"Mir hat letztens noch einer über zwei Millionen Dollar für den hier geboten - aber ich will ihn noch nicht verkaufen. Irgendwann vielleicht. Aber nicht jetzt", verrät der 73-jährige Elliot Cuker und schließt die Flügeltür des verstaubten 1955er 300 SL mit 30.000 Meilen auf dem Tacho. "Allein der Staub auf dem Schätzchen ist mehr als 20.000 Dollar wert", fährt der Gründer und Besitzer von Cooper Classics Collection in Manhattan fort und streicht über die ziemlich verlebte Außenhaut des Traum-Mercedes. Von dem Tag an, als Elliot Cuker den zum damaligen Zeitpunkt auf rund 200.000 Dollar geschätzten Sportwagen mit zwei Vorbesitzern aus einer Scheune in Connecticut zu sich geholt hat, hat er sich in ihn verliebt. "Ich habe lediglich die ganze Mechanik vom Flügeltüren-Spezialisten Paul Russell restaurieren lassen, ansonsten ist alles noch genauso, wie ich ihn das erste Mal vorgefunden habe. Ich habe Paul sogar verboten ihn waschen zu lassen", lacht der im Oktober 1942 in Taschkent im heutigen Usbekistan geborene Selfmade-Millionär, dem der Ruf anhängt "Du kennst Ihn nur, wenn Du superreich bist".
Lange vor seinem Erfolg steht im Jahr 1949 die gemeinsame Flucht zusammen mit seiner russischen Mutter und seinem polnischen Vater ins 10.000 Kilometer entfernte Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts. Nach zahlreichen, erfolglosen Versuchen in der Schauspielkunst Fuß zu fassen, kauft er sich kurzerhand einen 1954er Bentley und bietet sich im Paket mit ihm als Chauffeur an. Und da sich Cooper amerikanischer als Cuker anhört, lautet sein Motto: "Call Cooper!" Wird der steinige Anfang noch stark von seinen Eltern unterstützt, kommt er auf diese Weise schnell zu Geld. Um 1960 zieht er ins West Village, wo er 1976 seine noch heute bestehenden Unternehmens-Räume betreibt. Wobei der Begriff Showrooms es besser beschreibt. Denn das, was sich in den von außen völlig unscheinbaren, gläsernen Garagen befindet, ist eigentlich eine eigene, mehrere Millionen Dollar teure Auto-Show. "Selbst von den Nachbarn, die seit Jahren hier in unserem Viertel wohnen, höre ich regelmäßig, dass sie viele Jahr lang gar nicht wussten, dass es uns gibt - so versteckt sind wir", schmunzelt Elliot Cuker. Nur an Tagen, in denen ein sehr weit hinten in der Garage geparktes Auto herausgeholt werden muss, fällt die sichere Tarnung. "Wir müssen dann die Straße komplett sperren, damit wir die alten Schätze sicher rangieren können."
Neben seinem Lieblings-Ausstellungs-Stück, dem Zwei-Millionen-Dollar-Flügeltürer, zieren aber noch zahlreiche weitere automobile Schätze seine heiligen Hallen. Ob nun ein Facel Vega II, ein 1967er Porsche Targa oder die vielen Pagoden aus dem Hause Mercedes, der Chef der Cooper Classics Collection in der 137 Perry Street mitten in Manhattan ist Herr über einen Teil der schönsten Autos der Welt. Das weiß auch der frühere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani. Nicht ohne Grund kaufte er schon insgesamt vier Fahrzeuge bei Elliot Cuker. Allerdings kaufte dieser ihm alle vier nach ein paar Jahren wieder ab. Aktuell werden bei einem von ihnen, einem 1966er Chevrolet Corvair letzte Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Ganze dreieinhalb Jahre hat die Restaurierung eines weißen Porsche 1500 aus dem Jahr 1954 gedauert. Warum ausgerechnet in ihn so viel Zeit investiert wurde? Er trägt die Fahrgestellnummer 80023 und ist damit das 22. Exemplar des begehrten Oldtimers.
Alles, was ich anfasse, wird zu Gold
Ein noch größeres Warum steht jedoch der Frage nach der Standortwahl voran. Denn so versteckt, wie die beiden Schauräume liegen, dürfte die Zahl der Laufkundschaft gleich Null betragen. "Das ist völlig korrekt. New York ist zudem nicht gerade ein gutes Pflaster für Oldtimer. Die Straßen sind schlecht und der Verkehr ist eine Katastrophe. Da ich aber über 70 Prozent meiner Fahrzeuge per Telefon weltweit an Menschen verkaufe, die noch nie in dem jeweiligen Fahrzeug gesessen, geschweige denn es je live vor Ort gesehen haben, ist das schlicht und einfach egal. Meine Kunden verlassen sich auf meine Fahrzeugbeschreibung und schlagen zu", erklärt Elliot Cuker ruhig und ergänzt gern noch: "Und da Porsche zur Zeit gut läuft, habe ich natürlich viele Porsche im Angebot."
Dass der über ein übermäßig stark ausgeprägtes Selbstwertgefühl verfügende Cuker - "haben Sie mich schon gegoogelt?" - nicht immer so erfolgreich in Dingen, die er sich vorgenommen hat, war, ist an seiner Filmografie abzulesen. Doch auch darauf hat er eine, über die Jahre perfektionierte Antwort parat: "Mit der Schauspielerei hat es einfach nicht sein sollen. Ich wollte es immer, aber Du kannst dich nicht zu etwas machen, was Du nicht bist. Ein schlechter Schauspieler ist ein Lügner." Da er besser verkaufen als schauspielern kann, wundert es nicht, dass er gemeinsam mit seiner rund 30 Jahre jüngeren Frau zwischen den teuren Fahrzeugen auch mal eben ein Haus für zehn Millionen Dollar veräußert. Aber keine Sorge, er muss nun nicht in einer seiner Garagen schlafen, wie seine Antwort auf die Frage "Welches Auto er denn Zuhause stehen hat" schnell zeigt: "Welches Haus meinen Sie? Hier oder in den Hamptons?" Zum Abschluss hat er aber stets noch zwei Weisheiten zur Hand. Erstens: "Es ist leichter ein Auto für eine Million, als für 100.000 Dollar zu verkaufen." Und Zweitens: "Mein Freund Rudy Giuliani sagte mal, dass Alles, was ich anfasse, zu Gold wird." Bei seiner Uhr und seinen Turnschuhen hat das zumindest schon geklappt.