän und allemal dynamisch antreibt, ohne wirklich sportliche Gefühle aufkommen zu lassen. Trotz seines Tatendrangs genehmigt sich der obligatorische Allradler gerade einmal 5,7 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Er schafft 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als sechs Sekunden und 234 km/h Höchstgeschwindigkeit. Selbst der 218 PS starke Spardiesel, ebenfalls mit drei Litern Hubraum und sechs Zylindern, verbraucht mit 5,5 Litern kaum weniger. Audi-Entwicklungsvorstand Dr. Ulrich Hackenberg stellt zudem zeitnah einen leistungsstarken V8-Diesel als Q7-Sportversion in Aussicht. Mit der neuen Motorengeneration wird es später auch einen aufgeladenen V8-Benziner mit mehr als 400 PS geben. Ein rund 250 PS starker Vierzylinder ist nur für China und die USA in Vorbereitung. Nicht derart überzeugend wie der Diesel zeigt sich der modifizierte Dreiliter-Benziner mit seinen 333 PS und 250 km/h Spitze, der den Q7 zwar drehfreudig, jedoch blass und mit angestrengtem Klang antreibt. Das sollte die neue Motorengeneration besser können.
Viel Detailliebe haben die Audi-Entwickler in die Abstimmung von Fahrwerk und insbesondere des Fahrkomforts gelegt. Rollte der Vorgänger gerade bei üppigen Radgrößen hölzern ab, so schwebt er nunmehr lässig und leicht über alles weg, was aus der Fahrbahn herausragt. Per Taster lassen sich verschiedene Fahrprogramme ansteuern, die angenehm deutlich weit gespreizt sind und den Fahrer echte Unterschiede bei Feder-Dämpfer-Abstimmung, Gasannahme und Lenkung spüren lassen. Ändert nichts daran, dass sich die allemal präzise Lenkung des Q7 zu leicht anfühlt und der Audi im Komfortmodus am stimmigsten unterwegs ist. Wer die sportlichen Ambitionen zurückstellt, genießt den soliden Diesel und das geringe Geräuschniveau auch bei forscher Fahrweise. Exzellent: die Abstufung der achtstufigen Getriebeautomatik.
Preise ab 60.900 Euro
Modern und technisch zeigt sich der Audi Q7 im Innenraum. Die zahlreichen Verstellmöglichkeiten der komfortablen Sitze bekommen viele Konkurrenten besser hin. Wer sich erst einmal an die Bedienung am Sitz gewöhnt hat, findet seine perfekte Sitzposition; wundert sich jedoch über die zu schlappe Sitzklimatisierung und die nur manuell verstellbaren Kopfstützen. Klasse ist das Platzangebot im Fond, wo auch groß gewachsene Personen bequem sitzen können. Auf Wunsch wird der Q7 zum Siebensitzer mit bis zu sechs Kindersitzen oder glänzt mit einer komplett ebenen Ladefläche. Gut und präzise abzulesen ist das animierte Cockpit, das sich aufgrund der Blendfreiheit ungewöhnlich stark nach unten neigt. Je nach Präferenz des Fahrers lässt sich sein Inhalt variieren und um ein Head-Up-Display im oberen Sichtfeld ergänzen. Angesichts der zahlreichen Bedienfunktionen für Fahrzeugfunktionen, Navigation (nach wie vor nur optional für 2.800 Euro) , Soundsystem (1.150 bis 6.150 Euro) und Vernetzung (ab 310 Euro) erscheint es nicht klar, wieso sich der große Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts ausfahren lässt und nicht statisch in den Instrumententräger intergiert ist. Kaum jemand dürfte einen Meter ohne diesen ausgefahrenen Bildschirm fahren.
Die Bedienung per Dreh-Drücksteller und entbehrlicher Touchfläche auf der breiten Mittelkonsole ist einfach und selbsterklärend. Neben dem vernetzten Entertainmentsystem vorbei gibt es im Fond abnehmbare Tablets, wodurch sich die Fondinsassen mit Fernsehen, Apps, Webzugang und Fahrinformationen längere Strecken verkürzen können. Das Ladevolumen des Audi Q7 liegt je nach Sitzkonfiguration zwischen 295 und 2.075 Liter; einfach zu beladen durch die serienmäßig elektrische Heckklappe.
Der Basispreis für den Audi Q7 3.0 TDI Quattro mit 272 PS liegt in mäßiger Ausstattung bei 60.900 Euro. Real dürfte unter 70.000 Euro nichts fahren. Für jedes der Modelle gibt es nicht nur nahezu grenzenlose Komfortausstattungen, sondern zahlreiche Sicherheits- und Assistenzsysteme. Etwas zu viel des Guten erscheint die Bevormundung des “prädiktiven Effizienzassistenten”, der einen vor einer Kurve per Displayinformationen beispielsweise darauf hinweist, kein Gas mehr geben zu müssen. Gut für die Effizienz, jedoch eine Bevormundung, mit der einige Fahrer ihre Probleme haben dürften. Lässt sich aber ausschalten – Hightech eben auch hier.