Pikes Peak. Diese automobile Hatz auf den 4.301 Meter hohen Hügel im US-Bundesstaat Colorado versetzt PS-Narren dies- und jenseits des Atlantiks in freudige Erregung. Viele erinnern sich noch daran, als Walter Röhrl 1987 in seinem Audi-Quattro-S1-Waffe die 156 Kehren hochjagte und auf den teilweise unbefestigten Schotterstraßen die Konkurrenten in Grund und Boden fuhr. Die damalige Siegerzeit: 10:47,85 Minuten. Oder wie Sebastien Löw 2013 die knapp 20 Kilometer lange Strecke – jetzt komplett auf Asphalt – in aberwitzigen 8:13,878 Minuten bezwang. Dieses Jahr schaffte ein aufgemotzter Honda CR-Z mit rund 450 Elektro-PS den Kurs in 10:23, 823 Minuten – Platz eins in der so genannten “Exhibition Class”.
Doppelt Gemoppelt
Alles schön und gut. Ausgefeilte Technik hat Honda ja schon öfters hervorgebracht, die dann in den Schubladen und Regalen der Ingenieure verstaubte. Nicht so mit dem kompakten Bergteufel. Der soll einen zivilen Ableger bekommen. “Bald, sehr bald”, sagt Y. Horiuchi, der geistige Vater hinter dem E-Renner. Schon 2018 soll es so weit sein, dass dieser Honda die Stromer-Gilde aufmischt. Die Technik des “4-Motor EV” stammt von dem Pikes-Peak-Sieger, wurde aber für die Straßenversion herunterskaliert. Statt 450 PS sind es nun gut 225 PS und bei der endgültigen Version sollen es um die 350 PS sein, was für eine Reichweite von mindestens 400 Kilometer gut sein soll. Das Antriebs-Konzept mit den vier E-Motoren, von denen jeder für ein Rad zuständig ist, ist unverrückbares Dogma. Das Besondere an diesem Honda-Konzept ist die Kombination von mitlenkenden Rädern und dem Torque-Vectoring, das die Kraft an einzelne Reifen schickt. Eigentlich ist das doppelt gemoppelt, aber die Honda-Ingenieure haben diese beiden Konzepte so geschickt kombiniert, dass die Kurvendynamik noch einmal gesteigert wird. Zum Beweis zeigen die stolzen Techniker ein On-Board-Video des Pikes-Peaks-Höllenritts.
Auch die Zivil-Version des Hybrid-Keil Honda CR-Z begeistert. Auch ohne die atemberaubende Kulisse der Rocky Mountains im Hintergrund raubt die Agilität dem Lenker bisweilen den Atem. Eine enge Kurve? “Kein Problem, einfach draufhalten”, ermuntert der Ingenieur auf dem Beifahrersitz. Also weg mit der Scheu, einen exorbitant teuren Prototypen zu bewegen. Feuer frei. In der Tat: Der 1.6 Tonnen schwere Honda carvt förmlich um die Ecken. Bisweilen ist kurz vor dem Scheitelpunkt ein leichtes Untersteuern und das markante Zupfen am Lenkrad festzustellen, wenn man aber den Radius beibehält, das Gas mutig stehen lässt, hilft das agile Heck die Kurve zum Umtanzen. Klasse, Wahnsinn. So macht Elektromobilität Spaß. Zwischen den einzelnen Kurven-Geschlängel bleibt noch genug Zeit für Tech-Talk: von null auf 100 km/h in 3,6 Sekunden und 210 km/h Spitze.
Das Grinsen ob dieses spontanen Möchtegerne-Geldtransfer-Angebots wird noch breiter, sobald die nächste Kurvenkombination naht. Rein mit Karacho, raus mit Karacho. Bald können sich die Teslas und die BMWs dieser Welt warm anziehen. Auch das Tanken ist geregelt, denn bei optimalen Voraussetzung vergehen an einer Schnelllade-Station maximal 30 Minuten bis die Akkus wieder voll sind. Bei der Größe halten sich die Japaner noch etwas bedeckt, deuten aber an, dass es etwa 16 Kilowatt sind und dass die Batteriezellen eine hohe Energiedichte haben werden.