Auch wenn die Kompaktklasse in Europa das vorherrschende Fahrzeugsegment ist; in der letzten Zeit dreht sich alles um SUV und Crossover. Dabei ist einer wie der Ford Focus 1.5 TDCi weit mehr als ein graues Kompaktklassemodell, mit dem automobile Emotionsverweigerer von A nach B und wieder zurückkommen. 1,5 Liter Hubraum, 120 Diesel-PS und stattliche 300 Nm Drehmoment machen Lust auf mehr. Leider sind es mit dem sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe nur 270 Nm, doch auch mit denen geht es gefühlt kraftvoll und engagiert zur Sache. Trotz des hungrigen Tatendrangs schlägt sich der Kölner mit einer spürbaren Anfahrschwäche herum. Ein Tritt auf das Gaspedal, dann kurz warten und erst dann scharrt sich der Fronttriebler nach vorn. Wenn es unbedingt sein muss, erreicht er in knapp elf Sekunden Tempo 100 und bringt so oder so jede Menge Fahrfreude, wenn das Turboloch erst einmal im Rückspiegel verschwindet.

Zu großer Durst

Besser denn je sind beim Focus 1.5 TDCi die Werkzeuge, die einem Piloten die nötige Fahrfreude bereiten. Die Lenkung ist präzise und nicht zu leichtgängig. Das Fahrwerk lässt sich zwar nicht in verschiedenen Modi verändern, doch das vermisst beim Basiskölner niemand. Man ist stramm und gleichzeitig mit jeder Menge Komfort unterwegs. Mit diesem Paket macht es Laune, über kurvige Landstraßen zu pflügen oder die Leine auch einmal innerhalb geschlossener Ortschaften etwas lockerer zu halten. Dabei präsentiert sich der 1,5 Liter große Selbstzünder gut gedämmt und auch bei schnellen Autobahnpassagen reist man ohne Ohrensausen. Die Tachoanzeige wirkt dabei mindestens genauso voller Tatendrang wie der engagierte Fahrer, denn auf der Autobahn schafft der Fronttriebler offiziell angezeigt exakt 210 km/h. Die Werksangabe verspricht gerade einmal 193 km/h und die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.

Das gilt leider nicht beim Verbrauch. Ford stellt für seinen 88 kW / 120 PS starken Spardiesel einen Normdurst von 4,2 Litern Diesel in Aussicht; das sind 0,4 Liter mehr als der identisch motorisierte Sechsgang-Handschalter. In der Realität pressten sich jedoch durchweg mehr als sechs Liter durch die winzig dünnen Einspritzdüsen; mit lockerem Gasfuß ohne viel Innenstadtverkehr stand sogar bisweilen eine sieben vor dem Komma. Das ist nur mäßig und schlicht zu viel für einen Einsteigerdiesel, auch wenn der noch so viel Laune bereitet.

Titanium ein Muss

Seine Designeskapaden hat der Ford Focus sowohl außen als auch innen längst hinter sich. Auch wenn sich der Innenraum durchaus noch über ein wenig mehr Detailliebe freuen würde, passt das Gesamtpaket. Die Sitzposition ist gut, das Platzangebot hinten kein bisschen schlechter und auch das einst überladene Cockpit hat seinen Schrecken verloren. Das Bedienkonzept Ford Sync ist nicht perfekt, aber allemal leicht verständlich. Auch wenn es mit der Spracheingabe von Adressen bisweilen schon einmal hakt und die Echtzeitverkehrsdaten nicht auf dem Niveau von Audi oder BMW sind, kann der Focus allemal glänzen. Gerne dürfte der Touchbildschirm in der nächsten Generation noch ein paar Zentimeter größer sein und etwas näher zum Fahrer positioniert sein; dann gibt es nur noch strahlende Gesichter. Das Ladevolumen liegt zwischen 363 und 1.262 Litern. Der automatisch ausklappbare Türkantenschutz ist praktisch, nervt aber mit seiner Geräuschkulisse.

Den Weg durch den Alltag erleichtern einem nicht nur das klasse abgestimmte Fahrwerk, kräftige Bremsen und die präzise Lenkung, sondern auch eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen, die einem helfen oder einen nerven – ganz nach Gusto. Nicht überzeugen konnte in diesem Zusammenhang einzig die Verkehrszeichenerkennung, die immer wieder Geschwindigkeiten in die Displays projizierte, die nicht der Realität entsprachen. Gerade im Dunkeln scheint das System von Ford hier bisweilen an seinen Grenzen zu arbeiten.

Wieviel jeder für seinen Ford Focus ausgeben will, bleibt ihm überlassen. Der 120 PS starke 1,5-Liter-Diesel ist allemal eine gute Wahl, die es einem schwer macht, sich für die 150-PS-Version starken Zweiliter-Diesel zu interessieren. Bei der Ausstattungsvariante sollte man keinen Gedanken daran verschwenden, sich weniger als das Titanium-Modell in die eigene Einfahrt zu holen. Erst er bietet serienmäßig Alufelgen, Nebelschweinwerfer sowie Sensoren für Regen und Licht, abblendbare Spiegel, elektrische Fensterheber hinten oder eine Klimaautomatik. Da für den Ford Focus noch keine LED-Scheinwerfer verfügbar sind, sollte man den Kölner mit Sonderausstattungen wie Xenonlicht (1.040 Euro) sowie das Businesspaket mit Navigation (700 Euro), Winterpaket (Sitz- / Lenkradheizung / beheizbare Windschutzscheibe für 500 Euro), Rückfahrkamera (270 Euro) oder Notstopp- / Fahrspurassistent (850 Euro) aufwerten. Letztlich reduziert sich der Verkaufspreis von 31.535 Euro durch einen aktuellen Händlerbonus auf immerhin 28.075 Euro.

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