SUV sind im Trend. Das weiß auch Hyundai nicht erst seit gestern. So bildete der Ur-Tucson bereits einen ersten südkoreanischen Einstieg in die Welt des allradgetriebenen Hochsitzens. Sein Nachfolger, der ix35, bot wenige Jahre später eine spürbare Verbesserung in allen Punkten. Gleichzeitig durfte sich auch durch das auf den Kopfstellen des Namens über das dann kreierte Wort sexi lustig gemacht werden. Damit ist nun wieder Schluss, denn der Tucson ist zurück – mit viel Kraft, noch mehr Komfort und jeder Menge technischer Helfer bläst er zum Angriff auf das vielumkämpfte SUV-Segment. Mit Blick auf sein neues Heck kaum noch von einem Kia Sportage oder VW Tiguan zu unterscheiden, zeigt er sich zumindest in seiner Frontansicht ein wenig eigenständiger.
Im Innenraum sieht das schon anders aus. Hier herrscht Hyundai-Atmosphäre wohin das Auge blickt. Moderne Farben, feine Materialien mit angenehmer Haptik und jede Menge Schalter und Knöpfe lassen nur wenig Raum für Kritik. Vor allem in der Topausstattungsvariante lachen einen an kalten Tagen die Sitzheizungs-Knöpfe für die Vorder- und Rücksitze sowie die Lenkradheizung an. Das gewaltige Panoramaschiebedach lädt derweil auf der beheizten Rücksitzbank zum Sternegucken ein. Platz, soviel sei jetzt schon verraten, findet sich auf jedem der insgesamt fünf Sitzgelegenheiten mehr als genug. Zudem spricht der Komfort für jedwede Form der automobilen Fernreise. Damit die auch sicher zum Ende kommt, dafür stehen dem Fahrer zahlreiche Assistenzsysteme zur Verfügung.
Einer von ihnen dient der Spurhalteunterstützung. Werden beide Hände vom Lenkrad genommen und die Fahrspuren auf der rechten und der linken Seite sind gut erkennbar, zeigt das System einen ernstzunehmenden Blick in die autonome Zukunft auf. Störend ist dabei jedoch, dass der Assistent so stark einwirkt, dass die Benutzung der elektrischen Servolenkung für den Fahrer nur noch begrenzt Spaß macht. Zu sehr ruckelt und zuckelt der imaginäre Fahrlehrer am belederten Rund. So dass eigentlich nur die Deaktivierung bleibt. Ebenfalls auf der einen Seite sehr gelungen, auf der anderen Seite nicht zu Ende gedacht ist der Einparkpilot. Bei ausreichendem Licht gelingt das Einparken-Lassen ohne große Mühe – die Bestellung der Sechsstufen-Automatik vorausgesetzt. Sobald sich jedoch die Sonne verzieht und in der Rückfahrkamera-Darstellung die Bordsteinkanten kaum noch auszumachen sind, stößt das System völlig verständlich an seine Grenze. Unverständlich ist jedoch, warum es sich dennoch zum Einparken anbietet. Wem etwas an den schicken Felgen liegt, der sollte die helfende Hand allerdings links liegen lassen und sein Glück in die eigenen Einparkgeschicke legen.
Sehenswert hingegen ist die Restreichweitenanzeige des 185 PS starken Diesel-Tucson. Sie macht bis zum letzten Kilometer Hoffnung auf das Erreichen der von Hyundai angegebenen Reichweite. Kurios nur, dass die nach einem kleinen Tankstopp eingeflößten Liter sich in keinster Weise positiv auswirken. So dass, wohl wissend, dass bei dem angezeigten Durchschnittsverbrauch von zehn Litern die soeben nachgefüllten fünf Liter für fünfzig weitere Kilometer reichen, die Anzeige auf ihrem einen Restkilometer beharrt und sich wenige Augenblicke später in eine Strichlandschaft verwandelt. Wie der Normverbrauch von 6,5 Litern auf 100 Kilometern erreicht werden soll, bleibt dabei so schleierhaft wie die Leistungsabgabe der USB-Buchse. Letztere reicht nicht einmal zur Smartphone-Akkustanderhaltung – ein offensichtlich typisches Hyundai-Problem.
Gar nicht problematisch verhält sich der 37.900 Euro teure Hyundai Tucson mit seinem 2,0 Liter Vierzylindermotor, wenn er auf das reduziert wird, für das er eigentlich genutzt wird: das Fahren an sich. Er ist sehr spurtreu, laufruhig und vor allem sehr gut schallisoliert. Trotz seiner SUV-Ausmaße und dem Gewicht von über 1,8 Tonnen ist im Innenraum kaum etwas von der Fahrt mitzubekommen. Selbst bei 201 Kilometern pro Stunde, seiner Höchstgeschwindigkeit, kommt das Gefühl einer angenehmen Reisegeschwindigkeit auf. Einen großen Anteil daran haben aber auch die sehr komfortablen Sitze sowie das einfach zu bedienende und sehr gut arbeitende Infotainmentsystem. Von der nicht so gut funktionierenden Verkehrsschilderkennung einmal abgesehen, ist auch das Navigationssystem ohne große Tadel unterwegs. Gleiches gilt auch für das Gepäckraumabteil, das im Vergleich zum Vorgänger mit 513 Liter rund zehn Prozent mehr Stauraum anbietet. Erfreulich, vor allem für die Nachbarn, ist die Tatsache, dass die elektrische Heckklappe nur kurz einen warnenden Piepton von sich gibt und dann lautlos ihre Arbeit verrichtet. Alles in allem bietet der Hyundai Tucson ein ordentliches Gesamtpaket, bei dem nicht jedes Sonderausstattungs-Häkchen gesetzt werden sollte.
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Marcel Sommer; press-inform